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Souveräne Cloud erklärt: Die wichtigsten Tipps für sichere Daten, Compliance und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit

Heiko Rohwer
Heiko Rohwer
14. Okt. 2025

Cloud-Technologien sind das Rückgrat der digitalen Transformation. Doch mit wachsender Abhängigkeit von globalen Anbietern steigt auch das Bedürfnis nach Kontrolle über Daten, Systeme und Prozesse.

Wie lässt sich diese digitale Souveränität sicherstellen ohne auf Innovation, Skalierbarkeit und Flexibilität zu verzichten? Die Antwort liegt in der souveränen Cloud.

Digitale Souveränität ist einer der Top-Trends im Bereich Cloud. Organisationen sorgen zunehmend dafür, Daten, Infrastruktur und kritische Workloads vor dem Zugriff durch externe Gerichtsbarkeiten und ausländische Regierungen zu schützen. Eine Digital-Sovereignty-Strategie ist für Führungskräfte globaler Unternehmen derzeit ein wichtiger Agendapunkt.

Souveräne Cloud-Lösungen sind also keine Option mehr, sondern Notwendigkeit: Für wirtschaftliche Unabhängigkeit, regulatorische Konformität und den Schutz sensibler Informationen.

Was ist eine „souveräne Cloud“?

Die souveräne Cloud ist mehr als nur ein technisches Konzept. Sie ist ein strategischer Ansatz, der es Unternehmen ermöglicht, sensible Daten gesetzeskonform, für relevante Stakeholder transparent und insgesamt kontrolliert zu verarbeiten. Dabei stehen Datensouveränität, rechtliche Konformität (zum Beispiel die EU-Regulierungen NIS-2, DSGVO, DORA, CRA, IT-SiG 2.0), aber auch technologische Unabhängigkeit im Vordergrund.

Im europäischen Kontext gewinnt das Thema zusätzlich an Relevanz: Regulatorische Anforderungen fordern eine neue Denkweise beim Aufbau und Betrieb von Cloud-Infrastrukturen. Cloud wird zunehmend zum „New Normal“. Unternehmen haben allerdings meist nicht das Know-how und die Kapazität, um ein sicheres Rechenzentrum selbst zu betreiben. Funktionen wie „On-Demand Self-Service“ – also der selbstständige Zugriff auf Cloud-basierte Ressourcen ohne IT-Service-Desk oder Helpdesk – oder „schnelle Elastizität“ – also das schnelle Hinzufügen oder Verkleinern von Cloud-Ressourcen, um plötzlichen Bedarfsänderungen zu begegnen – erfordern vielfältiges Expertenwissen, was häufig die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Unternehmen übersteigt.

Während große Hyperscaler vor allem in den USA und China angesiedelt sind, sind deren Datenschutzstandards oft nicht mit den europäischen Verordnungen vereinbar. Die politische Lage verändert sich und das Vertrauen in ehemalige Partner im Ausland schwindet.

Gleichzeitig verlangen Unternehmenskunden hohe Schutz- und Datenschutzstandards, möchten jedoch von der Elastizität, der dynamischen Nutzung von Ressourcen und der Innovationskraft moderner Cloud-Angebote profitieren. Auch öffentliche Auftraggeber stehen unter Druck, die Kosten zu senken und gleichzeitig die Verwaltung zu modernisieren. Daher sind Unternehmen gefordert, ihre IT-Strategien neu auszurichten und stehen vor der Herausforderung, komplexe Anforderungen mit wirtschaftlicher Realität zu vereinen.

Wie gelangen Unternehmen zur souveränen Cloud?

In der Praxis sollten Verantwortliche konkret folgende Schritte gehen:

  • Bestimmen, welche Daten sensibel sind und welche Sicherheitslevels benötigt werden
  • Schutzbedarf-abhängige Multi-Cloud-Strategien entwerfen mit der souveränen Cloud als zentralem Baustein
  • Sensible Workloads technologisch trennen durch souveräne Plattformdienste
  • Verifizierbare Zugriffskontrollen, Datenverschlüsselung und Zero-Trust-Architekturen einsetzen
  • Offene Standards nutzen, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Interoperabilität zu ermöglichen
  • Souveränität bereits in der Architektur berücksichtigen (Governance-by-Design)

Für die erfolgreiche Umsetzung einer souveränen Cloud ist umfassendes Wissen in verschiedenen Schlüsselbereichen erforderlich. Diese Bereiche umfassen sowohl technologische als auch regulatorische und sicherheitsrelevante Disziplinen (Abb. 1) und lassen sich in vier Gruppen fassen.

Abbildung 1: Notwendige Wissensbereiche zur Umsetzung souveräner Cloud. Quelle: Capgemini

Standards und Anforderungen

Unternehmen müssen in der Lage sein, gesetzliche und branchenspezifische Anforderungen zu erfüllen. Dazu zählen Anforderungen aus C5, KRITIS, DSGVO, IT-Grundschutz sowie internationale Normen wie Common Criteria (CC/ITSEC CPR). Auch der sichere Betrieb von Rechenzentren (DC-Operation) und die Einhaltung von Vorschriften wie VS-/NfD-Einstufungen gehören dazu.

Technologieverfügbarkeit und sichere Nutzung

Eine souveräne Cloud setzt voraus, dass zentrale Technologien wie Hardware Security Module (HSM), Switches, Hypervisoren, Router, Cloud-Stacks sowie leistungsfähige CPUs und GPUs verfügbar sind und sicher genutzt werden können.

Kapazitäten zu Sicherheits- und Bedrohungserkennung

Um Bedrohungen wirksam zu erkennen und abzuwehren, sind entsprechende Kompetenzen in den Bereichen SOC-Engineering, Threat Intelligence, Verschlüsselung, Red-Teaming, Penetrationstests, Identity & Access Management (IAM) sowie Identity Governance & Administration (IGA) notwendig.

Know-how, Erfahrungen und nachgewiesene Zuverlässigkeit

Langjährige Erfahrung, tiefgehendes Fachwissen und nachgewiesene Zuverlässigkeit (z. B. durch SÜ2-Zuverlässigkeitsüberprüfungen) sind essenziell. End-to-End-Erfahrung und Zertifizierungen stellen sicher, dass die Anforderungen über den gesamten Cloud-Lebenszyklus hinweg erfüllt werden.

Die souveräne Cloud ist kein Nischenthema mehr, sondern ein zentrales Element moderner Unternehmensstrategien, besonders in regulierten Branchen wie dem öffentlichen Sektor, Gesundheitswesen oder Finanzdienstleistungen. Eine souveräne Cloud schafft technologische Unabhängigkeit, erfüllt regulatorische Vorgaben und stärkt das Vertrauen. Unternehmen, die dafür nötigen Kompetenzen aufbauen, im Unternehmen aber auch mit Hilfe von Partnern, legen den Grundstein für eine erfolgreiche Migration in eine souveräne Cloud-Umgebung und damit für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.



Co-Autor: Vincent Wälken

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Autor

Heiko Rohwer

Heiko Rohwer

Managing Cloud Security Architect, Experte für Souveräne Cloud
Als erfahrener IT Security Architekt und IT Generalist mit hohem technischen Anspruch und Gestaltungsperspektive setzt Heiko sich für eine Nachhaltige Verbesserung der digitalen Souveränität und Informationssicherheit ein.

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