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Die neue Superpower für Unternehmen und Mitarbeiter – digitale Agenten

08/25

Wahrscheinlich wird sich jeder an sein erstes Erlebnis mit Chat GPT und das Erstaunen danach erinnern. Nach einer ersten kurzen Phase der Spielerei erkannten schon viele Unternehmen früh, wie leistungsstark KI mittlerweile ist. Zwischenzeitlich stehen Assistenten und Agenten auf dem Plan, die eine neue Ära an Kosteneffizienzen und Produktivitätssteigerungen mit sich bringen, vor allem im Bereich der sich wiederholenden Tätigkeiten. Das betrifft besonders sogenannte indirekte Funktionen wie etwa die Personalabteilung, den Einkauf, das Marketing und das Controlling. Gerade Branchen wie die Automobilindustrie, die unter starkem Wettbewerbs- und geopolitischem Druck stehen, können so Kosten einsparen und ihre Effizienz steigern. Vor allem bei letzterem ist ein 1,7-facher Return on Invest innerhalb der ersten Jahre für viele CxOs überzeugend (AI in Action – CRI Report, Juni 2025). Aber auch weitere KPIs scheinen attraktiv: So sorgt der Einsatz von Agenten im Schnitt bspw. auch um bis zu 44% höhere Kundenzufriedenheit oder 43% weniger Fehler. 

Agenten-getriebene KI ersetzt einfache und wiederholbare Aufgaben

Viele Unternehmen sind heute längst über die Findungsphase in Sachen KI hinaus. Sie haben Use Cases erstellt, um herauszufinden, was KI eigentlich kann und wo sie sinnvoll eingesetzt werden kann. Zahlreiche dieser Use Cases sind inzwischen zu MVPs (Minimal Viable Products) ausgebaut und manche in den operativen Betrieb skaliert worden. Bisher schaffen es allerdings nur ca. 8% der AI Use Cases in Produktion (GenAI executive survey – CRI Report, June 2024).

Mit der jetzt gestarteten dritten Welle der künstlichen Intelligenz wird sich die so genannte Agenten-getriebene KI, beziehungsweise oft auch in Englischer Bezeichnung verwendet als Agentic AI, darauf fokussieren, einfache und repetitive Aufgaben aus dem Unternehmensalltag zu übernehmen. Es wird sogar erwartet, dass innerhalb der nächsten Jahre knapp 70% der täglichen Aufgaben durch KI automatisiert werden (AI in Action – CRI Report, Juni 2025). Dabei schreitet die Entwicklung so rasant voran, dass die durch die KI adressierten Aufgaben immer komplexer werden. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Prozesse und Organisationsstrukturen, die sich dadurch ebenfalls teils signifikant verändern werden, wie bspw. der Produktentstehungsprozess, wenn Agenten zukünftig einen größeren Einfluss erlangen werden.

Indirekte Funktionen profitieren besonders von generativer KI

Im Fokus dieser neuen Entwicklung stehen aber vor allem zunächst indirekten Funktionen eines Unternehmens, also Organisationseinheiten, die das Kerngeschäft wie die Produktion oder Dienstleistungen unterstützen. Dazu gehören die Personalabteilung, sowie das Controlling und die Finanzabteilung, wo durch Agentic AI Kosteneinsparungspotenziale von durchschnittlich 31% erwartet werden, aber auch der Einkauf mit bis zu 26%, das Finanzwesen mit bis zu 30%, Kundenservice mit bis zu 27% und die Softwareentwicklung (AI in Action – CRI Report, Juni 2025). Drei Beispiele:

