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Flow-Driven Excellence: Wertschöpfung neu denken im Zeitalter der Komplexität

Christina Bösenberg
12.06.2025
capgemini-invent

Die Problemstellung: Operational Excellence Frameworks waren lange Zeit ein verlässlicher Motor für Effizienz und Qualität. Doch in der heutigen, sich rasant verändernden Welt kann das Festhalten an traditionellen Methoden zur Belastung werden. Angesichts von Marktschwankungen, digitaler Disruption und steigenden Kundenerwartungen stellt sich nicht die Frage, ob man sich weiterentwickeln sollte, sondern wie man operative Abläufe neu denken kann.

Unternehmen, die an veralteten Praktiken festhalten, riskieren Ineffizienz, Unzufriedenheit bei Kunden und Stillstand. Die Zukunft verlangt nach einem mutigen neuen Paradigma – Flow-Driven Excellence – um Komplexität in einen Wettbewerbsvorteil zu verwandeln.

Operational Excellence Frameworks: Bisherige Praxis und Anwendung

Über Jahrzehnte hinweg konzentrierte sich Operational Excellence auf schrittweise Verbesserungen durch Lean, Six Sigma und ähnliche Methoden. Diese Ansätze funktionierten gut in stabilen, vorhersehbaren Umgebungen, indem sie Verschwendung beseitigten, Prozesse standardisierten und Qualität sicherten. Obwohl sie Konsistenz förderten, geschah dies oft auf Kosten der Anpassungsfähigkeit. Mit zunehmender Dynamik der Märkte stoßen diese traditionellen Ansätze an ihre Grenzen und können mit dem technologischen Wandel und den sich wandelnden Kundenbedürfnissen nicht mehr Schritt halten.

Folgen des Festhaltens an traditionellen Methoden

Das Festhalten an klassischen Frameworks der Operational Excellence bringt erhebliche Herausforderungen mit sich:

  • Verpasste Marktchancen: Starre Prozesse verhindern die Nutzung neuer Trends.
  • Operative Ineffizienz: Silo-Strukturen und starre Arbeitsabläufe bremsen die Reaktionsfähigkeit.
  • Kundenabwanderung: Veraltete Systeme erfüllen moderne Erwartungen an Personalisierung und Geschwindigkeit nicht.
  • Wettbewerbsnachteil: Agile Wettbewerber überholen Unternehmen mit konventionellen Modellen.

Die Risiken sind offensichtlich: Wer sich nicht weiterentwickelt, wird in einer Welt, die Schnelligkeit, Innovation und Kundenorientierung belohnt, abgehängt.

Abbildung 1: Grenzen traditioneller Operational Excellence Frameworks

Flow-Driven Excellence: Die Zukunft der Operational Excellence Frameworks

Flow-Driven Excellence ist ein Paradigmenwechsel. Sie stellt nicht nur Effizienz, sondern auch Anpassungsfähigkeit, Innovation und durchgängige Wertschöpfung in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zu früheren Ansätzen integriert sie moderne Technologien, kundenzentriertes Design und agile Prinzipien, um der heutigen Komplexität gerecht zu werden. Operational Excellence wird neu definiert – als dynamische Fähigkeit, die alle Bereiche eines Unternehmens – von der Strategie bis zur Umsetzung – auf die Schaffung außergewöhnlicher Werte für Kunden und Stakeholder ausrichtet. Sie basiert auf fünf zentralen Prinzipien:

  1. Strategie mit Purpose: Ausrichtung der Abläufe an einer klaren Mission, die Mitarbeitende und Stakeholder inspiriert.
  2. End-to-End-Wertschöpfung: Abbau von Silos für eine nahtlose Lieferung kundenorientierter Ergebnisse.
  3. Technologische Befähigung: Einsatz von KI, Automatisierung und Analytik zur Erweiterung menschlicher Fähigkeiten.
  4. Kundenzentriertes Design: Gestaltung von Prozessen entlang von Wertströmen mit Fokus auf Kundenergebnisse.
  5. Agile Kultur: Förderung einer Denkweise der Resilienz, Zusammenarbeit und kontinuierlichen Verbesserung.
Abbildung 2: House of Flow-Driven Excellence

Vorteile von Flow-Driven Excellence

Unternehmen, die Flow-Driven Excellence umsetzen, können transformative Ergebnisse erzielen:

  • Höhere Gewinnmargen: Senkung der Betriebskosten um bis zu 25 % durch optimierte Abläufe, intelligente Automatisierung und bessere Ressourcennutzung.
  • Erhöhte Agilität: Verkürzung der Markteinführungszeit um 30–40 %, um schneller auf Kundenbedürfnisse und Marktveränderungen zu reagieren.
  • Höhere Kundenzufriedenheit: Steigerung von Net Promoter Score (NPS) und Kundenzufriedenheit (CSAT) um 20–30 % durch nahtlose, personalisierte Erlebnisse.
  • Betriebliche Zuverlässigkeit: Reduktion von Nacharbeit, Fehlern und Ausfallzeiten um bis zu 40 %, was zu stabileren Prozessen und höherer Servicequalität führt.

