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The Future of Retail

Achim Himmelreich
28. Apr. 2022

Nachdem wir im ersten Teil unserer USA-Reise Retail-Highlights im praktischen Einsatz gesehen haben, wollten wir im zweiten Teil unserem Kunden die dahinterliegenden Technologien und zukünftige Trends näher vorstellen.

Dafür konnten wir uns im Applied Innovation Exchange, unserem Innovationlab im Silicon Valley, mit Start-ups und anderen Technologiepartnern austauschen.


Teil 2: Inspiration aus dem Applied Innovation Exchange

Für den zweiten Teil unserer USA-Reise ließen wir die Ostküste hinter uns und flogen nach San Francisco. Im Südosten der Stadt, wo früher noch Lagerhäuser und Autoreparaturwerkstätten dominierten, befindet sich heute das nördliche Ende des Silicon Valley und derzeit das Gebiet, in das die meisten und größten Investitionen fließen. Hier ist auch unser Applied Innovation Exchange angesiedelt, mitten im Zentrum von Innovation und Disruption. Zugleich könnte der Kontrast zu New York kaum größer sein: An die Stelle von Hektik und Betriebsamkeit trat eine ruhige Atmosphäre – das, was die Amerikaner „laid back“ nennen. Disruptive Ideen kommen eben nicht nebenbei und erzwungen, sondern durch ruhiges Reflektieren und Ausprobieren.

Investitionen in Daten und Insights

Im Applied Innovation Exchange konnten wir dem Kunden zunächst gemeinsam mit unseren Partnern einen Überblick über die aktuellen technischen Innovationen in der Retail-Branche geben. Matt Nichols von Commerce Ventures, eines der größten Venture-Capitalist-Unternehmen im Handel und Ökosystempartner des AIE, startete mit einem Parforceritt durch die aktuellen Trends im Silicon Valley. Ein großes Aha-Erlebnis gab es gleich zu Beginn: Die Innovationssumme in Bereich Retail-Start-ups ist aktuell größer als vor der Pandemie, und zwar beträchtlich. Mit anderen Worten: Die Geschwindigkeit der Innovation wird wohl noch zunehmen!

Matt hat mehrere Trends identifiziert, in die Commerce Ventures Millionenbeträge investiert hat. Sie bilden das gesamte Spektrum der Digitalisierung ab. Als größte Investments stechen Trove, eine Plattform für Branded Resale, und Simon, Anbieter einer Customer Data Platform, hervor. Insgesamt zieht sich das Thema Daten durch nahezu alle Investitionen: Daten jedweder Art werden zu Insights verarbeitet, auf deren Basis echte Personalisierung und überragende Customer Experience für die Endkunden realisiert werden kann.

Optimierter Service durch Roboter

Physisch greifbar war der nächste Punkt auf der Tagesordnung: die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Robotern im Handel. „Tally“ von Simbe Robotics demonstrierte uns live, wie er sich durch Regale bewegt und automatisiert eine Inventur durchführt. Ein Roboter von Tortoise brachte uns zwei Boxen vorbei, die sich mit Hilfe einer Tap2Go Kreditkarte öffnen ließen und – Überraschung – Produkte unseres Klienten beinhalteten. Die Retail-Welt wird quasi auf den Kopf gestellt: Während wir früher zum stationären Handel kommen mussten, kommt er jetzt zu uns. Und datenbasiert kehrt die „Tante Emma“ zurück, die unsere Wünsche und Gewohnheiten bestens kannte – nun aber als künstliche Intelligenz, die auf Basis von Daten Muster erkennt und uns so ebenfalls die Wünsche von den Augen ablesen kann.

