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Praxis und Vision von GenAI in der Unternehmens-IT-Architektur

Dr. Eldar Sultanow
17. Dez. 2024

Bisher war die Gestaltung von Unternehmensarchitektur im Rahmen der Informationstechnologie ein langwieriger, datenintensiver Prozess. IT-Architekten analysierten komplexe Systeme, dokumentierten bestehende IT-Landschaften und entwarfen Zielbilder, die oft Monate – wenn nicht Jahre – zur Umsetzung brauchten.  

Doch die Geschwindigkeit, mit der Märkte und Technologien sich verändern, überholt diesen Ansatz immer häufiger. Genau hier setzt GenAI an.

GenAI ist Realität in der Unternehmensarchitektur

Seit vielen Jahren beschäftigen sich IT-Architekten im Rahmen der Veranstaltungsreihe Architekturforum mit den jeweils aktuellen Fragestellungen ihrer Profession.  Auf den drei Events in München, Hamburg und Köln im November 2024 wurde eins klar:  Generative KI hat längst den Sprung von der Theorie in die Praxis geschafft. Unternehmen wie Siemens Energy, Lufthansa und die Bayerische Versorgungskammer demonstrierten eindrucksvoll, wie GenAI bereits heute transformative Veränderungen in unterschiedlichen Branchen bewirkt. 

Siemens Energy gewährte spannende Einblicke in die Entwicklung und Skalierung eines generativen KI-Assistenten. Nach über einem Jahr intensiver Arbeit präsentierte das Unternehmen konkrete Erfahrungen, von der Implementierung bis hin zur Skalierung der Lösung. Die Lufthansa fokussierte sich auf die Integration generativer KI in bestehende Prozesse, ein Thema, das besonders für hochregulierte Branchen relevant ist. Die Bayerische Versorgungskammer präsentierte mit „Nora“ einen autonomen Software-Engineering-Roboter sowie DSGVO-konformes Anonymisierungstool für Personendaten in großen Organisationen. Bosch zeigte, wie sie mit ArchiMate eine skalierbare Architekturdokumentation schaffen, die den Wandel ihrer Werke unterstützt. 

Generative Modelle wie OpenAIs GPT, Google Gemini oder domänenspezifische Tools generieren innerhalb von Sekunden aus heterogenen Datenquellen (z. B. Cloud-Architekturen, Datenbanken, Applikationslandschaften) handlungsrelevante Einblicke: 

  • Sie analysieren und dokumentieren IT-Landschaften automatisiert. Wo früher mühselige Handarbeit notwendig war, erstellt Gen AI aus Logs, Dokumenten und Metadaten automatisiert konsistente Dokumentationen. 
  • Sie simulieren und bewerten Zielarchitekturen. Mithilfe von Modellen spielen Architekten Szenarien durch, wie etwa den Übergang von einer monolithischen Architektur zu einer Microservice-Struktur und nutzen Gen AI für die Code-Transformation. 
  • Sie nehmen Optimierungen und Kostenanalysen vor. GenAI analysiert die Betriebskosten einzelner Komponenten präzise und schlägt auf Basis von Datensätzen Optimierungsmaßnahmen vor. 

Die vorgestellten Praxisbeispiele zeigen klar, dass generative KI aktiv in realen Projekten genutzt wird, Prozesse neugestaltet und vereinfacht. Gen AI ist da – und es gestaltet die Zukunft der Unternehmensarchitektur bereits heute. 

Die nächsten Jahre werden zeigen, wie stark sich GenAI im Alltag von Unternehmensarchitekten verankert. Bereits heute gibt es Werkzeuge wie IBM Watson AIOps oder Azure OpenAI, mit denen Architekten komplexe IT-Ökosysteme analysieren und datenbasierte Entscheidungen treffen. Doch das Potenzial reicht weit darüber hinaus. Die Vision: eine vollkommen autonome Unternehmensarchitektur, die sich in Echtzeit anpasst und optimiert, basierend auf den sich verändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen. 

Der Startschuss für diese Vision wurde beim Architekturforum 2024 gesetzt. Nun liegt es an den Unternehmen, dieses Potenzial zu nutzen und GenAI nicht nur als Werkzeug, sondern als strategischen Partner in ihre EAM-Prozesse zu integrieren.

Am 21. November fand das 17. ArchitekturForum in München statt.

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Autor

Dr. Eldar Sultanow

Enterprise Architect, Capgemini
Dr. Eldar Sultanow hat langjährige Praxiserfahrung in der Softwareindustrie, insbesondere in den Bereichen JEE, Electronic/Mobile Commerce, Track-&-Trace und Auto-ID im Pharmabereich. In einem zwischenstaatlichen Projekt hat er eine Plattform mit konzipiert, an der internationale Finanzinstitute angeschlossen sind. Aktuell ist Eldar Sultanow als technischer Chefdesigner in einem der größten öffentlichen IT-Verfahren aktiv, das hunderttausende Transaktionen pro Tag mit einem Jahresvolumen von über 25 Milliarden EUR vollzieht.