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E-Government: Wie Capgemini die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung vorantreibt 

Capgemini Karriere
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17. Dez. 2024

Wie kann die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland beschleunigt werden? Jörg Heinke und Alexander Hiesinger haben es vorgemacht – und wurden dafür mit dem Red Hat Innovations Award 2024 ausgezeichnet. 


Jörg Heinke und Alexander Hiesinger sind Enterprise Architects bei Capgemini am Standort München. In einem Projekt mit einer behördlichen IT-Dienstleistungseinrichtung waren die beiden federführend daran beteiligt, eine flexible und agile Plattform zu erweitern, die es den Entwicklungsteams der Behörden ermöglicht, zentral zu entwickeln. Mithilfe der Integration von Red Hat OpenShift Dev Spaces konnten sie Schlüsselprozesse beschleunigen und gleichzeitig strenge Sicherheitsanforderungen in einer air-gapped-Umgebung einhalten.

Software Engineering für die digitale Verwaltung auf die Überholspur bringen 

Alexander, erläutere bitte kurz, wie es zu dem gemeinsamen Projekt mit dem behördlichen IT-Dienstleister kam. Vor welchen konkreten Herausforderungen stand der IT-Dienstleister? 

Alexander Hiesinger (AH): Der Dienstleister ist ein wichtiger Treiber auf dem Weg zum E-Government. Mithilfe digitaler Technologien stellt er behördliche Services für Bürger*innen, Unternehmen sowie andere Regierungsbehörden zur Verfügung. Dafür ist eine Vielzahl an Workstations notwendig: Entwicklungsteams benötigen Computing-Ressourcen, Plugins, Tools und Plattformen, auf denen sie Anwendungen entwickeln, testen und bereitstellen können. Diese Ressourcen müssen schnell zur Verfügung gestellt werden und gleichzeitig die hohen Sicherheitsanforderungen erfüllen. 

Eine der Technologien für die effiziente Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung ist eine Container-Plattform. Wir von Capgemini arbeiten mit anderen Dienstleistern zusammen, um diese Container-Plattform als standardisiertes Produkt bereitzustellen. Dieses Produkt haben Jörg und ich für die speziellen Anforderungen eines Fachverfahrens – einer datenbankbasierten IT-Anwendung – weiterentwickelt. Diese Weiterentwicklung wurde mit dem Red Hat Innovation Award 2024 ausgezeichnet und bei der Abstimmung zum globalen „Innovator of the Year“ gewählt. 

Wie seid ihr strategisch vorgegangen, um die technische Lösung zu erarbeiten? 

AH: Jörg und ich haben den bestehenden Bereitstellungsprozess für Red Hat OpenShift Container-Plattformen erweitert: um das zusätzliche Produkt Red Hat OpenShift Dev Spaces und um NVIDIA GPUs. So können schneller Anwendungen entwickelt und bereitgestellt werden. Das gilt insbesondere für Business Cases, die künstliche Intelligenz und Machine Learning verwenden.  

Die Behörde hat nun in einem zentral verwalteten Selfservice-Modell die Möglichkeit, die Anzahl an Software Engineers selbst zu bestimmen und zu skalieren, ohne dass wir eingebunden sind. Durch diese technische Lösung kann die Bundesbehörde schnell und einfach festlegen, wie sie die GPU-Ressourcen den jeweiligen Entwicklungsteams zuordnet. Sie stellt zentral den Container-Service zur Verfügung und ​​das Fachverfahren kann autark arbeiten. Spezielle Anforderungen vonseiten der Softwareentwicklerinnen und -Entwickler liegen in der Hand der jeweiligen Ministerien.  

Was sind die Vorteile von Red Hat OpenShift Dev Spaces? 

Jörg Heinke (JH): ​​​​​​Red Hat OpenShift Dev Spaces ist eine Cloud-Lösung. Sie ermöglicht Software Engineers, ihre Entwicklungsumgebungen direkt in der Cloud zu erstellen und zu verwalten – ohne lokale Einrichtungen oder Konfigurationen. Um den Schutz der Daten zu gewährleisten, ist die Lösung in einer privaten Cloud unter Berücksichtigung von verschiedener Sicherheitsanforderungen realisiert. 

Diese cloudbasierten Umgebungen sind skalierbar, flexibel und einfach zugänglich. Dadurch eignen sie sich besonders für Teams, die remote arbeiten oder auf Ressourcen zugreifen müssen, die über ihre lokalen Geräte hinausgehen. 