Unsere Mittagspause war nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern auch ein innovativer: Geliefert wurden Bowls einer sogenannten Ghost Kitchen. Ghost Kitchens sind in den USA und Kanada bereits ein stark wachsender Trend. Insbesondere Einzelhändler kooperieren mit und integrieren diese, um ihr Angebot zu erweitern. Und diese Erweiterung, so überraschend wir sie erlebten, war direkt intuitiv nachvollziehbar: Schließlich haben Lebensmittelhändler in den vergangen Jahren ihr Sortiment kontinuierlich um direkt verzehrbare Produkte erweitert. Da sind Ghost Kitchens, die direkt das fertige Abendessen nach Hause liefern, der logische nächste Schritt.

Mit Ideen im Koffer zurück nach Deutschland

Unsere Reise durch die Welt der Retail-Innovationen war ein voller Erfolg. Sowohl unser Kunde als auch wir selbst reisen inspiriert und voller Ideen ab. Wir konnten hautnah erleben, wie das einzigartige Ökosystem des Silicon Valley mit den etablierten Tech-Giganten, erfahrenen Investoren und dem intellektuellen Herz, der Stanford University, weiterhin der Taktgeber der digitalen Innovation ist. Und unser Applied Innovation Exchange ist mittendrin.

Wenn Sie mehr zu unseren Retail-Lösungen und dem Applied Innovation Exchange erfahren wollen, schreiben Sie uns!


Teil 1: Wie digitale Innovationen das Shopping-Erlebnis verändern

In den vergangenen zwei Jahren haben E-Commerce und digitale Retail-Lösungen massiv an Bedeutung gewonnen – nicht zuletzt getrieben durch die Corona-Pandemie. Viele Händler haben Digitalisierungsinitiativen gestartet, weil sie schlicht durch die Umstände dazu gezwungen wurden. Unsere im Januar veröffentlichte Consumer-Trends-Studie hat zudem verdeutlicht, wie sich die Erwartungen der Konsumenten im Lauf der Pandemie gewandelt haben. Umso gespannter war ich auf meine erste Interkontinentalreise seit Beginn der Pandemie – eine Coast2Coast-Tour in den USA, die Deutschland ja bei digitalen Innovationen in der Regel immer ein wenig voraus sind. Gemeinsam mit unserem größten deutschen Kunden aus der Handelsbranche wollten wir Eindrücke und Inspirationen sammeln, um eine digitale Zukunftsversion für das Unternehmen zu entwickeln.

Eine magische Virtual-Reality-Welt

Unsere Reise führte dafür zunächst nach New York City, wo wir die Teilnehmenden auf eine Erkundungstour durch Manhattan mitnahmen. Der erste Highlight: Der Harry Potter Store bietet Besuchern die Gelegenheit, Hogwarts zu erkunden oder sogar auf einem Nimbus-2000-Besen über London zu fliegen – mit einer beindruckenden Virtual-Reality-Erfahrung, die nicht nur durch eine Brille, sondern auch durch zahlreiche Sensoren an Händen und Füßen ermöglicht wird.

Ein solches Erlebnis ist längst nicht nur etwas für Vergnügungsparks, sondern eine ernstzunehmende Innovation für den Handel. Die Kosten pro VR-Einheit sind in den letzten Jahren signifikant gesunken – damit wird Virtual Reality in den nächsten Jahren potenziell in Millionen Wohnzimmern einziehen. Die Geschichte der Medien – von Zeitung über TV bis zum Internet – zeigt, dass Marken diese Bewegung mitmachen müssen. Sie folgen schlicht den Konsumenten – und eine der nächsten großen Bewegungen wird die in die VR-Welt sein. Virtual Reality ist dabei vor allem für Unternehmen wichtig, bei denen eine überragende Customer Experience zum Markenkern gehört. Und natürlich können Konsumenten aus der VR-Welt heraus direkt einkaufen – es wird schlicht bequemer und spaßiger sein als vom PC oder Smartphone.

Digital Signage: eine neue Schnittstelle zum Kunden

Wir verabschieden uns von der Magie der VR und wenden uns der Welt des täglichen Bedarfs zu: Bei unserer nächsten Station in der  Drogerie- und Apothekenkette Walgreens konnten wir uns mit smarten Tiefkühlschränken beschäftigen. Die „Cooler Screens“ auf den Türen zu Getränken, Fertiggerichten und Eis sind Bildschirme, die alle Infos zu den Produkten digital anzeigen. In der nächsten Ausbaustufe können Konsumenten auch über ein Voice Interface mit den Screens sprechen und zum Beispiel Informationen abfragen.

