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Das Potenzial hinter der Krise – 4 dinge, die produzierende Unternehmen aus dem Jahr 2022 lernen können

Jochen Bechtold
22. Dez. 2022

Viele würden das Jahr 2022 gerne so schnell wie möglich abhaken und in das nächste Jahr 2023 starten. Zugegeben, die vergangenen 12 Monate waren alles andere als einfach. Doch haben sie auch wichtige Transformationsprozesse eingeleitet.

Obwohl die Corona-Pandemie in Europa bereits im Frühjahr 2022 abgeebbt ist, verursachten Lockdowns in China bis vor Kurzem immer wieder Lieferkettenprobleme. Mikrochips sind nach wie vor knapp und der Russland-Ukraine-Krieg hat zudem die Energiepreise in die Höhe getrieben. Um der Situation auch etwas Gutes abgewinnen zu können, ist es wichtig, aus den Geschehnissen der letzten 12 Monate die richtigen Lehren zu ziehen.

1. Nachhaltigkeit wird zur Überlebensstrategie

Auch wenn sie ursprünglich nicht für die Bewältigung der Folgen eines europäischen Krieges entworfen wurden, konnten die Nachhaltigkeitsstrategien vieler Unternehmen in diesem Jahr ihren Wert unter Beweis stellen. Energieeffizienz, nachhaltige Produktion und die Gewährleistung stabiler Lieferketten waren in diesem Jahr die wichtigsten Mittel, um den gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten entgegenzuwirken. Die entsprechenden Maßnahmen reichten von der Nutzung von Abwärme über den Einsatz von Sensoren für die Überwachung von Maschinen und Anlagen bis zur feingranularen Steuerung von Heiz- und Kühlsystemen. Manches Unternehmen beschleunigte auch seinen Einstieg in die Energieerzeugung oder den Umstieg auf Wasserstoff als Energieträger. Unterm Strich wurde 2022 die Umsetzung vieler Nachhaltigkeitsinitiativen beschleunigt.

2. Wissen ist Macht

CO2-Emissionen kann man nur effektiv senken, wenn man die Emissionsquellen kennt. Der größte Hebel hinsichtlich der Reduktion von CO2-Emissionen liegt dabei in der Optimierung der Produktentwicklungsphase, wie die erst kürzlich von Capgemini veröffentlichte Studie „Rethink: Why sustainable product design is the need of the hour“ unterstreicht. Ungefähr 80 % der Umweltauswirkungen eines Produktes hängen mit Entscheidungen in der frühen Designphase zusammen. Grundlegend für nachhaltiges Produktdesign ist die zielgerechte Datenerhebung und -bereitstellung über alle Stufen der Wertschöpfungskette. 2022 hat gezeigt, dass Digitalisierung und digitale Durchgängigkeit der Daten in diesem Zusammenhang weiter vorangetrieben werden müssen.

3. Der goldene Mittelweg hat wieder mehr Glanz

Ein weiterer positiver Aspekt der vielen Herausforderungen der letzten 12 Monate ist, dass einige Paradigmen das Jahr nicht überleben werden. Auch wenn sich das Rad der Globalisierung nicht zurückdrehen wird, ist der Local-to-Local Ansatz doch zukunftsfähiger denn je. Endlich werden Prozesse wieder neu gedacht, die Kosten der Globalisierung stärker eingepreist und kurze Transportwege sowie schnellere Reaktionszeiten zu Wettbewerbsvorteilen. Zur reinen Just-in-time-Fertigung und der extremen Verlagerung aller kostenintensiven Produktionsschritte ins ferne Ausland werden Alternativen entwickelt. Von dieser Entwicklung könnte die Industrie in Europa stark profitieren. Auch werden die Ellenbogen wieder etwas mehr eingefahren. Kooperationen mit Wettbewerbern und Partnern zur Nutzung von Synergieeffekten sind bereits vermehrt sichtbar.

4. Nichts ist so sicher wie die nächste Cyber-Attacke

Cybersicherheit ist schon lange ein entscheidender Faktor im internationalen Wettbewerb und 2022 hat sich die Bedrohungslage laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik durch den Russland-Ukraine-Konflikt erheblich verschärft. Eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institutes mit 950 Unternehmen ergab, dass 40 % der befragten Unternehmen bereits Opfer einer Cyberattacke waren. Solche Ereignisse führen in der Regel aber auch dazu, dass Unternehmen ihre Sicherheitsmaßnahmen erneut auf den Prüfstand stellen und verbessern. Es gilt unter anderen eine Bewertung und ein Bewusstsein für Cybersicherheit über das gesamte Unternehmen zu etablieren, Risikoverantwortung zu vermitteln und intelligente Überwachungen zugeschnitten auf die Smart Factories zu implementieren und zu kontrollieren. 

Um gut gerüstet in das Jahr 2023 gehen zu können, sollten wir eines ganz sicher nicht tun: 2022 vergessen. Denn um in diesen nach wie vor ungewissen Zeiten die vorgenommenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und den Weg über die digitale Transformation hin zu einer resilienten Intelligent Industry zu meistern, werden wir die Erfahrung aus 2022 mit Sicherheit brauchen. 

Bis dahin schöne Feiertage und einen guten Start für 2023!

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Autor

Jochen Bechtold

Managing Director von Capgemini Engineering in Deutschland
Zusammen mit dem Capgemini Engineering Team und der Power der Capgemini-Gruppe, ist es mein Ziel, die Vernetzung der physischen und digitalen Welt hin zur „Intelligent Industry“ weiter auszubauen und damit die Wertschöpfungsketten, Produkte und Services unserer Kunden noch vernetzter, datengesteuerter, intelligenter und nachhaltiger zu machen.