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Sustainability

Von Ambition zum Handeln: Wie Finanzinstitute eine Nachhaltigkeitsagenda beschleunigen können

Nachhaltigkeit ist ein starker unternehmerischer Imperativ in allen Branchen, doch die Maßnahmen zur Nachhaltigkeit bleiben hinter den Ambitionen zurück.

Das Capgemini Research Institute sprach mit über 2.000 Führungskräften aus verschiedenen Branchen und Regionen, um diese Dichotomie besser zu verstehen. Basierend auf den Umfrageantworten von 219 Führungskräften im Finanzdienstleistungssektor hat die Branche eine enorme Chance, ihr Nachhaltigkeitsspiel zu verbessern. Was die Maßnahmen und Errungenschaften anderer Industriezweige betrifft, so liegt sie in mehreren Dimensionen nur auf gleicher Höhe oder sogar etwas hinterher. Zwei anschauliche Beispiele:

  • Weniger als zwei Drittel (62%) der befragten Führungskräfte in Finance Services (FS) gaben an, Nachhaltigkeit sei Teil der Führungsagenda ihres Unternehmens – damit liegt die Branche hinter sieben der elf untersuchten Branchen.
  • Lediglich 18% der befragten FS-Führungskräfte glauben, dass der Business Case für Nachhaltigkeit klar ist; dieser Prozentsatz liegt auch hinter dem globalen Branchendurchschnitt unserer Umfrage.

Da die ESG-Themen und -Prioritäten bei Regulierungsbehörden, Investoren, Verbrauchern und globalen Talenten immer stärker in den Vordergrund rücken, wollen Finanzdienstleistungen nicht zurückgelassen werden. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Industrie handelt.

Ambition versus Handeln: Wo liegt der Mangel?

Wer bei der Nachhaltigkeitstransformation an vorderster Front steht, profitiert von echten finanziellen Vorteilen. Unsere Untersuchung ergab, dass für 2020-2021 die Umsatzdifferenz pro Mitarbeiter um 83% höher und die Nettogewinnmarge um 9% höher ist als bei einem durchschnittlichen Unternehmen. Die Statistiken sollen nicht implizieren, dass Nachhaltigkeit direkt zu Rentabilität führt. Vielmehr betonen sie, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine finanzielle Belastung sein muss, sondern dass Organisationen gleichzeitig wachsen und nachhaltig sein können.

Dennoch unterstreicht unsere Forschung eine Lücke bei mehreren übergreifenden Befunden.

Fehlen einer konkreten kurzfristigen Nachhaltigkeitsagenda. Nachhaltigkeitsziele werden überall in Geschäftsstrategien integriert, und viele Führungskräfte sind fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit in ihren Organisationen auf der Agenda steht. Aber nur 51% konnten auf eine Prioritätenliste von Nachhaltigkeitsprojekten im eigenen Unternehmen verweisen (siehe Abbildung 1).

short-term sustainability plan

Nachhaltigkeit wird als Kostentreiber und nicht als Wachstumsinvestition gesehen. In den meisten Fällen wird die Konzentration auf eine verbesserte ökologische Nachhaltigkeit als notwendiges und sehr kostspieliges Übel angesehen und nicht als potenzieller Beitrag zu wahrhaft transformativem Unternehmenswachstum. Mehr als die Hälfte (54%) der Führungskräfte von FS in unserer Umfrage gaben an, dass der Hauptgrund für den Fokus ihres Unternehmens auf eine verbesserte ökologische Nachhaltigkeit darin besteht, künftig strengere Vorschriften zu vermeiden. Diese Denkweise erschwert es, die für laufende oder kurzfristige Nachhaltigkeitsinitiativen erforderliche interne Finanzierung und Unterstützung freizusetzen.

Die Investitionen in die Nachhaltigkeit sind überraschend gering. Die durchschnittlichen jährlichen Investitionen in Initiativen und Praktiken zur ökologischen Nachhaltigkeit in den einzelnen Branchen machen nur 0,91% des Gesamtumsatzes aus. Und überraschenderweise investieren größere Unternehmen weniger in ESG als prozentualer Anteil am Gesamtumsatz: Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Milliarden US-Dollar investierten nur 0,5 % ihres Umsatzes in Nachhaltigkeitsbemühungen, während Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 10 Milliarden US-Dollar durchschnittlich 2 % des Gesamtumsatzes investieren.