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Du willst mit innovativen Technologien arbeiten und etwas Gutes für die Gesellschaft tun? In IT-Projekten für den Public Sector hast du die Chance dazu.

Wie profitiert die behördliche Dienstleistungseinrichtung von der Lösung, die ihr erarbeitet habt? 

AH: Das Onboarding neuer Entwickler ist jetzt erheblich beschleunigt, denn die Vergabe der Zugänge läuft zentral und die erforderlichen GPU-Ressourcen befinden sich auf der Container-Plattform. Dank des Single Sign-on erhalten Entwickler und Entwicklerinnen mit einem einzigen Account Zugang zu allen benötigten Ressourcen inklusive der Rechte für technische Lösungen.  

Neu eingestellte Software Engineers benötigen nur noch einen Laptop mit Zugang zur Plattform und können schnell mit der Arbeit beginnen. Im Cluster können sie – auch gemeinsam mit anderen Teammitgliedern – Code programmieren, ausführen und testen. Bei Bedarf lassen sich die erforderlichen GPU-Ressourcen flexibel erweitern oder umverteilen. 

Das steigert nicht nur die Produktivität, sondern fördert auch den Teamgeist. Neue KI-Tools und SaaS-Angebote sind schneller marktreif, was die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorantreibt und zugleich Kosten einspart. 

Und wie profitieren Bürgerinnen und Bürger von diesen öffentlichen Verwaltungsdienstleistungen? 

JH: Die entwickelte Lösung ist flexibel und agil. Dadurch lassen sich neue Services für Bürger viel schneller entwickeln als noch vor ein oder zwei Jahren. Je mehr Bürger ein Staat hat, desto komplizierter gestaltet sich der Aufbau digitaler Services​​​​. Dank der agilen Arbeitsweise, welche die Container-Plattform ermöglicht, lassen sich mehrere digitale Dienstleistungen nun gleichzeitig entwickeln – bei konstant hoher Qualität. Zudem gewährleistet die Plattform eine hohe Datensicherheit. 

IT-Projekte im Public Sector: Einzigartige Herausforderungen gemeinsam meistern 

Wie war euer Projektteam aufgestellt und wie lief die Zusammenarbeit? 

JH: Im Projektteam kommen Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Jobprofilen zusammen, beispielsweise Scrum Master, Software Engineers oder Enterprise Architects wie Alexander und ich. In der Zusammenarbeit kombinieren wir verschiedene Methoden, etwa SCRUM und DevOps. Dadurch bleiben wir sehr flexibel, sowohl im Management des Gesamtprojektes als auch beim Abstimmen der Kundenanforderungen mit den Herstellern. Die Anforderungen an das Projekt haben sich seit Beginn des Projektes immer wieder verändert. Das Projekt ist deshalb auch im Hinblick auf eine agile Arbeitsweise ein Vorzeigeprojekt.  

Was war für euch das Spannende an dem Projekt? 

AH: Für mich war das Spannende die technische Umsetzung: Wie lässt sich die Container-Plattform modular gestalten, sodass der Kunde dank zusätzlicher Bausteine einfach weitere Arbeitsplätze für Software-Engineers einrichten kann? 

JH: Ich fand es sehr spannend, sowohl die zusätzlichen Anforderungen des Fachverfahrens umzusetzen als auch den Serviceumfang der gemanagten Containerplattform beizubehalten. Dies ist gelungen durch die weitgehende Delegierung der Konfiguration an den Servicenutzer. So kann ein effizienter Standard beibehalten werden, der nicht zu 100 verschiedenen Varianten der Plattform führt und hohen Verwaltungsaufwand erfordern würde. 

Und noch etwas: ​​​​Seitdem ich mehr Einblick in den Public Sector erhalten habe, sehe ich, dass die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ausgesprochen innovativ vorangetrieben wird. Nicht nur in Bezug auf die Technologien: Die verschiedenen Behörden arbeiten in der Entwicklung eng zusammen und tauschen sich über Ideen und Herausforderungen aus.  

Welche besonderen Anforderungen gibt es bei Projekten im Public Sector? 

AH: In diesem Projekt muss die ganze Plattform air-gapped sein. Das heißt, sie muss ohne Internetverbindung funktionieren: Alle benötigten Software-Bausteine werden geprüft und offline zwischengespeichert. Von diesem Speicherort können die Entwicklungsteams sie lokal installieren. Auch nach der Installation darf es keinen Zugang zum Internet geben. Der Grund: Die verwendete Software muss sicher sein. Schließlich arbeitet der Public Sector mit sensiblen persönlichen Daten. 

