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Sustainability

Nachhaltigkeit: Nur wer transparent ist, wird resilient

12/23

Langfristige Resilienz und Nachhaltigkeit sind aktuell die wichtigsten Ziele in der Automobilindustrie. Doch mangelt es oft an Transparenz durch daten-basierte Entscheidungsprozesse und entsprechendes Monitoring entlang der Supply Chain, so Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Capgemini. Das soll sich unter anderem durch das Catena-X Daten-Ökosystem ändern, in dem erste Lösungen bereits entstanden sind.

Wenn weltweit die Lieferketten stocken, muss die Automobilbranche reagieren: Sie stellt von Offshore-Konzepten auf eine Nearshore-Zusammenarbeit um, produziert Halbleiter selbst oder schafft eine größere Unabhängigkeit von kritischen Zulieferern. Besonders wichtig im Krisenmanagement sind Monitoring-Lösungen gerade für Zulieferer, wie eine Umfrage von Capgemini unter mehr als 1.000 Verantwortlichen aus globalen Automobilunternehmen ergab. Während Tier-1-Zulieferer wie ZF, Bosch oder Continental in aller Regel beispielsweise ein Risikomonitoring etabliert haben, sieht das bei Tier-2- oder Tier-3-Zulieferern anders aus. Nur 13 Prozent der befragten Tier-3- und 57 Prozent der Tier-2-Zuliefer verfügen der Studie nach über ein Risikomonitoring für ihre Lieferkette. Insgesamt sind Automobilunternehmen zudem noch auf dem Weg zu einer intelligenten datengetriebenen Lieferkette, die nahezu Echtzeitentscheidungen möglich machen würde. Nur jedes zweite Unternehmen (57 Prozent) ist der Umfrage nach gut aufgestellt, Autohersteller und Tier-1-Zulieferer einbezogen.

Zweiklang der Unternehmensstrategie: Nachhaltigkeit und Resilienz

Das Ziel, Störeinflüsse wegstecken zu können (Resilienz) geht Hand in Hand mit den Nachhaltigkeitszielen eines Unternehmens. Wie die Capgemini-Umfrage zeigt, sieht sich die große Mehrheit der Befragten (75 Prozent) an die CO2-Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens gebunden. Und auch hier ist Transparenz ein entscheidender Faktor: So steht eine datengetriebene Lösung für die Evaluation und das Monitoring von Lieferanten (60 %) in 2023 an Nummer 1 der Nachhaltigkeitsinitiativen, gefolgt von der Kartierung des ökologischen Fußabdrucks eines Produkts (59%) und detaillierten Informationen über die Herkunft und Zusammensetzung von Produkten (59%). Hersteller müssen mit ihren Lieferanten (egal welchen Ranges) vernetzt sein, damit sie die erforderlichen Daten bekommen. Um die nötigen Transaktionen zu vereinfachen, wurde vor zwei Jahren das Catena-X Daten-Ökosystem aus der Taufe gehoben. Dessen Ziel eines „standardisierten, offenen und vertrauenswürdigen Datenaustauschs im Ökosystem der Automobilindustrie“ würde genau das schaffen – u.a. durch einen digitalen Zwilling eines Produkts und die Rückverfolgbarkeit von Produkten. Voraussetzung: Hersteller wie Zulieferer nutzen das Catena-X Daten-Ökosystem.

Catena-X: Apps und Dashboards zeigen Nachhaltigkeitsbilanz

Eine wichtige Herausforderung für die Automobilindustrie ist aktuell, den CO2-Fußabdruck (engl. Product Carbon Footprint, PCF) eines Produkts möglichst präzise darzustellen und zu berechnen.

  • Das bedeutet etwa zunächst, seitens der OEM Anfragen an die Tier-1-Zulieferer zu stellen, welche die relevanten Daten wiederum bei ihren Zulieferern erfragen und einsammeln. Siemens hat den Prozess in ihrer App SiGREEN am Beispiel der Emissionen entlang der Lieferkette, für den „Cradle to Gate“-Prozess, digital abgebildet. So bezeichnet man den Weg vom Rohstoff über die Verarbeitung bis zur Anlieferung beim OEM. Nach PCF-Anfrage durch den OEM wird der Zulieferer aufgefordert, das entsprechende CO2-Äquivalent zu ermitteln und elektronisch über das Catena-X-Netzwerk an den OEM zu senden.
  • Netzwerk-Verbundpartner SAP hat mit „Greentoken“ eine entsprechende Lösung, um den CO2-Fußabdruck ermitteln zu können („Sustainable Footprint Management“). Wichtige Basis und Voraussetzung für den sicheren unternehmensübergreifenden Datenaustausch ist der Eclipse Dataspace Connector (EDC), der, so beschreibt es Catena-X auf seiner Website, „erforderliche Fähigkeiten zur Teilnahme an einem Datenraum bündelt und Peer-to-Peer-Verbindungen zwischen Teilnehmern ermöglicht“.

