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Inventive FRC – Basel IV: wie nah sind die IRBA-Banken am Output-Floor?

Capgemini Invent
25. Jun. 2020
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Capgemini Invent adressiert die CxO Daten-Strategie und unterstützt seine Kunden bei der datengetriebenen Wertschöpfung.

Mit Inventive Finance, Risk & Compliance (Inventive FRC) meistern wir die Herausforderungen der Finanz-, Risiko- und Compliance-Funktion im Finanz-Sektor. Dieser Blog-Artikel fokussiert auf Credit Risk.

Output-Floor: Hintergrund und Einführung

Seit der Veröffentlichung von Basel II können Banken i.d.R. zwei Methoden verwenden, um Mindestkapitalanforderungen (MRC) zu bestimmen. Der Standardansatz (KSA), welcher grundsätzlich für alle Kreditinstitute zugelassen ist, schreibt die Risikogewichte für alle Kategorien von risikobehafteten Aktiva vor. Alternativ kann ein komplexer, aber risikoadäquaterer auf internen Ratings basierender Ansatz (IRBA) angewandt werden, welcher durch Modellierung von Kreditrisiken auf Basis von internen und externen kundenspezifischen Daten die tatsächliche Risikosituation einer Bank berücksichtigt. Die Verwendung des IRBA bedarf stetiger Investitionen in Modellentwicklung und -validierung, ermöglicht jedoch einen großen Spielraum bei der Ermittlung und der eventuellen Reduzierung der Mindestkapitalanforderungen. Demzufolge wurde der IRB-Ansatz in den meisten europäischen Großbanken bereits vor Jahren mit Einführung von Basel II Anforderungen implementiert.

Jedoch, wie die Initiative „Targeted Review of Internal Models“ (TRIM 2019) festgestellt hat, sind die gemäß internen Modellen ermittelten risikogewichteten Aktiva (RWA) in einigen Fällen höchst inkonsistent und dadurch unzuverlässig im Gegensatz zu RWA, die gemäß KSA ermittelt wurden. Bei unterschiedlichen Banken führte die Risikoquantifizierung desselben Kreditportfolios zu variierenden RWA-Ergebnissen aufgrund von kritischen Unzulänglichkeiten bei der Entwicklung von PD- und LGD-Modellen sowie bei der Bewertung der Datenqualität. Die zahlreichen Mängel interner Modelle sollen nun durch Einführung des Output-Floors aus der finalisierten Basel III Reform kompensiert werden. Ab dem Jahr 2023 soll ein nach dem IRBA berechnetes RWA-Ergebnis mindestens 50 % der nach dem KSA berechneten RWA betragen. Anschließend wird sich die Kapitaluntergrenze jährlich um 5 Prozentpunkte erhöhen bis sie im Jahr 2028 ihren finalen Wert von 72,5 % erreicht.

Trotz stufenweiser Einführung der Kapitaluntergrenze sollen Finanzinstitute sich schon heute mit der Anschaffung von zusätzlichem Kapital beschäftigen, da die Kapitalkosten sich vermutlich durch steigende Nachfrage erhöhen werden. Um die Höhe des zusätzlich benötigten Kapitalbedarfs abzuschätzen, soll dieFrage im Folgenden beantwortet werden: inwieweit liegen IRBA-Banken bereits unterhalb des Output-Floors?

Einfluss des Output-Floors auf Kapitalanforderungen

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Abbildung 1: Treiber der Mindestkapitalerhöhung nach der Umsetzung der finalisierten Basel III Reformen, Quelle: Basel III Monitoring Exercise of EBA, April 2020

Nach Einschätzung der EBA (Basel III Monitoring, Stichprobe: 105 Banken) wird in Europa eine Mindestkapitalunterdeckung im Wert von 23 Mrd. € infolge der vollständigen Umsetzung der finalisierten Basel-Reformen entstehen. Am stärksten sind die international tätigen Großbanken* betroffen, den 19,5 Mrd. € fehlen werden. Der Output-Floor ist dabei der wichtigste Veränderungstreiber: knapp ein Drittel (Abbildung 1) der gesamten erforderlichen Kapitalerhöhung wird durch Einführung des Output-Floors verursacht.

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Abbildung 2: Kumulativer Einfluss des Output-Floors auf MRC während der Implementierungsphase in Prozentpunkten, Quelle: Basel III Monitoring Exercise of EBA, April 2020

Der durch den Output-Floor entstandene Kapitalbedarf verteilt sich ungleichmäßig auf Jahre 2023-2028 (Abbildung 2). Basierend auf Daten der EBA Basel III-Monitoring-Studie sind die international tätigen Großbanken (Gruppe 1) bereits heute nah am 50 %-Output-Floor, der erst im Jahr 2023 in Kraft treten wird. Die erste signifikante Kapitalerhöhung wird im Jahr 2025 erwartet, in den nachfolgenden Jahren wird der Einfluss des Output-Floors auf MRC überproportional ansteigen. Dies bedeutet, dass Banken der Gruppe 1 zusätzliches Kapital im Wert von mehreren Milliarden Euro in den Jahren 2025-2028 anschaffen müssen, um der Output-Floor-Regelung konform zu sein.

Für die Gruppe 2 folgt der kumulative Einfluss des Output-Floors einem relativ linearen Verlauf. Der größte Kapitalbedarf wird im ersten Jahr der stufenweisen Umsetzung vom Output-Floor entstehen. Dies indiziert eine aktuell noch große Differenz in nach IRBA und KSA berechneten RWA-Ergebnissen.

Aussicht für Banken

Durch Einführung des Output-Floors wird eine wesentliche Steigerung der Mindestkapitalanforderungen erwartet: Für international tätige Großbanken erst in der zweiten Hälfte der Implementierungsphase, für sonstige Banken gerade an deren Anfang. Jedoch sind die Möglichkeiten rasanter Kapitalerhöhung stark begrenzt bei immer höherem Wettbewerb und geringer Profitabilität, verstärkt durch die COVID-19-Pandemie. Unsere Experten aus dem Data, Finance, Risk & Compliance Team haben aber alternative kosteneffiziente Lösungen ausgearbeitet. Lesen Sie wie RWA mit Hilfe von AI und Tokenisierung reduziert werden können und wie die Vorteilhaftigkeit der IRB-Ansätze nach der Einführung des Output-Floors bestimmt werden kann.

*Banken, die über Tier-1-Kapital von mehr als 3 Milliarden EUR verfügen

Vielen Dank an die Co-Autorin Maria Kurday.


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