  • HR: Bei Versetzungen innerhalb eines großen Unternehmens übernehmen üblicherweise HR Business Partner die anstehenden Schritte. Sie prüfen Berechtigungen, holen Unterschriften ein, bis hin zur endgültigen Genehmigung des neuen Vorgesetzten und Personalverantwortlichen. Zuletzt hängen sie den Mitarbeiter von der ehemaligen Abteilung zur neuen um. Das geschieht dann im HR-System. Es spricht technisch nichts dagegen, dass ein virtueller Business Partner diese Schritte künftig übernimmt. Schneller. Günstiger. Und fehlerfreier.  
    Aber noch mehr: Eine KI liefert heute schon Stellenbeschreibungen, identifiziert und schreibt Top-Kandidaten proaktiv an oder unterstützt beim Bewerbermanagement.,
  • Einkauf: In der Organisationsstruktur großer Unternehmen gibt es in der Regel die Leitungsebene, die den Einkauf steuert, Verantwortliche für den direkten und indirekten Einkauf, Teams für spezifische Aufgaben und Personen, die die Abwicklung erledigen. Kommt künftig ein Marketingleiter auf die Einkaufsabteilung zu, weil er eine Agenturleistung einkaufen will, so zieht er einen internen GenAI-Agenten hinzu, welcher ihm Formulare vorausfüllt und im System direkt zur Verfügung stellt. Agentic AI bringt auch direkte Mehrwerte für den operativen Einkäufer bspw. durch Verhandlungsautomatisierungen, sodass die Produktivität eines jeden Mitarbeitenden erhöht werden kann und er/sie sich auf weitere kostenreduzierende Themen konzentrieren kann – beispielsweise die Optimierung von Tail Spendings, was ebenfalls nochmals ein Einsparpotential von bis zu 15% mit sich bringt (Long tail, big savings: Digital unlocks hidden value in procurement – McKinsey).
  • Softwareentwicklung in der Automobilbranche: Der wohl größte Hebel von Agentic AI zeichnet sich im Bereich der Softwareentwicklung ab.  Auch hier hält der digitale Arbeiter Einzug und ist – Stand heute schon – nicht nur in der Lage, Änderungen im Code zu erkennen, sondern auch deren Auswirkung auf komplexe Prozesse zu analysieren. Zum Beispiel hilft der KI-Agent DevPilot dabei, frühzeitig Probleme zu erkennen, Software besser zu dokumentieren, zu testen und sie sicherer zu machen. Mithilfe von generativer Künstlicher Intelligenz können in der Softwareentwicklung Produktivitätsgewinne von bis zu 30% erzielt werden1
    Zukünftig wird sich aber die Art und Weise, wie man Software plant, entwickelt und einführt, fundamental verändern.  

Wenn Baby Boomer in Rente gehen:Agenten helfen, Wissen im Unternehmen zu halten

Bis 2036 werden 20 Millionen Babyboomer in Rente gehen, Menschen, die heute zwischen Mitte 50 und 60 Jahre alt sind. Deren Wissen im Unternehmen zu behalten, wird teilweise eine existentielle Aufgabe sein. Hier wird die KI – unabhängig von der Disziplin – eine wichtige Aufgabe übernehmen: Agenten lernen über Wochen, Monate oder gar Jahre, wie Mitarbeiter auf Anforderungen reagieren, in welche Prozesse sie in ihrer Funktion eingebunden sind, an wen sie sich wenden und wie sie Probleme lösen. Dies wird dann der Person, die eine Aufgabe übernimmt, „mundgerecht“ zur Verfügung gestellt – bestenfalls sogar noch mit Kompetenzentwicklungsplan.

Einsatz von KI-Agenten: Signifikante Entlastung im Arbeitsalltag

Tatsächlich ist die Bereitschaft in Unternehmen hoch, KI-Agenten einzusetzen, wie mehrere Analysen und Erfahrungen von Capgemini in den letzten Jahren ergeben haben. So hat der virtuelle HR Business Partner einem Unternehmen einen Großteil der Arbeitszeit eingespart, die vorher ein externer Partner übernommen hatte oder hat dazu geführt , dass die Time-to-hire um 43% gesenkt wurde und gleichzeitig die Fluktuation um 25% verringert wurde  (AI in Action – CRI Report, Juni 2025). Ganz oben auf der Akzeptanz- und Leicht-zu-implementieren-Skala rangieren unter anderem die Entwicklung von Software, die Kundengewinnung (Verkauf), die Buchhaltung (Finanzen), die Marketinganalyse sowie Social-Media-Management (Marketing). Durchschnittlich lassen sich durch den Einsatz von generativer KI 30 Prozent der Kosten einsparen, 40 Prozent der Prozesse automatisieren und somit durch Teil- oder Vollautomatisierung der Prozesse 40 Prozent der Wertschöpfung an die KI auslagern  (AI in Action – CRI Report, Juni 2025). Die eingesparte Arbeitszeit bei repetitiven Aufgaben ermöglicht es Mitarbeitenden, sich auf Tätigkeiten mit höherer Wertschöpfung zu konzentrieren.

