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Gaming: Vom Hobby zum IT-Beruf

Capgemini Karriere
21. Sep. 2021

In Deutschland gibt es Millionen von Gamern. Viele von ihnen haben durch ihr Hobby wertvolle IT-Skills entwickelt. Doch sie ahnen oft nicht, dass Unternehmen wie Capgemini aktiv nach ihnen suchen.

IT-Skills durch Spielen: Toni Kraja und Lucas Möller sind seit ihrer Jugend leidenschaftliche Gamer und haben ihr Talent für Programmieren und Basteln an der Hardware kultiviert. Heute sind sie Mitglieder der Capgemini-Familie am Standort Ratingen. Business Analyst Lucas und Senior IT Consultant Toni verraten im Interview, wie Gaming sie auf ihre heutigen Aufgaben vorbereitet hat und warum IT-Unternehmen in Gamern wertvolle Mitarbeiter*innen finden.

Aus Gaming-Hobby wird Technikbegeisterung

Einmal Hand aufs Herz: Wer seit der Jugend Games spielt, kennt sich auch gut mit IT-Themen aus. Stimmt das?

Toni: Auf mich trifft das so ähnlich zu. Ich habe mich aber nie nur vor den Computer gesetzt und gespielt. Schon als ich sehr jung war, saß ich am Amiga 500 und habe in der Workbench programmiert, der grafischen Desktop-Oberfläche des Amiga-Betriebssystems. Ich wollte vor allem meine Spielerlebnisse verbessern, aber auf smarte Weise. Nicht durch stundenlanges Daddeln, sondern indem ich das Spiel an sich umschrieb. Es waren also Games, die meine Neugier auf Programmieren geweckt haben.

Lucas: Ich hatte schon in der Grundschule einen eigenen PC. Den wollte ich besser verstehen und habe seine Funktionsweise hinterfragt. Auch bei mir ging es am Anfang um Spielergebnisse, aber bald habe ich mir anspruchsvollere Aufgaben gesucht. Wenn meine Freunde und ich zum Beispiel gemeinsam spielen wollten, mussten wir einen eigenen Server aufsetzen. Das war in manchen Fällen sehr kompliziert und erforderte grundlegende Informatikkenntnisse. Und manchmal war es auch schon eine Herausforderung, gewisse Spiele überhaupt zum Laufen zu bekommen – es ist oft eben nicht einfach Plug & Play.

Wie hast du dir diese Kenntnisse angeeignet?

Lucas: Im Grunde habe ich mich einfach in Herausforderungen festgebissen, solange, bis das Programm lief, wie ich es wollte. Dann hatte ich den Mechanismus dahinter auch verstanden und später fielen mir ähnliche Projekte dementsprechend leichter. Dann kam auch Schwung in die Sache, denn ich merkte: Das macht ja richtig Spaß.

Gamer verstehen Komplexität intuitiv

Habt ihr aus den Spielen selbst auch etwas für eure jetzige Karriere in der IT mitgenommen?

Toni: Mich haben Games sehr gut darauf vorbereitet, wechselnde Aufgabenstellungen und Erfolgsbedingungen schnell zu erkennen und mich daran anzupassen. Immer wenn ich in ein neues Projekt einsteige, muss ich mich in bestehende Strukturen und Abläufe einfügen. Ich muss wissen: Wer sind meine Kolleg*innen, wer bringt welche Skills mit, wen kann ich um Rat bitten. Ich muss mich auf ein neues Framework einstellen, das wir zur Automatisierung nutzen, die neuen Geschäftsprozesse verstehen, Relevanzen unterscheiden. Das ist vergleichbar mit dem Sprung in eine neue Spielwelt, in der man sich auch zuerst einmal zurechtfinden muss…

… weil jedes Game nach einer ganz eigenen Logik funktioniert, die man erstmal verstehen muss?

Toni: Genau, die Regeln lernen Gamer meistens erst im Spiel selbst. Selbst wenn sie realistisch wirken, folgen Games immer abstrakten Prinzipien. Es gibt immer eine Orientierungsphase, ein Learning-by-Doing. Was kann ich tun und wie reagiert die Umwelt im Spiel darauf? Gute Gamer entwickeln dafür schnell ein Gefühl – diese Intuition ist auch in der Projektarbeit eine wertvolle Kompetenz. Man spricht hier übrigens mittlerweile von „Game Literacy“.