Welche Rolle spielt generative KI im E-Government? 

JH: Generative KI hilft der öffentlichen Verwaltung, deutlich effizienter zu werden und Bürgerinnen und Bürgern unterstützende Tools zur Verfügung zu stellen. Chatbots können den Bürgern viele Fragen beantworten, beispielsweise bei der Beantragung eines Ausweises oder einer Aufenthaltsgenehmigung. Das entlastet die öffentliche Verwaltung in hohem Maße. 

Auch darüber hinaus bietet KI großes Potenzial. So lassen sich Systeme entwickeln, die beispielsweise Papierdokumente digitalisieren und deren Inhalte erfassen. Die Anwendungen können jetzt inhouse programmiert werden. Dadurch haben die Behörden Hoheit über die Daten und können deren Sicherheit gewährleisten. 

Für das Projekt hat Capgemini die Auszeichnung zum „Red Hat Innovator of the Year“ erhalten. Welche Bedeutung hat das für euch persönlich? 

JH: Ich finde es sehr schön, dass wir die Sichtbarkeit von Capgemini für innovative Lösungen im Umfeld des Public Sector deutlich hervorheben konnten. 

AH: Der Award ist auf jeden Fall eine Anerkennung unserer Arbeit. Er zeigt, wie wichtig die Entwicklung dieser Plattform ist, da sie die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung vorantreibt.       

Karriere bei Capgemini als Enterprise Architect in Public Sector-Projekten 

Welche Skills sind für eine Position als Enterprise Architect grundlegend? 

JH: Neben der technischen Expertise und der Praxiserfahrung braucht es vor allem eine hohe Flexibilität. Es gibt keine Projekte mehr, die für die nächsten fünf Jahre durchgeplant sind. Wir entwickeln stattdessen mit einer agilen Arbeitsweise. Als Enterprise Architekten müssen wir bereit sein, auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren. 

Aus technischer Sicht sind zwei Skills besonders gefragt: Wissen zu KI- und Container-Architekturen. Immer mehr Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wollen diese Technologien nutzen. Enterprise Architekten sollten wissen, wie Container-Plattformen funktionieren. KI-Funktionen innerhalb dieser Plattformen sind außerdem derzeit am Markt sehr gefragt. 

Wie unterstützt Capgemini euch dabei, in eurer Rolle als Enterprise Architect up to date zu bleiben? 

JH: Bei Capgemini haben wir verschiedene Möglichkeiten uns fortzubilden. Es gibt zum Beispiel die OpenShift-Trainings und -Workshops, in denen wir viele praktische Erfahrungen sammeln können. Hierzu zählt auch die Red Hat OpenShift Admin-Zertifizierung. Die Software-Hersteller bieten ebenso spezielle Workshops an und Capgemini ermöglicht es uns, daran teilzunehmen. Wir konnten dieses Jahr außerdem bei der KubeCon mit über 10.000 Teilnehmenden in Paris dabei sein, der größten Open-Source-Konferenz. Das war für uns eine große Bereicherung, denn hier konnten wir hochinnovative, neu auf den Markt kommende Lösungen intensiv kennenlernen. 

Zudem können wir interne Schulungen absolvieren, beispielsweise in Richtung Projektmanagement. Es wird ein individueller Plan erstellt und darin festgehalten, in welche Richtung sich eine Person entwickeln möchte. Alle Mitarbeitenden gestalten ihren Karriereweg selbst.  

Was würdest du Personen empfehlen, die sich für eine IT-Karriere im öffentlichen Sektor interessieren? 

AH: Projekte im öffentlichen Sektor sind oft über mehrere Jahre angelegt. Daher bieten sie Berufseinsteiger*innen eine spannende Lernkurve. Sie können sich länger einarbeiten und haben die Gelegenheit, viele Bereiche kennenzulernen und sich langfristig entlang des Projekts weiterzuentwickeln.  

JH: Und die Arbeit, die ich dort leiste, hat einen direkten Einfluss auf unser aller Leben. E-Government und die damit verbundenen Services möchten wir als Bürger*innen so schnell wie möglich haben, weil sie unser Leben vereinfachen und mehr Transparenz schaffen.  

In den Projekten für Behörden gibt es außerdem eine sehr persönliche Wertschätzung, weil wir einen großen Beitrag dazu leisten, dass sie ihre Ziele erreichen. Ich empfinde es als sehr erfüllend, an solchen Projekten mitzuarbeiten. 

Danke, Alexander und Jörg! 

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