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Inventive FRC – Compliance: RPA – Allheilmittel oder Trend

Ulrich Windheuser
04. März 2020
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Capgemini Invent adressiert die CxO Daten-Strategie und unterstützt seine Kunden bei der datengetriebenen Wertschöpfung.

Mit Inventive Finance, Risk & Compliance (Inventive FRC) meistern wir die Herausforderungen der Finanz-, Risiko- und Compliance-Funktion im Finanz-Sektor. Dieser Blog-Artikel fokussiert auf Compliance.

Ist RPA ein Allheilmittel zur Prozessstabilisierung?

Robotic Process Automation (RPA) ist zur Zeit eine der im Trend liegenden Technologien. RPA basiert auf der Nutzung eines Softwareroboters, der in ähnlicher Weise wie der menschliche Nutzer interagiert. Daher fürchten viele Angestellte, dass ihre Arbeitsplätze in Gefahr sind. Doch was steckt wirklich dahinter?

Was ist RPA und lassen sich damit tatsächlich Synergien erzeugen?

Bei RPA handelt es sich um ein regelbasiertes Programm, dass klar von Machine Learning und KI-Tools abzugrenzen ist. Die Implementierung von RPA wird – unter bestimmten Bedingungen – zu schnellen Erfolgen führen, da es ohne große Änderungen an der bestehenden IT-Landschaft aufgesetzt werden kann. Im Grunde genommen wiederholt RPA einen gelernten Prozess und folgt Schritt für Schritt den Anweisungen, ähnlich wie bei einem Kochrezept. So kann RPA u.a. Daten von einem Programm in ein anderes migrieren, Dateien öffnen und Daten aus strukturierten Dokumenten extrahieren.

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Abbildung 1: RPA ermölicht das Extrahieren von Daten

Wird eine Maschine wirklich alle Compliance Herausforderungen lösen?

Im Gegensatz zum Menschen wird RPA niemals einen Schritt überspringen oder wichtige Informationen übersehen. Es ist daher sehr verlockend, diese Technologie im Compliance-Umfeld zu nutzen, um kostenintensive menschliche Fehler zu vermeiden. Es gibt eine Vielzahl von RPA-bezogenen Anwendungsfällen in der Compliance-Welt, insbesondere im Zusammenhang mit Anti-Financial-Crime (AFC), beispielsweise die Überprüfung von Kundennamen gegen Sanktionslisten oder in KYC-Prozessen (Know your Customer). Im KYC Kontext kann RPA unterstützend eingesetzt werden, um Ausweise auszulesen oder Informationen über den wirtschaftlich Berechtigten abzurufen. Ein weiterer Vorteil von RPA liegt darin, dass alle Aktionen in einem detaillierten Audit-Protokoll getrackt und Entscheidungen auf transparente Weise getroffen werden. Außerdem können verschiedene Add-Ons wie Optical Character Recognition (OCR) oder Intelligent Character Recognition (ICR) auf RPA aufgesetzt werden, wodurch die Automatisierung auf eine noch höhere Ebene gehoben wird. Mit aktuellen Technologien lassen sich standardisierte Prozesse durch RPA automatisieren und somit einfache Herausforderungen lösen.

Wie viel Aufwand steckt hinter einer Implementierung?

RPA ist mehr als nur ein Trend. Der geschätzte Umsatz der Technologie stieg von 250 Millionen Dollar in 2016 auf knapp 3 Milliarden Dollar in 2021.

Natürlich ist die RPA nicht das Allheilmittel der Compliance-Welt, der Einsatz dieser Technologie hat auch mehrere Nachteile. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Anwendung von RPA liegt in der Identifizierung der richtigen Prozesse.  RPA ist mit moderatem Mitteleinsatz, jedoch mit hohem technischen Know-How zu den internen Schnittstellen und Prozessen sowie Technologietreibern zu implementieren. Der Mitteleinsatz zur Implementierung richtet sich im Wesentlichen an die historisch gewachsenen Prozesse sowie Komplexität in der jeweiligen IT-Infrastruktur.

Lohnt sich RPA?

Der internationale Bank-Transformation, -Technologie und -Geldwäsche-Experte Ulrich Windheuser fasst den Wertbeitrag wie folgt zusammen: Die RPA bringt viele Vorteile mit sich, so lassen sich u.a. standardisierte Prozesse mit geringem Mittelaufwand automatisieren und damit Synergien freisetzen (z.B. KYC Onboarding Prozess). Darüber hinaus werden enorme Potenziale freigesetzt und die Mitarbeiter können sich mit kritischeren und dringlicheren Aufgaben beschäftigen. Deshalb ist es für die Banken wichtig, die Einsatzmöglichkeiten von RPA zu identifizieren und eine individuelle Strategie für deren Umsetzung zu erstellen. RPA wird jedoch weder zu einer Prozessverbesserung führen, noch ist sie darauf programmiert, aus Daten oder früheren Erfahrungen zu lernen. Daher ist die Auswahl der richtigen Prozesse für die Automatisierung der Schlüssel für eine erfolgreiche RPA-Implementierung.

Vielen Dank an die Co-Autorin: Leonie Winterberg, Consultant Data, Risk & Regulatory, Capgemini Invent Expert in Anti-Financial Crime

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Autor

Ulrich Windheuser

Vice President | Head of Enterprise, Data & Analytics, Capgemini Invent
Ulrich Windheuser hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in Banking. Funktional haben ihn stets die Herausforderungen der Finance/Risk-Integration getrieben, insbesondere forderten ihn das Schaffen einer einheitlichen Datenplattform mit hoher Datenqualität heraus. Auf dieser Basis freut er sich auf die neuen, darüber hinausgehenden Herausforderungen, um Banken zu mehr datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verhelfen. Aktuell leitet er in Deutschland die Capability Unit Enterprise, Data & Analytics. Er hat an der Mercator Universität Duisburg Mathematik studiert und an der Universität Kaiserslautern in Technomathematik promoviert.