Lucas: Natürlich bringen einen nicht alle Spiele weiter. Es ist ein Unterschied, ob man ein einfaches Autorennen meistert, oder ein komplexes Taktik- und Geschicklichkeitsspiel, das Spieler*innen vor anspruchsvollere Aufgaben stellt.

Das Gaming-Hobby auf praktische Aufgaben übertragen

Als Gamer habt ihr Neugier, Wissensdrang und eine bestimmte Art zu denken gelernt. Aber wie setzt ihr eure Gaming Skills konkret im Arbeitsalltag ein?

Toni: Kundenanforderungen in Arbeitsziele zu übersetzen habe ich auch „spielerisch“ gelernt. In vielen Games bekommen Spieler*innen mehrere Elemente, aus denen sie dann ein Objekt zusammensetzen müssen. Ohne Anleitung, natürlich. Die Einzelteile entsprechen in meinen Augen den einzelnen Parametern, die Kunden als Erfolgskriterien definieren. Übertragen auf den Job: In der Business Analyse müssen wir definieren, wie diese Parameter in einem IT-System ineinandergreifen. In diesem Sinne ist Gaming manchmal wie Requirement Engineering.

Ihr seht Games quasi als Simulatoren, in denen Kompetenzen trainiert werden, die sich anschließend im Job sinnvoll einbringen lassen?

Lucas: Vielleicht versteht man die Parallelen zwischen Gaming und IT-Berufen am besten, wenn wir über ein konkretes Spiel sprechen. Toll ist da „Factorio“. Darin landen Spieler*innen in einer Alien-Welt und sollen eine unendlich große, automatisierte Fabrik aufbauen. Das fängt klein an, dann werden die Ziele ambitionierter und Spieler*innen müssen planen, über welche Zwischenschritte sie zum gewünschten Ergebnis kommen: Was muss ich produzieren, um einen Output zu bekommen, den ich wieder als Input für anschließende Prozesse verwenden kann? Welche Logistikstrukturen werden benötigt? So baut man eine komplette, automatisierte Prozesskette auf. Das geht soweit, dass ich angefangen habe genau zu planen, wo ein Gegenstand in welchen Mengen produziert wird und an welche andere Stelle dieser geliefert werden muss. Ich habe praktisch im Spiel Pläne und Diagramme erstellt, um das System aufzubauen.

Toni: Organisationstalent ist ein sehr wichtiger Skill; die Fähigkeit, auch in undurchsichtigen Situationen den Überblick zu bewahren. Wer das beherrscht, spielt nicht nur gut, sondern bringt auch gute Voraussetzungen für einen IT-Beruf mit.

Welche Skills würdest du noch hervorheben wollen? Was bringen viele Gamer „von Haus aus“ mit?

Toni: Als Softwaretester muss ich Anwendungen gezielt an ihre Grenzen bringen, um die Prozesse dahinter zu verstehen. Damit ich beispielsweise Fehleranfälligkeiten benennen kann. Das kenne ich vom Gaming: Spielen gegen das Spiel ist nichts anderes, als die Suche nach den Schwachstellen des Systems, die ich ausnutzen will, um zu gewinnen. Dazu gehören in beiden Fällen Neugier und Ausdauer: Ich will im Detail wissen, wie ein System funktioniert. Dabei drücke ich nicht wahllos auf Knöpfen herum, sondern lote meine Möglichkeiten systematisch aus.

Lucas: Wenn ich an Software-Design oder Architektur denke, sieht es im Prinzip genauso aus. Deshalb ist die Denkweise so wichtig. Die Ausgangsfrage lautet immer: „Was brauche ich, um meine Ziele zu erreichen?“ Auf dieser Grundlage entwickle ich einen Plan. Ob Business-Analyse oder Gaming: Erstmal muss man alles verstanden haben, dann aus den Erkenntnissen eine Lösung ableiten. Gamer, IT-Consultants, Software Engineers: Sie alle – und noch viele mehr – gehen in vielen Fällen auf eine ähnliche Weise vor.

Gaming bildet auch den Charakter

Würdet ihr sagen, ihr seid heute besser im Job durch eure Spiele-Erfahrung? 

Toni: Das ist natürlich schwer zu sagen. Ich bin aber sicher, dass es mir einige charakterliche Vorteile für meinen Job gebracht hat. Ich habe mir im Umgang mit Games eine große Ausdauer und Resilienz angeeignet. Ich erinnere mich noch gut an die Tage und Nächte, an denen ich Windows immer wieder neu installiert, Repartitionierungen durchgeführt oder Hardware ausgetauscht habe. Jede*r Spieler*in kennt die typischen Situationen, wenn ein neues Game einfach nicht läuft. Die Fehlerbehebung kann dann ganz schön langwierig sein. Aber ich lasse mich nicht leicht frustrieren, auch nicht im Projekt.