CO2-Fußabdruck: Catena-X-Rulebook als Herzstück der Nachhaltigkeit

Eine wichtige Herausforderung für diese Catena-X-basierten Lösungen liegen darin, die nötigen Daten der OEMs, Zulieferer und Subzulieferer digitalisiert und in geeigneter Qualität zu bekommen. Die nötigen Berechnungs- und Qualitätsanforderungen (auch für die genannten Apps) werden in einem „Rulebook“ festgehalten, das in regelmäßigen Abständen durch Catena-X aktualisiert wird. Version 2 wurde gerade veröffentlicht. So entsteht erstmal Klarheit darüber, mit welchen Werten gearbeitet werden kann, wie glaubwürdig sie sind und wie der Fußabdruck letztlich berechnet wird. Darin ist etwa dargestellt, welche Methoden und Standards zugrunde gelegt werden, wie sich die Werte für die Herstellung des Produktes und dessen Transport ermitteln lassen und wie sich die Qualität der transferierten Daten bewerten lässt. So sind Daten, die selbst ermittelt werden (primäre Daten) besser als jene, die aus Wissensdatenbanken oder Studien stammen (sekundäre Daten). Heraus kommt letztlich also ein CO2-Fußabdruck mit Qualitätseinschätzung. „Das Ziel wird sein, nicht nur Selbstauskünfte zu bekommen, sondern zukünftig mit zertifizierten Werten zu arbeiten“, sagt Sven Dahlmeier, Senior Director und Head of Catena-X bei Capgemini. Wird etwa Stahl in der Produktion verwendet, ist eine wichtige Frage, ob fossile oder grüne Energie für die Herstellung eingesetzt wurde und wie dies zu bewerten ist.

End-to-End-Perspektive: Ganzheitliche Sicht entscheidend

Resilient, vernetzt, intelligent und nachhaltig soll die Lieferkette eines Unternehmens letztlich sein. Hier sind Apps zur Bestimmung des CO2-Fußabdrucks lediglich eine Komponente in einem Bündel von Maßnahmen, die nicht „nur“ aus Technologie bestehen. Denn sollen im Unternehmen Daten abgefragt, in geeigneter Form aufbereitet und Mitarbeiter in Hinsicht auf Nachhaltigkeitsthemen fitgemacht werden, braucht es eine ganzheitliche Herangehensweise an das strategische Thema. Sven Dahlmeier spricht von einem End-to-End-Verständnis der Lieferkette, zu dem auch Reportingpflichten (aktuell etwa durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, LkSG) gehören. Klar ist zudem, dass Automotive-Unternehmen Nachhaltigkeit ernst nehmen sollten, um nicht sanktioniert zu werden. Denn die Entscheider in der Branche sind nicht nur klare Unterstützer des Pariser Klimaabkommens, sondern der großen Mehrheit von ihnen (73%) ist auch klar, dass ein Engagement in die Kreislaufwirtschaft langfristig wichtig ist, um weiterhin gute Zahlen zu schreiben und zu den „resilienteren“ Vorreitern im Wettbewerb zu zählen.

Weitere Information

Zur Capgemini-Studie “Automotive supply chain: Pursuing long-term resilience”, 2023

Information Catena-X

Derzeit sind 28 Konsortialpartner sowie mehr als 160 Vereinsmitglieder in Catena-X organisiert. Von Volkswagen, Mercedes Benz, Stellantis über Schaeffler, Bosch, Conti, Dräxlmaier bis hin zu SAP, Siemens und Capgemini reicht die Liste: Viele wichtige Multiplikatoren der Automobilbranche und Dienstleister sind als Konsortialpartner oder Vereinsmitglied engagiert. Insgesamt werden weltweit schätzungsweise 275.000 Unternehmen, die an Produktionen von Fahrzeugen beteiligt sind, von neuen Lösungen profitieren.

https://catena-x.net/de/

Kontaktieren Sie unsere Experten

Sven Dahlmeier

Head of Catena-X bei Capgemini in Deutschland
Sven Dahlmeier ist Senior Director bei Capgemini Invent und berät Automobilhersteller bei der Transformation und Digitalisierung ihrer Lieferketten. Seine Erfahrung reicht von der Gestaltung eines zukünftigen digitalen Supply Chain-Zielbildes, über die Entwicklung effizienter Digitalisierungsinitiativen, bis hin zur Unterstützung werteorientierter Transformationen der Kunden. Darüber hinaus konzentriert er sich auf die Prozesse und die Zusammenarbeit innerhalb einer Lieferkette, mit dem Ziel fehlende Schnittstellen zu schließen. Sven verfügt über mehr als zwanzig Jahre Beratungserfahrung in der Automobilindustrie und angrenzenden Branchen und ist Diplom-Wirschaftsingenieur (FH) und hält einen MBA der Warwick Business School. Seit dem 01.02.2023 ist Sven bei Capgemini in Deutschland für Catena-X verantwortlich.

Anke Rieche

Global Automotive Program Lead
Anke ist eine Business Development Expertin mit 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen Software, Infrastruktur und Beratung. Als hochmotivierte Teamplayerin mit ausgeprägter Kundenorientierung hat sie sich einen Namen für die Entwicklung und Umsetzung von Markteinführungskonzepten gemacht, insbesondere im Zusammenhang mit den SAP-Plattformen S/4 HANA und Intelligent Enterprise, vor allem im Automobilmarkt. Anke ist davon überzeugt, dass Automobilzulieferer und OEMs durch den Einsatz der Automotive Cloud-Lösungen von SAP, einschließlich der gemeinsamen Entwicklungen von SAP und Capgemini und der Co-Innovation mit Pilotkunden, neue Dimensionen der Agilität und Geschwindigkeit erreichen können.