Neben dem innovativen Kundenerlebnis stellt dies für Händler eine neue potenzielle Einnahmequelle dar, denn auf den Screens können beispielsweise Werbekampagnen von Konsumgüterhersteller angezeigt werden. Willkommen in der boomenden Welt von Retail Media: Genau wie im Internet, wo Plattformbetreiber die Schnittstelle zu den Endkunden zu monetarisieren können, wird dies im physischen Handel auch möglich sein. Aus dieser Perspektive heraus ist der Laden auch eine Schnittstelle zum Endkunden, die eben bislang „lediglich“ zum Verkauf genutzt wurde.

Seamless Check-out: Warteschlangen adé

Anschließend stand ein Ausflug in die Welt der modernen Gastronomie an – zunächst in die neueste Filiale von Taco Bell in der Nähe des Times Square. Das Besondere hier ist der Grad ihrer Automatisierung: Nicht nur die Bestellung via digitalem Kiosk oder App ist digital – wie es viele Kunden auch in Deutschland schon kennen – sondern auch die Auslieferung in eine Box, die mit der App geöffnet wird.

Abgerundet wurde die Mittagspause mit einem Besuch des Cafés im gemeinsamen Store von Amazon und Starbucks. Die beiden Giganten aus Seattle haben ein Ladengeschäft geschaffen, in dem der Bezahlvorgang vollständig automatisiert ist. Kein mühsamer Self Check-out, sondern ein sogenannter Seamless Check-out: Kunden können den Store mit der App betreten und verlassen, in der ein Zahlungsmittel hinterlegt ist. Auch für Kunden, die sich die App nicht herunterladen wollen, ist der Zugang möglich: mit einer mit NFC ausgestatteten Tap2Go Kreditkarte, wie sie ja mittlerweile Standard ist.

Ich gehöre zu der Generation, für die Schlangen an der Kasse noch normal sind – doch die jüngeren Konsumenten werden dies zukünftig nicht mehr akzeptieren, weil es schlicht technologisch nicht mehr nötig ist. Schlangen und Kassen sind damit nur noch eine, wenn auch lange im Betrieb befindliche, Übergangserscheinung im Handel.

Deutsche Händler holen auf

Die vielfältigen Innovationen, die wir in New York live erleben konnten, verdeutlichen, wie der Handel ein ganz neues Kundenerlebnis schaffen kann. In Zukunft werden sich Sortimente und Formate noch stärker an die Bedürfnisse der Konsumenten anpassen. Wie es häufig Fall ist, sind deutsche Handelsunternehmen noch nicht ganz so weit in der technischen Entwicklung und Umsetzung wie Händler in den USA. Aber auch hierzulande tut sich bereits einiges und viele Marken stehen in den Startlöchern, um kreative Lösungen umzusetzen. Umso spannender war es für unseren Kunden, in New York die modernen Technologien im praktischen Einsatz zu erleben.

Im nächsten Teil setzen wir unsere Reise fort und erfahren mehr zu den neuesten Retail-Trends: In unserem Applied Innovation Exchange im Silicon Valley zeigen Start-ups, wie sie mit innovativen Lösungen die Handelsbranche aufmischen.

Wenn Sie mehr zu unseren Retail-Lösungen erfahren wollen, schreiben Sie uns einfach! Ich freue mich auf den Austausch.

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Autor

Achim Himmelreich

Global Head Consumer Engagement, Consumer Products and Retail
Ich berate meine Kunden, wie sie mit der Digitalen Transformation umgehen und neue digitale Geschäftsmodelle anpassen oder gar entwickeln können. Ich habe bereits Kunden dabei unterstützt, eigene neue, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf dem Markt erfolgreich waren.

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