Transformation: Der Weg zur Flow-Driven Excellence

Flow-Driven Excellence ist ein umfassendes Rahmenwerk, das Unternehmen auf die Anforderungen einer komplexen, sich schnell verändernden Welt ausrichtet. Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen zielt es darauf ab, Anpassungsfähigkeit, Innovation und Wertschöpfung in allen Ebenen eines Unternehmens zu verankern – sowohl in produktorientierten Unternehmen mit dem Ziel schneller Innovationszyklen als auch in dienstleistungsorientierten Organisationen, die Kundenzufriedenheit und operative Effizienz steigern wollen.

Die Umsetzung von Flow-Driven Excellence erfordert eine Transformation entlang vier Dimensionen, die jeweils auf die dynamischen Anforderungen der heutigen Geschäftswelt zugeschnitten sind. Im Mittelpunkt steht dabei die Maximierung des Kundennutzens durch konsequente Kundenorientierung in jeder Dimension:

1. Flow-zentrierte Prozesse

  • Was zu tun ist: Arbeitsabläufe neu gestalten – mit Fokus auf Geschwindigkeit, Flexibilität und Effizienz. Engpässe durch Automatisierung und prädiktive Analytik beseitigen und reibungslose Abläufe sicherstellen. End-to-End-Wertströme integrieren, um Übergaben zu minimieren und Prozess-Transparenz zu maximieren.
  • So gelingt die Transformation: Bestehende Workflows analysieren und Schwachstellen identifizieren. Robotic Process Automation (RPA) für repetitive Aufgaben einsetzen und prädiktive Analytik zur Ressourcenoptimierung nutzen. Prozesse nach Lean-Prinzipien neugestalten, mit Fokus auf die Abschaffung nicht-wertschöpfender Schritte.
  • Erwarteter Business Impact: Steigerung der Prozesseffizienz um 25–40 %, schnellere Markteinführung neuer Angebote und Senkung der Betriebskosten um bis zu 20 %.
  • Kundenbeispiel: Capgemini Invent unterstützte einen Tier-1-Automobilzulieferer bei der vollständigen Neugestaltung des Hardware-Designs und der Software-Produktentwicklung. Die Transformation folgte Lean-Agile-Prinzipien und war entlang eines End-to-End-Wertstroms strukturiert. Das Ergebnis: effizientere Prozesse und mehr Innovationskraft über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

2. Flow-fördernde Strukturen

  • Was zu tun ist: Weg von starren Hierarchien hin zu dynamischen, vernetzten Strukturen mit klaren Verantwortlichkeiten. Agile, multidisziplinäre Teams rund um Wertströme oder Geschäftsfähigkeiten aufbauen. Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse klar definieren.
  • So gelingt die Transformation: Lean-Agile-Governance einführen, flache Teamstrukturen mit klaren KPIs etablieren, die an Geschäftsergebnisse gekoppelt sind. Rollentaxonomien auf Basis von Fähigkeiten statt Jobtiteln entwickeln. Neue Rollen wie Value Stream OwnerFlow Facilitator oder Client Partner Twin einführen, um Eigenverantwortung und Kundenorientierung zu stärken. Regelmäßige Routinen für Reflexion, Priorisierung und Lernen verankern.
  • Erwarteter Business Impact: Schnellere Entscheidungszyklen, mehr Transparenz und 30 % mehr bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Höheres Mitarbeiterengagement durch Autonomie, Purpose und Klarheit über den eigenen Beitrag.
  • Kundenbeispiel: Ein globaler Automobilhersteller wandelte seine HR-Abteilung in agile, funktionsübergreifende Teams um und führte das SAFe-Framework ein. Digitale Kollaborationstools und umfassende Schulungen unterstützten den Übergang. Ergebnis: mehr Agilität, bessere Kommunikation und eine kohärente globale HR-Strategie.

3. Flow-Driven Performance-Systeme

  • Was zu tun ist: Klassische KPIs durch dynamische, Echtzeit-Dashboards ersetzen, die strategische Prioritäten widerspiegeln. Fokus auf Frühindikatoren und umsetzbare Erkenntnisse.
  • So gelingt die Transformation: Dashboards entwickeln, die Daten aus verschiedenen Quellen konsolidieren und in Echtzeit Einblicke liefern. Metriken an langfristigen Zielen ausrichten und prädiktive Modelle zur Trendfrüherkennung einsetzen.
  • Erwarteter Business Impact: Höhere Entscheidungsqualität, 40 % schnellere Reaktion auf Probleme und bessere Ausrichtung der Teamarbeit auf strategische Ziele.
  • Kundenbeispiel: Ein führendes Unternehmen im öffentlichen Gesundheitswesen startete ein Process-Excellence-Projekt und führte Process Mining mit Celonis ein. Dadurch konnten Prozesse anhand von KPIs analysiert und kontinuierlich verbessert werden – mit spürbaren Effizienzgewinnen.

4. Flow Mindset & Verhalten

  • Was zu tun ist: Eine Kultur des kontinuierlichen Lernens, der Experimentierfreude und Anpassungsfähigkeit fördern. In Leadership-Programme investieren, die Innovation und Resilienz stärken.
  • So gelingt die Transformation: Unternehmensweite Lernplattformen mit modularen Kursen zu Zukunftskompetenzen einführen. Mentoring-Programme und erfahrungsbasiertes Lernen etablieren, um innovatives Denken zu fördern.
  • Erwarteter Business Impact: 25 % höhere Mitarbeiterzufriedenheit, 15 % mehr umgesetzte Innovationsideen und eine widerstandsfähigere Belegschaft.
  • Kundenbeispiel: Ein führendes Verkehrsunternehmen startete ein umfassendes Programm zur Einführung einer Kaizen-Kultur für 10.000 Mitarbeitende. Kaizen-Coaches, Lernprogramme und Routinen verankerten kontinuierliche Verbesserung im Alltag – mit positiven Effekten auf Effizienz und Innovationskraft.
Abbildung 3: Gezielte Transformation bis 2026 als Schlüssel zu Flow-Driven Excellence und nachhaltigem Erfolg

Call to Action

Flow-Driven Excellence ist kein Buzzword – es ist eine geschäftliche Notwendigkeit, die für produkt- wie dienstleistungsorientierte Unternehmen gleichermaßen gilt. Durch die Transformation entlang der vier Dimensionen – Flow-zentrierte Prozesse, Flow-fördernde Strukturen, Flow-Driven Performance-Systeme und Flow Mindset & Verhalten – können Organisationen die Agilität und Resilienz entwickeln, die sie im Zeitalter der Komplexität benötigen.

Für produktorientierte Unternehmen bedeutet Flow-Driven Excellence schnellere Innovationszyklen, bessere Integration der Lieferkette und höhere Kundenzufriedenheit. Für dienstleistungsorientierte Organisationen bringt es effizientere Abläufe, zuverlässigere Services und personalisierte Kundenerlebnisse. Unabhängig von der Branche fördert dieser Ansatz eine durchgängige Wertschöpfung – durch die Ausrichtung der operativen Abläufe an strategischen Zielen und Kundenerwartungen.

Die Zukunft gehört den Mutigen und Entscheidungsfreudigen. Sind Sie bereit, die Transformation anzuführen? Kontaktieren Sie uns, um zu erfahren, wie wir Ihr Unternehmen auf dem Weg zu Flow-Driven Excellence begleiten können.

Unsere Experten

Christina Bösenberg

Executive Vice President | Head of Workforce & Organization Germany, Capgemini Invent
Christina Bösenberg leitet als Executive VP den Bereich Workforce & Organization Germany bei Capgemini. Sie bringt mehr als 20 Jahre substanzielle Führungs- und Managementerfahrung mit, darunter im Industry, Automotive, Technology, Telcos, Energy und Sustainability Sektor. Sie identifiziert wesentliche Geschäfts- und Technologietrends und macht diese im Kontext von Transformation, Business Strategy, HR und der Zukunft der Arbeit effektiv nutzbar

Lukas Kloepfer

Director | Enterprise Transformation, Workforce & Organization, Capgemini Invent
Lukas Kloepfer ist Director im Bereich Workforce & Organization. Mit seiner Beratungserfahrung in Organizational Excellence, Lean Business Transformation und kontinuierlicher Verbesserung unterstützt er Unternehmen branchenübergreifend. Seine Kunden profitieren von fundierter Expertise in nachhaltiger Effizienzsteigerung und agiler Transformation.

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