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Mehrweg wird Pflicht: Was die EU-Verordnung 2025/40 für die Unternehmenslogistik bedeutet

Bernd Amsler
22. Juli 2025

Die neue EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle bringt Bewegung in die Kreislaufwirtschaft: Ab 2030 dürfen nur noch Verpackungen in Umlauf gebracht werden, die wiederverwendbar oder recycelbar sind. Unternehmen müssen künftig nachweisen, dass ihre Verpackungen den neuen Anforderungen entsprechen – inklusive einer Konformitätserklärung. Unternehmen, die frühzeitig handeln, sichern sich nicht nur regulatorische Konformität – sondern auch wirtschaftliche Vorteile.  

Verpackungen: Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen steigen  

Verpackungen sind allgegenwärtig – im Supermarkt, im Onlinehandel, in der Industrie. Doch sie haben ihren Preis: Laut der Statistik der EU-Kommission (Eurostat) über Verpackungsabfälle für das Jahr 2022 wird bei der Produktion von Verpackungen eine erhebliche Menge an Primärrohstoffen verbraucht: Rund 40 Prozent des Kunststoffverbrauchs und 50 Prozent des Papierverbrauchsin der EU entfallen auf Verpackungen.  

Mehrwegverpackungen, die nachhaltig gestaltet und mehrfach nutzbar sind, spielen also eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Abfall und der Schonung von Ressourcen.  

Die EU-Verordnung 2025/40: Neue Regeln, neue Chancen  

Mehrwegverpackungen sind ein zentrales Element der neuen EU-Verordnung. Sie sollen so gestaltet sein, dass sie möglichst oft wiederverwendet werden können. Ab 2030 gilt: Mit wenigen Ausnahmen, z. B. Kartonverpackungen, müssen alle Transport- und Verkaufsverpackungen innerhalb eines Unternehmens oder zwischen verbundenen Unternehmen in der EU in ein Wiederverwendungssystem eingebunden sein.  

Diese Vorgaben stellen Unternehmen vor die Aufgabe, ihre Verpackungsstrategien grundlegend zu überdenken – insbesondere in der Intra- und Transportlogistik. 

5 Schritte für den erfolgreichen Umstieg  

Trotz der Herausforderungen bietet die Verordnung auch Chancen – besonders für Unternehmen, die frühzeitig handeln. Sie können nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern zudem Effizienzpotenziale heben:  

  1. Verpackungsdesign überdenken: Künftig müssen Verpackungen neben ihrer Funktionalität auch gesetzeskonform und umweltfreundlich sein. Das bedeutet: Materialien und Zusammensetzung gehören auf den Prüfstand. Nachhaltige Verpackungen zeichnen sich durch Eigenschaften wie Stapelbarkeit, Platzersparnis, Langlebigkeit und eine einfache Handhabung aus. Auch die sortenreine Trennung und Wiederverwertung spielt eine zentrale Rolle. Capgemini hat in verschiedenen Projekten durch gezielte Verpackungsoptimierung bis zu 40 Prozent Kostenreduzierung (Transport-, Logistik- und Verpackungskosten) erzielt.
  2. Strategie anpassen: Unternehmen ohne bestehende Mehrwegsysteme müssen neue Konzepte entwickeln, um die Quoten für Transport- und Umverpackungen zu erreichen. Das betrifft nicht nur die Verpackung selbst, sondern auch Prozesse, Partner und IT-Systeme. Mit einer Datenbank von über 2.000 Verpackungslieferanten sowie 3D-Verpackungssimulationen unterstützt Capgemini Unternehmen bei der Auswahl und Entwicklung geeigneter Lösungen.
  3.  Distributionslogistik neu denken: Mehrweg funktioniert nur mit zirkulären Prozessen zwischen Sendern, Empfängern und Speditionen. Das erfordert neue Abläufe und eine enge Abstimmung entlang der Lieferkette.  Im Gegensatz zu Einwegverpackungen müssen Mehrwegverpackungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg geplant und nachverfolgt werden – ein erheblicher organisatorischer Mehraufwand. 
  4. Datenbasierte Entscheidungen treffen: Digitale Tools ermöglichen eine präzise Verfolgung von Verpackungen in Echtzeit. So lassen sich Umläufe optimieren, Verluste reduzieren und fundierte Entscheidungen treffen. Capgemini hat gemeinsam mit SAP die Cloud-Lösung SAP Returnable Packaging Management entwickelt. Sie lässt sich nahtlos in SAP S/4HANA und SAP ERP integrieren und unterstützt Unternehmen branchenübergreifend dabei, Mehrwegbehälter effizient zu verwalten, die Zusammenarbeit mit Partnern zu verbessern und Mietgebühren automatisch zu berechnen. 
  5. Wiederverwendungssysteme etablieren: Um Verluste und Ineffizienzen zu minimieren, müssen Systeme zur Wiederverwendung eingeführt werden. Diese können vom Hersteller, Handel, oder als Poolsystem von Logistikdienstleistern betrieben werden.   

