Im Zentrum steht die Frage nach den Herausforderungen, die sich in diesen Bereichen in den kommenden 10 bis 15 Jahren ergeben – sowohl allgemein, als auch durch den Einfluss von Digitalisierung – und wie die Digitalisierung ausgestaltet werden kann, um diese Herausforderungen zu meistern.
Digitalisierung beschränkte sich bis vor wenigen Jahren auf spezielle technische Applikationen für Pioniere. Auf „IT“ reduziert wurde sie vor allem als Unterstützungsleistung gesehen, um Vorhaben oder Prozesse zu beschleunigen. Heute ist die Digitalisierung das große Zukunftsthema.
„Digitalisierung ist eine unausweichliche Chance. Erkennen wir die Möglichkeiten und den konkreten Nutzen der Digitalisierung, sind wir auch bereit, den Aufwand zur Risikominimierung zu tragen.“
Dr. Michael Schulte, Marc Reinhardt, Capgemini
„Digitalisierung bietet Möglichkeiten für alle. Allerdings müssen alle vorbereitet und mitgenommen werden, auch mit Hilfe eines funktionierenden lebenslangen Bildungskonzepts und innovativen Weiterbildungsmodellen, sonst droht eine Spaltung der Gesellschaft in Onliner und Nonliner.“
Christian Böllhoff, Dr. Oliver Ehrentraut, Prognos AG

Was ist eine „Gesellschaft 5.0“?
Unter der Überschrift „Society 5.0“ hat sich Japan ein Regierungsprogramm gegeben, das die Haltung gegenüber der Digitalisierung grundlegend umkehrt: Digitalisierung wird als Chance begriffen, aktuelle und künftige Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu bestehen, und muss dementsprechend gemäß den daraus resultierenden Anforderungen gestaltet werden.
Die Implikationen der Digitalisierung beispielsweise auf den Arbeitsmarkt werden erheblich sein. Digitalisierung schafft nicht zwangsläufig weniger Arbeit – sondern andere. Wir müssen den dafür notwendigen Veränderungsprozess beherzt angehen, um niemanden zu verlieren. Digitalisierung bietet Möglichkeiten für alle.
Im Zusammenspiel mit den anderen großen Einflussfaktoren – der Globalisierung, der Demografie und dem Klimawandel – prägt und beschleunigt die Digitalisierung
wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen. Denn die technologischen Errungenschaften, insbesondere auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien, schaffen nicht nur die Voraussetzungen für den digitalen Wandel. Sie sind gleichsam die Antriebskräfte der als Globalisierung
bezeichneten weltweiten ökonomischen, sozialen und politischen Vernetzung.
Wie soll das Zusammenleben in einer Gesellschaft 5.0 aussehen und was kann oder muss die Politik tun, um dieses gezielt zu gestalten? Wie kann sichergestellt werden, dass niemand von den Errungenschaften der Digitalisierung ausgegrenzt wird und der Zusammenhalt der Gesellschaft gewährleistet ist?
Ein Zielbild zu haben, wie unsere Gesellschaft in einigen Jahren aussieht, dazu möchte die Ausarbeitung beitragen. Sie stellt den Auftakt für eine Diskussion dar und thematisiert Fragen, mit denen wir uns beschäftigen. Um Chancen zu erkennen und zu nutzen, muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen: Datensouveränität, Datenschutz, technische Infrastruktur und vor allem Bildung. Dabei wollen und können wir keine abschließenden Antworten geben. Diese müssen gemeinsam gefunden und im politischen Prozess ausgehandelt werden.
Gesellschaft 5.0: Sieben Thesen
Soziale Teilhabe braucht digitale Teilhabe
Die Entwicklungen in den einzelnen Lebensfeldern machen deutlich, wie weitreichend und umfänglich die Digitalisierung in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens vordringt. In einer zunehmend digitalisierten Welt ist in der Folge soziale Teilhabe ohne digitale Teilhabe nicht mehr möglich.
Physische Infrastruktur schaffen
Für die zukünftige Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft 5.0 ist der physische Zugang zum Internet eine grundlegende Voraussetzung. Der Ausbau der digitalen und physischen Infrastruktur bleibt eine Daueraufgabe – der Nachholbedarf Deutschlands ist enorm.
Digitale Kompetenzen vermitteln
Eine entsprechende Digitalkompetenz sowie eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen sind notwendig, um die Errungenschaften der Digitalisierung souverän zu nutzen. Der Prozess der Digitalisierung kann nur dann gesamtgesellschaftlich erfolgreich verlaufen, wenn weitgehend alle Bürgerinnen und Bürger die dafür notwendigen Kompetenzen erwerben.
Datensouveränität sichern
Die Chancen der Digitalisierung können nur dann gehoben werden, wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht die Macht über ihre eigenen Daten verlieren. Es bedarf eines gesellschaftlichen Konsens darüber, wie weit Automatisierung und Überwachung in unseren Alltag Einzug halten sollten sowie eines Austauschs über wichtige rechtliche, technische und standarisierungsbezogene Rahmenbedingungen.
Sozialstaat braucht Update
Die Anforderungen an den Sozialstaat steigen: das lohnzentrierte Beitragssystem muss auf den Prüfstand gestellt, die Finanzierung von Weiterbildungsphasen im Erwerbsverlauf muss sichergestellt , Sozialsysteme müssen besser international vernetzt, digitale Gesundheitsanwendungen müssen integriert und Umverteilungsmechanismen müssen angepasst werden.
Digitale Verwaltung vorantreiben
Um die staatliche Unterstützung möglichst zielgenau zu organisieren und möglichst viele Menschen zu erreichen, braucht es innovative Verwaltungssysteme und -abläufe. Die Verwaltung muss in einer neuen Rolle als Gestalter nicht nur auf Veränderungen reagieren, sondern sie proaktiv steuern.
Schneller Wandel, langer Weg
Die größte Herausforderung auf dem Weg in die Gesellschaft 5.0 wird sein, Schritt zu halten mit der Schnelligkeit der Veränderungen und dabei trotzdem sorgsam abzuwägen, welcher Ordnungsrahmen für die jeweiligen neuen technischen und virtuellen Lösungen nötig ist, damit alle von den Errungenschaften einer innovativen, neuen Welt profitieren.
Weiterführende Links
Hier geht es zur Studien-Seite von Prognos
Interview der Wirtschaftswoche mit Dr. Michael Schulte und Christian Böllhoff
„Studie ‚Gesellschaft 5.0‘. Eine To-do-Liste für Deutschland“
Kontakte
Marc Reinhardt
Capgemini | Experte in Public Services
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Capgemini | Strategie, External Communications, Digital Relations

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Felizitas Janzen
Prognos AG | Leiterin Unternehmenskommunikation

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Dr. Oliver Ehrentraut
Prognos AG | Vize-Direktor