Neue Betriebsmodelle werden benötigt, um nachhaltige Traktion zu erreichen

Unternehmen in der FS-Branche haben es versäumt, nachhaltigere Geschäftsmodelle zu entwickeln, und diese Arbeit ist notwendig, die notwendig bei der Transformation hin zu einem nachhaltigen Unternehmen sind. Heute gibt nur etwa ein Drittel aller befragten Führungskräfte (34%) an, dass ein nachhaltiges Geschäftsmodell in Arbeit ist, womit die Branche unter den Befragten an zweiter Stelle rangiert (siehe Abbildung 2).

sustainable operating models

Dieses Defizit überträgt sich auf andere wichtige Geschäftskomponenten:

  • Weniger als die Hälfte (45%) aller Finanzdienstleistungsunternehmen arbeiten daran, Nachhaltigkeitsverbesserungen in ihre Produkte zu integrieren. Nur 22% aller befragten Unternehmen geben an, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil aktueller Produktdesignprozesse ist.
  • Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass bereits heute weniger als die Hälfte (47%) der Finanzinstitute auf eine Green-Cloud-Architektur umgestellt sind.
  • Schließlich gaben nur 43% der Führungskräfte an, dass Nachhaltigkeitsdaten im gesamten Unternehmen verfügbar und gemeinsam genutzt werden.

Die Zusammenarbeit zwischen mehreren Führungskräften und Geschäftssilos ist erforderlich, um die Dynamik greifbarer, nachhaltiger Veränderungen bei Modellen, Produkten und unterstützenden Prozessen zu erhöhen.

Technologieinvestitionen können zur Verringerung der Umweltauswirkungen beitragen

Da Unternehmen weltweit ein breiteres Spektrum an digitalen Technologien einsetzen, haben sie natürlich einen Anstieg der mit diesen Technologien verbundenen Emissionen erlebt. Mehr als die Hälfte (57%) der FS-Befragten gibt an, dass ihr Unternehmen weiß, wie viel CO2 deren Technologie – über digitale Tools, Apps, IT-Systeme und Rechenzentren hinweg – ausstößt (siehe Abbildung 3). Die gute Nachricht ist, dass dieser Prozentsatz höher ist als in der Mehrzahl der befragten Industriezweige.

corporate digital carbon footprint

Doch sorgfältig durchdachte Technologieinvestitionen sind entscheidend für die Begrenzung der Umweltauswirkungen und die Erreichung unternehmensweiter Nachhaltigkeitsziele, und Finanzinstitute liegen bei mehreren Strategien hinterher. Weniger als die Hälfte aller Unternehmen tauschen Nachhaltigkeitsdaten intern über Geschäftsbereiche und Abteilungen hinweg aus, und für diejenigen, die sich Netto-Null-Ziele gesetzt haben – nur 38 % der Branche – werden Emissionsdaten nur für die obligatorische Berichterstattung und nicht für strategische Entscheidungen verwendet.

Allerdings ist die Branche erneut anderen Branchen voraus, wenn es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Automatisierung zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele geht. 56 % der Unternehmen investieren in digitale Technologien wie AR/VR oder Collaboration-Tools, um die CO2-Emissionen aufgrund der geringeren Mitarbeiterreisen zu reduzieren.

Beschleunigung auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Wie neigt die Finanzdienstleistungsbranche stärker zur Nachhaltigkeit? Legen Sie zunächst eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie fest und setzen Sie sie um – eine unternehmensweite Sichtweise, um Veränderungen zu beeinflussen und die frühzeitige Zusammenarbeit der wichtigsten Stakeholder gewährleistet. Wichtig ist auch, dass Nachhaltigkeit nicht als Compliance-Projekt gemanagt werden kann: Sie erfordert eine umfassende Unternehmenstransformation, ähnlich wie Firmen in unternehmens- und funktionsübergreifende digitale Transformationsprogramme investieren.

