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Unser Klima hat ein IT-Problem – doch ist der Helpdesk ausreichend besetzt?

Dr. Kiri Trier
25. Okt. 2021
capgemini-invent

IT ist für fast 4%[i] des globalen Treibhausgasausstoßes (2007 waren es noch 2%[ii]) verantwortlich und verursacht über 50 Mio Tonnen e-Waste jährlich[iii].

Die Aufrechterhaltung der globalen IT Infrastruktur verbraucht in etwa so viel Strom wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen1. Im Kontext der global voranschreitenden Digitalisierung, sowie neuer besonders energieaufwendiger Technologien wie Blockchain scheint ein weiteres Ansteigen der durch IT verursachten Treibhausgase unausweichlich. Es ist daher essentiell, dass Betreiber großer IT Infrastrukturen das Thema Sustainability aktiv in ihre Zukunftsplanung einbeziehen.

IT als Lösung und Problem zugleich

Obwohl IT selbst ein Verursacher ist, kann Technologie auch in erheblichem Maße zur Bewältigung der Klimakrise beitragen. Der technologische Fortschritt hat das Potential eine CO2-Reduktion zu ermöglichen, die den eigenen Fußabdruck um ein Vielfaches übersteigt. Natürlich kann Technologie nicht das Klimaproblem aus der Welt schaffen, aber sie kann definitiv einen Beitrag dazu leisten.

Insofern, dass Technologie heute zwar Teil des Problems ist, gleichzeitig aber auch ein schier unausschöpfliches Potential hat, Teil der Lösung zu sein. IT muss im Kontext von Nachhaltigkeit also aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits muss Technologie an sich nachhaltiger betrieben werden – Sustainable IT. Andererseits muss Technologie genutzt werden, um Geschäftsmodelle und Services nachhaltiger zu erbringen – IT for Sustainability.

IT for Sustainability

IT for Sustainability ist ein Thema, dessen Potenzial erstmalig bereits vor mehr als 15 Jahrenii identifiziert wurde. Die Gesellschaft sowie viele Expert*innen setzen zurecht große Hoffnungen in die Möglichkeiten, die neue Technologien zur Bewältigung der Klimakrise mit sich bringen. Schließlich bergen die Einsatzmöglichkeiten von neuen Technologien die Chance, bestehende Produkte, Services, Prozesse etc. nachhaltiger zu erbringen, sowie neue, nachhaltige Geschäftsmodelle überhaupt zu ermöglichen. Denken wir an künstliche Intelligenz, Big Data, Edge und Quantum Computing, Blockchain, IoT, 5G, usw. lässt sich das Potential ansatzweise erahnen.

Dabei darf der Technologie-Einsatz aber niemals Selbstzweck sein, sondern muss im Kern entweder

  • eine klimaschädliche Aktivität verhindern – bspw. virtuelle Zusammenarbeit anstelle von Geschäftsreisen,
  • einen bestehenden Prozess weiter optimieren – bspw. die Nutzung von Predictive Maintenance zur Vermeidung von langen Ausfallzeiten oder
  • neue nachhaltige Aktivitäten oder Geschäftsmodelle erst ermöglichen – bspw. Smart Cities, Sharing Plattformen, Angebote as-a-service, usw.

Eine zentrale Herausforderung besteht hierbei in der Definition und Auswahl der Anwendungsfälle sowie der geeigneten Technologie. Hierbei empfiehlt es sich systematisch vorzugehen und zunächst die grundlegenden Prinzipien und Erfolgskriterien festzulegen bevor durch ein umfassendes internes und externes Screening use cases eruiert und anschließend priorisiert werden. Capgemini Invent bietet dank jahrelanger Erfahrung verschiedenste, erprobte Ansätze und Instrumente, um Sie auf dieser Reise bestmöglich zu unterstützen.

Sustainable IT

In Anbetracht des oben erörterten Fußabdruckes der globalen IT, mag es paradox klingen, durch noch stärkeren Einsatz von Technologie der Klimakrise beikommen zu wollen. Deshalb ist es eine zwingende Voraussetzung, dass die fortlaufende Digitalisierung auf nachhaltige Weise erfolgt, um den Sprung vom Problem zur Lösung zu schaffen. Dies ist nur durch einen strategischen Ansatz und eine ganzheitliche Betrachtung aller Dimensionen von IT Management erreichbar. Unsere Studie zu Sustainable IT zeigt jedoch, dass weniger als die Hälfte aller Unternehmen den Fußabdruck ihrer IT kennen, geschweige denn eine Nachhaltigkeitsstrategie und/oder konkrete Zielgrößen für ihre IT eingesetzt haben.

Es besteht also dringender Handlungsbedarf, welchen wir vordergründig in den folgenden drei Bereichen verorten:

  • Sustainable IT Strategie: Messen und analysieren Sie den Fußabdruck Ihrer IT und leiten Sie konkrete Ziele und Handlungsmaßnahmen ab
  • Sustainable IT Transformation: Modernisieren und verschlanken Sie Ihre IT, um heutigen und künftigen Bedürfnissen besser, schneller, günstiger und nachhaltiger gerecht werden zu können
  • Sustainable IT Mitarbeitende: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden und nehmen Sie sie mit auf den Weg in eine nachhaltigere Zukunft

Jeder Bereich erfordert dabei dedizierte Ansätze und Maßnahmen, damit die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen IT Organisation gelingen kann. Ein kontinuierlicher Prozess zur nachhaltigen Optimierung der IT sollte fest in der Organisation verankert werden.

Genau wie die Digitalisierung an sich, handelt es sich auch beim Thema Sustainable IT um eine Entwicklung, welche jede Branche und jede Art und Größe von Unternehmen betrifft. Das Thema gehört auf jede Corporate Agenda, nicht nur weil es richtig und wichtig ist, sondern weil es zunehmend von Kunden, Aktionären, Mitarbeitenden und der Gesellschaft gefordert und entsprechend honoriert wird. Die Zeit ist also reif und günstig, aktiv zu werden und sich durch eine nachhaltige IT einen Vorteil zu erarbeiten sowie einen Beitrag für eine klimafreundliche Zukunft zu leisten – eine Zukunft für uns alle!

[i] The Shift Project, “Lean ICT – Towards digital sobriety”, March 2019

[ii] https://www.cio.com/article/2437751/environmentally-sustainable-it-definition-and-solutions.html

[iii] United Nations institute for Training and Research, “Global e-waste surging: up 21 percent in 5 years,” July 2020,

Vielen Dank an die Co-Autor*innen Ilka RummelDavid SchädlerJeremy Jostock.

Autorin

Julia Müller

Vice President‎ ‎| Head of Sustainable Futures, Capgemini Invent Germany
Julia Müller ist Vice President und Head of Sustainable Futures bei Capgemini Invent Deutschland. Sie setzt ihren Fokus in der Beratung auf ESG-Strategie, Kreislaufwirtschaft und die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Zukunft. Zuvor hat sie bei BSH Hausgeräte die Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und das Circular Economy Programm umgesetzt.

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