Wie sieht es mit der Teamfähigkeit aus? Sind Gamer eher einsame Wölfe?

Lucas: Ganz im Gegenteil: Ich habe in der Multiplayer-Szene meine soziale Kompetenz enorm entwickelt. Du bist immer in der Gruppe, egal ob ihr zusammen oder gegeneinander spielt. Dabei wird unablässig kommuniziert – auch mit vollkommen fremden Menschen, aus anderen Ländern, mit anderem Hintergrund, die du über das Internet kennenlernst. Es ist am Ende nur eine Frage des Spiels und der eigenen Einstellung. In den letzten Jahren ist es auch selten geworden, dass ich online alleine spiele. Mit anderen ist es unterhaltsamer und es entwickeln sich auch ständig interessante Diskussionen und Gespräche.

Bei Capgemini arbeitet ihr ebenfalls oft in internationalen Teams, die an unterschiedlichen Standorten sitzen.

Lucas: Gerade bin ich in einem internationalen Projekt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen, zum Beispiel aus Polen, gehört zum Alltag. Ob national oder international, Kooperation ist das A und O bei Capgemini. Darauf hat Gaming mich gut vorbereitet.

Toni: Ich könnte wahrscheinlich nicht so gut Englisch sprechen, wenn ich keine Computerspiele gespielt hätte. Da hielt ich es wie heute viele mit Serien: Das englische Original ist meist besser als die Übersetzung.

Lucas: Meine Sprachkompetenz haben Spiele auch stark gefördert. In der Schule reicht die Zeit oft gar nicht, das Englische praktisch anzuwenden. In Spielen liest du nicht nur Dialoge, Anweisungen oder Fachbegriffe, in Multiplayer-Games kommen dann noch die Interaktion auf Englisch mit Menschen aus der ganzen Welt dazu.

Spiele, die IT-Skills schärfen

„Factorio“ habt ihr schon als sehr gutes Spiel genannt? Welche Titel empfehlt ihr jungen Menschen noch, die ausgehend vom Gaming Karriere machen wollen?

Toni: Über Programmieren lernt man in „Shenzhen I/O“, „while True: learn()“, „Human Resource Machine“ und „7 Billion Humans“ viel. Diese Games kann ich empfehlen. Die letzten beiden sind wahrscheinlich etwas witziger und für Einsteiger*innen besser geeignet. Dafür lernt man mit „Shenzhen I/O“ und „while True: learn()“ noch etwas über die Hardware im Computer.

Ich spiele privat gerne die Global Strategy Games von Paradox Interactive. Darin muss ich immer eine Vielzahl an Kennzahlen im Blick behalten und es dauerte etwas länger, bis ich mich in die Spielregeln eingefunden habe. Doch der Lerneffekt ist wirklich wertvoll.

Wie funktionieren Global Strategy Games?

Lucas: Global Strategy Games sind allesamt Echtzeit-Strategiespiele, die Aktionen der Spieler*innen haben unmittelbare Konsequenzen. Das ist sehr informativ für die Arbeitspraxis, weil man Ursache-Wirkung-Zusammenhänge begreifen lernt und gewissermaßen auch Risikomanagement.

Zusammenfassend gibt es drei Arten von Spielen, die für eine Capgemini-Karriere hilfreich sind:

  • lösungsorientierte Strategie- und Planspiele, bei denen man manchmal auch ein bisschen programmieren lernt;
  • Multiplayer-Spiele, die Sozialkompetenz fördern;
  • und Singleplayer-Spiele, in denen man komplexe Zusammenhänge verstehen lernt.

Durch Gaming Lebenslauf und Bewerbungsschreiben verbessern

Abgesehen vom professionellen Gaming Beruf – da gibt es ja mittlerweile auch richtige Stars – welche Berufe für Gamer gibt es, die junge Talente auf dem Schirm haben sollten?

Toni: Der Beruf Business Analyst*in gehört auf jeden Fall dazu, dazu haben wir schon einige Worte gesagt. Den Bereich des Software-Testens möchte ich hier jedoch noch einmal besonders betonen. Wer Fehler in komplexen Spielen gezielt finden kann, kann das aus meiner Sicht in Software erst recht – Spiele sind oft sehr komplex und besitzen meist weniger mitgelieferte Dokumentationen.

Lucas: IT-Architektur und IT-Projektmanagement sind ebenfalls passende Berufsfelder, besonders wenn man am Planen oder Design von Lösungen interessiert ist.

Kann man mit Gaming als Hobby in der Bewerbung eigentlich punkten?

Toni: Bewerber*innen sollten sich dessen bewusst sein, dass sie durch Gaming wichtige Kompetenzen mitbringen. Ich glaube, es kann sich heute auch kein Arbeitgeber mehr leisten, die Stärken vieler Gamer zu unterschätzen. Wir sind keine Minderheit, keine vereinzelten Nerds, sondern der Mainstream. Seriöse Statistiken rechnen mit 30 Millionen Gamern in Deutschland, 10 Millionen davon sind über 50 Jahre alt.

Wie können Bewerber*innen ihre Gaming-Erfahrung und Skills zeigen?

Toni: Aus dem Lebenslauf sollte hervorgehen, in welchen konkreten und relevanten Bereichen sich Bewerber*innen nachweislich engagiert haben: Alpha-Testing, Beta-Testing, aktive Beteiligung in Fachforen, beispielsweise zum Thema Fehler-Reporting und Fehlerbehebung. So etwas macht einen sehr guten Eindruck. Auch Modder sollten ihre Arbeit und Hintergründe in der Bewerbung thematisieren. Wer für große Spiele anspruchsvolle Mods geschrieben hat, also die Mechanik, Welt oder Spielinhalte modifiziert hat, ist bei Capgemini richtig. Immerhin arbeiten viele Modder auf einem professionellen Niveau – sie werden nur nicht bezahlt.

Bei Capgemini werden aus Gaming Karriere und Perspektiven entwickelt

Welche Möglichkeiten bietet Capgemini seinen Arbeitnehmer*innen, sich selbst zu verwirklichen?

Toni: Viele Arbeitnehmer*innen suchen nach sinnstiftenden Aufgaben – die bietet Capgemini zum Beispiel in Public Sector-Projekten. Ich finde aber auch, dass Capgemini unter vergleichbaren Arbeitgebern durch seinen Business Code of Ethics heraussticht. Wie stark wir im Unternehmen diese Werte leben, das habe ich so nicht erwartet, als ich hier angefangen habe. Individuelles und gemeinsames ethisches Handeln sind bei Capgemini nicht nur Worthülsen, sondern haben einen hohen Stellenwert.

Das hat für mich auch persönlich Gewicht: Ich will einen Mehrwert schaffen – für die Kolleg*innen, weil ich mich korrekt verhalte; und für unsere Kunden, weil ich mich mit meiner Arbeit identifiziere und mich in Projekte zu einhundert Prozent einbringe. Das ist eine nachhaltigere Art zu arbeiten.

Lucas: Der kollegiale Zusammenhalt ist bei Capgemini sehr groß. Es ist ein Arbeitgeber, bei dem man sich schnell zurechtfindet und zum Team gehört. Das ist bei uns ganz zentral: Wir helfen uns nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiter. Arbeitnehmer*innen finden bei Capgemini viel Support für ihre persönliche Entwicklung. Viele Gamer wissen das sicher zu schätzen, immerhin sind sie es gewohnt, ihre eigene Ziele zu definieren und diese zielstrebig zu verfolgen. Das ist sicher auch für Quereinsteiger*innen gut zu wissen. Selbst im Work-from-home-Modus ist die Unterstützung aus dem Team für neue Kolleg*innen immer da.

Wie sieht diese persönliche Weiterentwicklung konkret aus?

Lucas: Wir  können aus einem großen Portfolio an Fortbildungsangeboten wählen. Wir bekommen auch jederzeit Möglichkeiten angeboten, sich innerhalb des Unternehmens zu bewegen – also auch mal individuelle Entwicklungssprünge zu machen und ganz neue Kompetenzen in Bereichen anzuwenden, mit denen wir vorher vielleicht gar keine Berührungspunkte hatten. Im Prinzip gilt bei Capgemini für alle das, was wir bereits über Gamer gesagt haben: Jede*r hat unerkannte Talente. Capgemini schafft den Rahmen, diese Talente sinnvoll einzusetzen.

Wollen auch Sie Ihr technisches Verständnis, logisches Denken und Ihre Problemlösungs-Skills in einem Team-orientierten IT-Umfeld einbringen? Bewerben Sie sich als Software Engineer (w/m/d) oder IT Business Analyst (w/m/d) – auch wenn Sie Quereinsteiger*in sind! Weitere offene Stellen finden Sie in unserem Jobportal.