Die Beschleunigung der Nachhaltigkeitstransformation muss eine Teamleistung mit einer engagierten Spitze der Organisation sein. C-Level-Führungskräfte haben Schlüsselrollen zu spielen und müssen gemeinsam an vorrangigen Zielen arbeiten, um Wirkung und Nutzen für das Unternehmen zu erzielen. Der CEO muss Nachhaltigkeit zu einer unternehmerischen Priorität machen: Die Einrichtung einer Nachhaltigkeits-Taskforce und die gemeinsame Erstellung einer Roadmap sind Schritte, die in Betracht gezogen werden könnten. Der CFO muss den Business Case für Nachhaltigkeit artikulieren, einschließlich sich entwickelnder Metriken und Berichterstattung, und einen Plan erstellen, wie nachhaltige Finanzierung und grüne Investitionen genutzt werden können. Darüber hinaus könnte der CIO erwägen, die Umweltverträglichkeit als Kriterium für die Auswahl externer IT-Anbieter zu betrachten und sicherzustellen, dass die interne Hardware- und Softwarearchitektur die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens unterstützt.

Darüber hinaus können Maßnahmen in mehreren Unternehmensdimensionen dazu beitragen, die Dynamik zu steigern:

  • Neugestaltung von Betriebsmodellen, um schnell an Dynamik zu gewinnen. Erstellen Sie die notwendigen Business Cases und ergreifen Sie Schritte, um Prozess- und Produktdesign zu ändern. Zeigen Sie ein besseres Verständnis der Auswirkungen Ihres Unternehmens auf die Umwelt und entwickeln Sie Geschäftsmodelle, um nachhaltiger zu werden.
  • Führen Sie regelmäßige Diagnosebewertungen durch, um die Umweltauswirkungen der IT zu verstehen, und stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeit eine tragende Säule der Technologiearchitektur ist. Stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeitsdaten zuverlässig sind und routinemäßig weitergegeben werden.
  • Unterstützen Sie die Transformation des Nachhaltigkeitsweges für die gesamte Belegschaft, einschließlich der Rekrutierung und Schulung von Mitarbeitern mit fundierten Nachhaltigkeitskompetenzen. Die Branche hinkt bei der aktiven Einstellung neuer Talente in diesem Bereich hinterher.

Jetzt ist es an der Zeit zu handeln

Durch gemeinsames Handeln von Vorstand, C-Suite-Führungskräften und Funktionsabteilungen können Unternehmen ihre Transformation in Richtung Nachhaltigkeit beschleunigen. Koordination auf Unternehmensebene, Neugestaltung von Geschäftsmodellen, kulturelle Ausrichtung und Technologie sind alles Faktoren, die es ermöglichen, dass eine Nachhaltigkeitsagenda das gesamte Unternehmen durchdringt (siehe Abbildung 4).

sustainable transformation framework

Verpflichten Sie sich zu neuen Nachhaltigkeitsstrategien für alle Bereiche Ihres Unternehmens, handeln Sie bewusst und schnell, erfassen Sie zuverlässige Daten und teilen Sie Ergebnisse durch robuste Monitoring- und Reporting-Prozesse. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Finanzdienstleistungsunternehmen ihre Nachhaltigkeit verdoppeln – nicht nur, um zukunftsfähig zu werden, sondern sich effektiv für den Planeten und seine Menschen einzusetzen.

Methodik

Das Capgemini Research Institute führte die Nachhaltigkeits-Transformation Trends Survey im August und September 2022 durch. In 11 Branchen und 12 Ländern nahmen 2.004 Führungskräfte aus 668 Organisationen mit jeweils mehr als 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz teil; drei Führungskräfte aus jeder Organisation wurden befragt. 219 oder 11 % der weltweiten Befragungspopulation stellten Führungskräfte im Finanzdienstleistungssektor.

Die Ergebnisse der Studie spiegeln die Ansichten der Befragten wider, die mittels eines Online-Fragebogens erfasst wurden, und sollen richtungsweisend sein. Wenden Sie sich bitte an einen der am Ende dieses Berichts aufgeführten Capgemini-Experten, um spezifische Implikationen zu besprechen.

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