Agentic AI ist weit mehr als Tätigkeiten digitalen Arbeitern zu überlassen

Die Einführung von Agentic AI bringt viele Vorteile mit sich. Es ist in diesem Kontext wichtig zu erwähnen, dass der Einsatz ebenfalls fundamentale Auswirkungen auf Prozesse haben wird, die angepasst werden müssen. Außerdem wird sich die Organisationsstruktur verändern, die zukünftig wohl eher ein Diamant als eine Pyramide sein wird, da Aufgaben im unteren Bereich der Pyramide zuküftig durch KI-Agenten übernommen werden und so die beiden unteren Ecken der Pyramide an KI übergeben wird. (GenAI at work – CRI Report). Mitarbeitende müssen zukünftig ebenfalls bei dieser fundamentalen Transformation begleitet werden, in der sie Fähigkeiten erweitern müssen und den neuen digitalen Kollegen positiv gegenüber stehen. Schließlich nehmen ihnen die digitalen  Helfer sich wiederholende Aufgaben ab und erlauben es den Menschen, sich anspruchsvolleren Aufgaben zu widmen.

Expertenaustausch:

Wollen Sie dieses Thema auch angehen oder haben Sie bereits Erfahrungen gesammelt?

Schreiben Sie uns doch einfach! Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Vom 9.–14. September ist Capgemini auf der IAA Mobility in München mit einem eigenen Stand in Halle B1, Stand B22 vertreten. 

Am 10. September 2025 von 15:30-16:00 Uhr  Blue Forum in Halle B2 @ IAA Mobility: 

Strategy Talk mit Jens Sulek (Capgemini) und Mohamed Abdel Hadid (SAP) : Agentic AI – The new Superpower !? How AI Agents generate business value  

Kommen Sie vorbei, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie mit uns die Mobilität von morgen! 

Referenzen

  1. Capgemini Research Institute, GenAI executive survey, June 2024
  2. Capgemini Research Institute, How Gen AI and agentic AI redefine business operations, June 2025 
  3. Capgemini Research Institute, Redefining software engineering: The impact of generative AI, November 2024 

Unsere Expert*innen

Jens Sulek

Leader Automotive Germany
Jens Sulek leitet als Executive Vice President den Automobilbereich von Capgemini in Deutschland. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Automobilbranche, darunter Führungspositionen in Marketing, Digitalstrategie und Beratung, verbindet er tiefgehendes Branchenwissen mit Expertise in groß angelegten digitalen Transformationsprojekten, Customer Experience und (Gen)AI. Er setzt auf die enge Zusammenarbeit mit Kunden, um innovative, datengetriebene Lösungen zu entwickeln und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Tim Eberhard

Senior Director | Automotive Germany, Capgemini Invent
Tim Eberhard ist Senior Director bei Capgemini Invent im Bereich “Automotive”. Mit fast 20 Jahren Erfahrung in der Auto- und Mobilitätsbranche hat er sich auf die Bereiche Strategie & Innovation, Vertrieb und Transformation fokussiert. Tim kennt beide Seiten: Als Berater hat er bereits viele internationale Kunden in den genannten Bereichen von der Strategie bis zur Operationalisierung begleitet. Außerdem hat Tim einige Jahre bei einem deutschen Premiumhersteller als Leiter der internationalen Vertriebsstrategie gearbeitet und war dort für deren Ausarbeitung und Umsetzung verantwortlich. Strategische neue Ideen und Fragestellungen findet er spannend und veröffentlicht diese in regelmäßigen Abständen durch die “Factsnack Serie” – kurz, fokussiert und faktenbasiert.

Robby Henkelmann

Senior Manager | Head of AI Garage, Capgemini Invent
Robby Henkelmann ist ein KI-Experte und treibt die GenAI Transformation der Automobilbranche für Capgemini Invent. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Daten und KI Umfeld begleitet er Unternehmen bei der Integration von innovativen KI Lösungen in deren Geschäftsprozesse. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich GenAI, Machine Learning und der Übersetzung neuester KI Technologien in die Geschäftswelt durch strategische KI-Beratung. Seine Leidenschaft gilt der nachhaltigen Skalierung von Daten- und KI-Lösungen mit echtem Mehrwert für den Kunden.