Capgemini als Umsetzungspartner: Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Einklang  

Verschiedene Projektbeispiele zeigen, wie nachhaltige Verpackungslösungen in unterschiedlichen Branchen erfolgreich umgesetzt werden können:  

  • Ein führender Automobil-OEM (Original Equipment Manufacturer) konnte gemeinsam mit Capgemini durch gezielte Optimierung des Verpackungsdesigns 22,4 Millionen Euro an Transportkosten einsparen. Möglich wurde dies durch eine höhere Teileanzahl pro Verpackung, die Neugestaltung der Verpackungslösungen sowie die Eliminierung ineffizienter Layouts. Das Ergebnis: weniger Platzbedarf, geringere Kosten und ein deutlich reduzierter CO₂-Ausstoß im Transport.  
  • Ein Handelsunternehmen analysierte gemeinsam mit Capgemini die Verpackungen seiner Eigenmarken. Ergebnis: Durch gezielte Maßnahmen konnten über 200 Tonnen Kunststoff pro Jahr eingespart werden, allein durch die Optimierung von 25 Prozent der Artikel.  
  • Ein Logistikdienstleister konnte mit einer Capgemini Lösung zur Planung und Nachverfolgung von Mehrwegbehältern in Kombination mit GPS-Tracking und Sensorik die Standorte seiner Behälter in Echtzeit überwachen. Das führte zu einer optimierten Planung und einer jährlichen Einsparung von über 900 Tonnen CO2 Äquivalenten (CO2e). 

Capgemini Leistungen für Verpackungsmanagement 

Mehrwegpflicht erfordert neue Logistiklösungen 

Die EU-Verordnung schreibt verbindliche Mehrwegquoten vor. Das bedeutet: 

  • Rückführsysteme müssen etabliert werden. 
  • Verpackungsträger müssen rückverfolgbar und langlebig sein. 
  • Kooperationen mit Partnern (z. B. Lieferanten, Logistikdienstleistern) sind nötig. 

Diese Veränderungen betreffen nicht nur Verpackungen, sondern die gesamte Verpackungslogistik – innerbetrieblich und zwischen Unternehmen. Sie benötigen Zeit, Planung und Investitionen und müssen deshalb bereits jetzt angegangen werden. Unternehmen, die frühzeitig auf die neuen Anforderungen reagieren, gestalten aktiv mit und können sich durch effizientere Prozesse, geringere Kosten und eine gestärkte Marktposition wirtschaftliche Vorteile sichern.

The Capgemini Research Institute’s new report, Driving business value through sustainability, provides a roadmap for businesses to maximize the value of their sustainability investments.

In the automotive supply chain, reusable packaging can also protect sensitive components from damage and can increase business agility.


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Autor

Bernd Amsler

Managing Business Analyst
Experte für Mehrwegverpackungsmanagement