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Intelligent Industry: Die Industrie 4.0 Lehrjahre für den deutschen Maschinenbau sind vorbei

Jochen Bechtold
06. Okt. 2021

Investitionsdruck hin zur Digitalisierung führt zu Verschiebungen entlang der Wertschöpfungsketten und lässt neue  Ökosysteme entstehen

Gespräche mit CxOs führender Industrieunternehmen über die Auswirkungen der letzten 1,5 Pandemie-Jahre decken eine generelle Entwicklung auf: Die Marktunsicherheit führt im Maschinen- und Anlagenbau zu einer deutlichen Steigerung von Investitionen in die Digitalisierung von Produktion, Lieferketten, Produkten und Services. Die Verschmelzung von OT und IT-Systemen sowie Verschiebungseffekte entlang der Wertschöpfungsketten sind die Folgen. Der Chipproduzent Qualcomm, der auf den Markt der Automobilzulieferer drängt, ist hier als Beispiel dienlich.

Die Herausforderungen für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind vielschichtig

Diese lassen sich unter anderem bei der Verfügbarkeit finanzieller Mittel und der Unklarheit über mögliche zukunftsorientierte Geschäftsmodelle finden. Zudem gibt es Unsicherheiten darüber, ob der Fokus weg von der Organisation des Kerngeschäfts und hin zu einer Umstrukturierung des Unternehmens erfolgen darf. Auch technologische und regulatorische Hürden bremsen aus. Zu nennen sind Anforderungen an IT- und Daten-Sicherheit sowie nicht ausreichende Standardisierung und Konnektivität von Prozessen, Produkten und Assets. Hinzu kommt das Fehlen relevanter interner Kompetenzen in Bezug auf Software und Daten.

Ed/Techwelle surfen: Die Unternehmen sind die Bildungsplattform der Zukunft

Wie können Maschinenbauunternehmen attraktiver werden für Absolventen oder Berufsanfänger, damit diese nicht nur nach Positionen bei High-Tech Giganten oder Service-Integratoren Ausschau halten? Weiterbildungen sind gerade mit Blick auf neue Industrie 4.0 Technologien der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum und ein Wettbewerbsvorteil „Made in Germany“. Das Ziel muss die Etablierung von “EdTech” (Education and Technology) in Unternehmen sein.  Konkret handelt es sich um digitale Plattformen, die zentrale Bildungsmarktplätze und Ausbildungsplattformen zugleich darstellen, um die Mitarbeiter in neuen Aufgabengebieten zu schulen.

Neupositionierung durch ganzheitliche Sichtweise wird zum CxO Thema

Die Neupositionierung deutscher Maschinenbauunternehmen muss über einen ganzheitlichen Ansatz erfolgen. Dieser bezieht Aspekte in Bezug auf Geschäftsmodell, Architektur & Technologie, Organisation, Mitarbeiterförderung sowie das passende Operating Model mit ein. Somit geht das Thema auf die Agenda der CxOs und wird zur Chefsache. Dadurch gelingt der breite Blick für Opportunitäten und Synergien. Die kritischen nicht-technologischen Erfolgsfaktoren können nachdrücklicher bespielt werden. CxOs als Architekten der Zukunft müssen dazu ihre persönlichen sowie organisationalen Hemmnisse in Bezug auf digitale Initiativen ablegen.

Plattform Elemente ermöglichen eine effiziente und beschleunigte Umsetzung

Der zielgerichtete Einsatz von Plattform-Elementen liefert eine geringe Einstiegsbarriere in die digitale Transformation. Vorteile, wie die notwendige Geschwindigkeit in der Umsetzung, Effizienzgewinne durch Wiederverwendung sowie die Möglichkeit der Flexibilisierung von Lösungen werden ermöglicht.

Beispielsweise verknüpft eine „Manufacturing Operations Plattform“ flexibel Assets, Daten und Services auf Basis standardisierter Technologiebausteine. Dies ermöglicht dem Unternehmen das Operating Model in der Produktion einfach anzupassen und flexibler auf Änderungen des Marktes einzugehen

Die Industrie 4.0 Lehrjahre sind vorbei, es ist JETZT an der Zeit zu handeln!

Der Markt wird dem deutschen Maschinenbau keine weitere 10 Jahre mehr geben, die Industrie 4.0 umzusetzen. Produkte und die Unternehmensstruktur müssen für die Integrationsfähigkeit in neue Ökosysteme geöffnet werden. Sollten die Rahmenbedingungen hierfür noch nicht gesetzt sein, müssen geeignete Plattform-Elemente identifiziert werden, um an entscheidenden positiven Entwicklungen des Marktes in der Zukunft teilhaben zu können.

Vielen Dank an meinen Co-Autor Holger Burkhardt.

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Autor

Jochen Bechtold

Managing Director von Capgemini Engineering in Deutschland
Zusammen mit dem Capgemini Engineering Team und der Power der Capgemini-Gruppe, ist es mein Ziel, die Vernetzung der physischen und digitalen Welt hin zur „Intelligent Industry“ weiter auszubauen und damit die Wertschöpfungsketten, Produkte und Services unserer Kunden noch vernetzter, datengesteuerter, intelligenter und nachhaltiger zu machen.