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IT-Trends im Public Sector: Der Lockdown treibt die Digitalisierung, auch in den Köpfen

Thomas Heimann
07. Mai 2021

Im Oktober 2020 haben wir zusammen mit dem Behörden Spiegel 94 Entscheidungsträgerinnen und -träger von deutschen Behörden sowie deren IT-Dienstleister zur Zukunft der Behörden-IT und zu ihren Erfahrungen der vergangenen Monate befragt.

Alle gaben an, dass der Lockdown im März 2020 mobiles Arbeiten intensiviert hat. Knapp 72 Prozent beobachteten die Zunahme kollaborativen Arbeitens. Die Kontaktbeschränkungen führten außerdem dazu, dass das Angebot digitaler Verwaltungsleistungen ausgebaut wurde und die Innovationsbereitschaft innerhalb der Behörden leicht stieg. Obwohl viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsweisen in dieser Phase stark verändern mussten, möchte die Mehrheit der Befragten die neuen digitalen Prozesse auch nach der Pandemie beibehalten. Eventuelle datenschutzrechtliche Probleme mit neuen Anwendungen oder Verfahren wollen viele Behörden lösen, um sie weiterhin nutzen zu können.

„Digital first“ ist die einzig tragfähige Strategie

Meistern konnten Behörden diese Krise aus Sicht der Befragten durch eine Kombination aus höherer Digitalisierung, individuellem Engagement und der Kompetenz des eigenen Personals. Dementsprechend sind jetzt knapp 70 Prozent der Teilnehmenden der Meinung, dass „digital first“ die einzig tragfähige Strategie ist, um die Handlungsfähigkeit in derartigen Situationen zu erhalten.

Um die Resilienz insgesamt zu erhöhen, haben die Vorhaltung sicherer Hard- und Software für die Arbeit im Homeoffice, die Nutzung digitaler Arbeitsformen und der Zugriff auf leistungsfähige Kommunikations- und Kollaborationstools in den Augen der Befragten oberste Priorität. Aus meiner Sicht reicht das allein aber nicht aus. Die Daten zeigen, dass sie grundlegenden Prozessveränderungen wie Automatisierung, datengetriebenem Verwaltungshandeln oder dem Einsatz von intelligenten Technologien deutlich weniger Bedeutung beimessen und sie damit meiner Meinung nach unterschätzen. Auch die Definition einer Strategie für das Kontinuitätsmanagement steht zu weit unten auf der Prioritätenliste.

Mobiles Arbeiten hat Komplexität erhöht

Derweil steigt laut den Ergebnissen die Komplexität der öffentlichen IT-Landschaft weiter, allerdings nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Die Hauptgründe dafür sind neue gesetzliche Vorgaben, die steigende Anzahl der Homeoffice-Arbeitsplätze und die zunehmenden Anforderungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen. In der Wirtschaft ist die Situation zwar sehr ähnlich, allerdings hat die Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen die Komplexität der IT-Landschaft wesentlich weniger beeinflusst als die des öffentlichen Sektors.

Auch die Maßnahmen, um trotz zunehmender Komplexität einen stabilen IT-Betrieb zu gewährleisten, unterscheiden sich in Wirtschaft und Verwaltung. Während beide in erster Linie auf Standardisierung setzen, spielen Automatisierung und Konsolidierung in der Verwaltung eine deutlich geringere Rolle als in der Wirtschaft. Das Gleiche gilt für intelligente Technologien. Stattdessen versuchen viele Behörden, die Mehrarbeit mit Überstunden aufzufangen, eine Lösung, die in der Wirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren wurde.

Pandemie hat schon vieles verändert, aber es bleibt noch viel zu tun

Unterm Strich zeigen die Ergebnisse der Studie IT-Trends Public Sector 21, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Behörden während der Lockdown-Phasen digitale Lösungen schätzen gelernt haben und dass die Digitalisierung am Frontend deutlich ausgebaut wurde. Dieses Umdenken ist aber noch nicht im Backend angekommen. Das Potenzial von technologischen Lösungen wird zwar erkannt, aber häufig noch nicht konsequent ausgeschöpft.

Mehr dazu und zu anderen Ergebnissen der Befragung lesen Sie im gerade erschienenen Studien-PDF. Darin beleuchten wir auch Themen wie die Höhe der IT-Budgets in diesem und im kommenden Jahr, die Umsetzung von SDG und OZG und die Pläne in Bezug auf die Cloud-Nutzung.

Wenn Sie Fragen dazu haben, sprechen Sie mich gerne an!

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Autor

Thomas Heimann

Agile, IT-Architektur, IT-Strategie und IT-Transformation, IT-Trends
Als Chief Architect berate ich Kunden des öffentlichen Sektors im Rahmen der Digitalen Transformation und der Umsetzung des eGovernment. Dabei geht es darum, über skalierbare und agile IT-Dienstleistungen Bürger, Unternehmen und die öffentliche Verwaltung enger digital zu koppeln und die bereitgestellten Services stärker an den Bedürfnissen der Nutzer auszurichten.