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EU Open Data Maturity Report 2019

02 Dez. 2019

EU Open Data Report 2019: Europa setzt bei offenen Daten vermehrt auf Qualität

Die fünfte jährliche von der EU Kommission beauftragte Studie verdeutlicht die Evolution von Open Data in Europa und den zunehmenden Fokus auf die Auswirkungen und Qualität von Daten

Der fünfte jährliche „Open Data Maturity Report 2019“ im Auftrag der EU Kommission zeigt, dass die Länder in Europa Fortschritte bei der Veröffentlichung und der Weiterverwendung von Open Data gemacht haben. Die im Kontext des „European Data Portal[1] von Capgemini koordinierte und veröffentlichte Studie verdeutlicht zugleich, dass die Länder dabei unterschiedliche Prioritäten setzen.

Insgesamt zeichnen sich im Report 2019 vier wesentliche Trends ab:

Vom Ausbau zur Konsolidierung: Nachdem in Europa mehrere Jahre der Reifegrad von Open Data vorangetrieben wurde, befindet man sich nun in einer Phase der Konsolidierung. So stieg der Reifegrad seit dem Start der Umfrage 2015 jedes Jahr maßgeblich, bis 2017 ein Höhepunkt erreicht wurde. Diese vorherige Steigerung des Reifegrads hat sich mittlerweile zu einem fortlaufenden Trend von Optimierung und Konsolidierung weiterentwickelt. Ausgehend von belastbaren Open-Data-Richtlinien, Steuerungsmodellen und optimierten Portalen, erweitern und intensivieren die EU28+[2] Länder momentan ihre Bemühungen in den komplexeren Bereichen von Open Data: Qualität und Effektivität.

Von Quantität zu Qualität, im Sinne der Nutzerbedürfnisse: Durch die zunehmende Reife der Vorhaben bezüglich Open Data, hat sich der Fokus der Länder von der Quantität zur Qualität verschoben. In den ersten Jahren gab es daher umfassende Bemühungen, mehr lizenzierte Daten als Open Data zu veröffentlichen und bereits in den öffentlichen Verwaltungen vorhandene Datenbestände verfügbar zu machen. Heute liegt der Fokus verstärkt darauf, dass diese Daten den Nutzern einen entsprechenden Mehrwert liefern, was zumeist eine Verbesserung der Datenqualität bedeutet. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Open-Data-Teams auf nationaler und lokaler Ebene zunehmend mit Nutzergruppen in Kontakt treten und deren Feedback und Bedürfnisse zu berücksichtigen versuchen.

Von der Veröffentlichung zur Effektivität von Daten: Den EU28+ Ländern geht es nicht länger nur um die Veröffentlichung von Open Data und um die Berücksichtigung der übrigen Richtlinien zur Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors. Vielmehr wird versucht, Daten bestmöglich nutzbar zu machen, um eine größere Effektivität zu erzielen. Entsprechend werden vermehrt Maßnahmen unternommen, um zu verstehen, wie Daten einen Mehrwert liefern können und wie sich die Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzer besser ermitteln lassen. Die Beispiele reichen hierbei von Veranstaltungen für die verschiedenen Anwendergruppen, über die Entwicklung von Verfahren zur Erfassung der Auswirkungen von Open Data, bis hin zu Umfragen und Studien über ihren sozialen, ökologischen, politischen und ökonomischen Mehrwert.

Die gemeinsame Datennutzung als Meilenstein: Insgesamt erkennen Regierungen zunehmend, welche Möglichkeiten durch die gemeinsame Datennutzung entstehen. Selbst wenn ein Datensatz nicht als Open Data veröffentlicht werden darf – etwa durch Beschränkungen aufgrund geistigen Eigentums oder von Vertraulichkeit – kann dieser in anderen Modellen einen Mehrwert liefern. Dies gilt etwa für die gemeinsame Datennutzung („Shared Data“) zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. Involvierte Staaten arbeiten aktuell daran, effektive und sichere Wege zur gemeinsamen Datennutzung zwischen Regierungen und anderen Organisationen zu etablieren, die dem geistigen Eigentum und dem Datenschutz Rechnung tragen. Die Europäische Kommission unterstützt diesen Prozess und hat im Oktober daher das neue Projekt „Support Center for Data Sharing“ gestartet.

“Da die Open Data Angebote der Mitgliedsstaaten sich zunehmend etablieren, sehen wir eine Verschiebung des Fokus auf die Nutzer von Open Data“, stellt Marc Reinhardt, Leiter Public Sector bei Capgemini in Deutschland, fest. „Die Bewegung von der reinen Datenbereitstellung hin zur stärkeren Nutzenorientierung ist richtig und insbesondere die Ansätze zur gemeinsamen Datennutzung sind dabei eine spannende Entwicklung. Dies zeigt sich aktuell auch an den Gedanken zu, beziehungsweise dem Interesse an GAIA-X.“

Das Europäische Datenportal

Open Data bezieht sich auf Informationen, die von öffentlichen Institutionen gesammelt, produziert oder erworben wurden und von jedem frei genutzt, geändert und geteilt werden können. Zu den Vorteilen von Open Data zählen eine höhere Transparenz und Rechenschaftspflicht von Regierungen sowie konkrete soziale und ökonomische Vorteile für Bürger, Unternehmen und die Zivilgesellschaft. Die zum Start des Europäischen Datenportals von Capgemini veröffentlichte Studie ermittelte 2015 einen geschätzten Marktwert von 75,7 Milliarden Euro für Open Data im Jahr 2020, mit einem signifikanten Anstieg von 37 Prozent zwischen 2016 und 2020. Das von der Europäischen Union gestartete Portal sammelt Informationen über die von den verschiedenen europäischen Ländern bereitgestellten Daten. Es deckt aktuell 35 Länder, 82 Kataloge sowie Links zu knapp einer Millionen Datensätze in Europa ab und bietet zudem eine Vielzahl an Lernmaterialien und Open-Data-Einsatzszenarios.

Für mehr Informationen zum Portal und den Ergebnissen der aktuellen besuchen Sie:

[1] Die Implementierung des Europäischen Datenportals erfolgt im Auftrag der EU Kommission unter der Führung von Capgemini Invent, gemeinsam mit Intrasoft International, Fraunhofer Fokus, con terra, Sogeti, der University of Southampton, Time.lex, 52 North und the Lisbon Council.

[2] Zu den untersuchten Ländern zählen neben den 28 EU-Mitgliedsstaaten auch die EFTA Länder Island, Lichtenstein, Norwegen und die Schweiz.