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Green IT – unterschätztes Potenzial für eine nachhaltige Industrie

Ralph Schneider-Maul
27. Apr. 2021

Zwar trägt die Digitalisierung auch zum Schutz unserer Lebensgrundlagen bei – zum Beispiel durch Climate AI, gleichzeitig werden aber mehr CO2-Emissionen verursacht.

Bislang stehen sie und andere umweltrelevante Aspekte wie die Entstehung von Elektronikmüll oder Ressourcenbedarfe (die berühmten seltenen Erden) meist nicht im Fokus der Nachhaltigkeitsbemühungen von Industrieunternehmen. Dies lässt sich ändern – mit GREEN IT.

Im Konzept der Green Lean Digital Factory hat Capgemini GREEN IT bereits vor einigen Jahren als einen von 5 Hebeln zur Stärkung der Nachhaltigkeit in produzierenden Unternehmen beschrieben. GREEN IT spart Energie und Ressourcen durch eine intelligentere Strukturierung und Nutzung aller Hardware-Einheiten – vom Rechenzentrum über den Serverbetrieb bis zur CPU-Steuerung. Maßnahmen bereits bei der Planung von Rechenzentren ermöglichen eine bessere und vor allem energieeffizientere Klimatisierung der Gebäude. Eine Versorgung mit erneuerbarer Energie sollte heutzutage Standard sein. Das Management der Rechnerauslastung ist essenziell – Idle Times (also Zeiten, in denen die CPU nicht ausgelastet ist, aber vollen Strom zieht) sind die größte Verschwendung im Betrieb von Clouds, Servern, CPUs und allen Komponenten. Auch die verbauten Materialien können zur Schonung der Umwelt beitragen – oder das Gegenteil bewirken – sowohl bei den Gebäuden als auch beim Equipment. GREEN IT berücksichtig diese Aspekte. Sie geht so verantwortungsvoll mit Energie und Ressourcen um und spart dazu noch Geld.

Aus den genannten Vorteilen lässt sich leicht ableiten, dass GREEN IT ein wesentlicher Hebel im Kontext der Green Lean Digital Factory zur Optimierung ökonomischer sowie ökologischer Effekte ist.

Abb. 1: GREEN IT – einer der fünf Stellhebel zur Kostensenkung und Verbesserung der Umweltwirkung einer Green Lean Digital Factory

Die Bedeutung von nachhaltiger IT wächst rasant

Nachhaltige GREEN IT ist nun – im Zuge der Ausbreitung der Digitalisierung – zu einem Muss für die produzierenden Unternehmen geworden. Das zunehmende Streaming von Daten (darunter Bild-/Videoinformationen) sowie die Durchführung analytischer Funktionen auf die gesammelten Daten und die Anforderungen an die Verteilung der Daten zu vielen Nutzern benötigen immer mehr Rechen- und Datenübertragungskapazität. All dies ist nur durch Elektrizität möglich und steigert somit den Strombedarf dramatisch.

GREEN IT ermöglicht es, diesen rasant ansteigenden Energieverbrauch wieder zu senken. Die zu verarbeitenden Datenmengen müssen mit besser ausgelasteten Rechner-Kapazitäten auf weniger Hardware mit geringerem Energieverbrauch verarbeitet werden. Virtualisierung und CPU Management sind geeignete Maßnahmen. Die Reduzierung der Idle Times ist das Hauptziel – sowohl aus ökonomischer wie auch aus ökologischer Sicht, natürlich ergänzt durch alle relevanten baulichen Maßnahmen und der Klimatisierungssteuerung, die intelligent geregelt sein muss.

Studie des Capgemini Research Institute zu „Sustainable IT“

Das renommierte Capgemini Research Institute führt weltweit mit mehr als 1.000 Unternehmen eine Studie zur Entwicklung im Bereich nachhaltige IT durch. Die Autoren geben zudem Handlungsempfehlungen zur schnelleren Ausbreitung von Sustainable IT. Diese Studie wird im Sommer 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie beleuchtet folgende Aspekte:

  • Haben Unternehmen das Thema Sustainable IT bereits im Fokus?
  • Ist die notwendige Transparenz zum ökologischen Footprint der Unternehmens-IT überhaupt darstellbar – und falls ja: wie?
  • Welche Maßnahmen – neben den offensichtlichen wie den Einkauf von Ökostrom – sind wirksam und wie kann man sie umsetzen? Wie lassen sich etwa die Haupttreiber der Energieverschwendung, nämlich die Idle Times der CPUs, optimieren?
  • Was passiert, wenn wir das Thema nicht umgehend angehen? Schon bis 2025 wäre ein dramatischer Anstieg desCO2 Footprints durch Anwendungen der Unternehmens-IT zu erwarten.

Sustainable IT verdient sehr viel mehr Aufmerksamkeit als sie aktuell erfährt. Und es gibt Wege, die Beeinflussung der Umwelt durch die IT- und digitalisierungsgetriebenen Entwicklungen zu minimieren: durch eine andere Struktur der Rechenzentren, durch neue Hardware, aber insbesondere auch durch eine intelligente Nutzung der Rechenkapazitäten und die Reduzierung der Idle Times der CPUs. Industrieunternehmen müssen die Herausforderung, die sich mit den Nachhaltigkeitsanforderungen ergeben, annehmen und die Effekte der Digitalisierung in Nachhaltigkeitsstrategien berücksichtigen. Die Studie des Capgemini Research Institutes wird Licht ins Dunkel dieses Themas bringen. Ich werde darüber direkt nach dem Erscheinen weiter berichten.

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Autor

Ralph Schneider-Maul

Leiter des Center of Excellence Digital Manufacturing
Während meiner Beraterkarriere habe ich viele Projekte in unterschiedlichen Branchen verantwortet. Dabei konzentriere ich mich auf die klassischen Herausforderungen des Supply Chain Managements und der Produktion, wie die Optimierung der internen Warenströme und Produktionsabläufe zur Effizienzsteigerung. Digitale Lösungen – wie im Industry 4.0 Konzept verfolgt – helfen, die Effizienzpotentiale zu heben. Zusätzlich stellt sich heute die Herausforderung der Nachhaltigkeit und umweltschonenden Logistik und Produktion. Auch hier hilft die Nutzung von Technologien, um Prozesse nachhaltiger zu gestalten, Verschmutzungen und unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden.