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Nachhaltigkeit: Sustainable IT gehört auf jede Unternehmens-Agenda

Marius Vöhringer
11. Juli 2022

Auf dem Weg zu Net Zero wollen Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer IT minimieren. Die IT-Architektur spielt dabei die entscheidende Rolle. Sie kann unternehmensweit negative Umweltfolgen verringern und die Effizienz steigern.

Die Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit wird ab dem Jahr 2023 deutlich ausgeweitet. Europäische Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sowie kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen werden in absehbarer Zukunft einen Report über ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen vorlegen müssen. Hinsichtlich der Dekarbonisierung haben die meisten deutschen Unternehmen zumindest bereits Ziele definiert: Aus der aktuellen IT-Trends-Studie von Capgemini in Deutschland geht hervor, dass knapp 71 Prozent der Unternehmen beabsichtigen, ihre jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2026 um durchschnittlich 37 Prozent zu senken.

IT spielt in Nachhaltigkeitsstrategien noch eine zu geringe Rolle

Eine andere Studie von Capgemini (Sustainable IT: Why it’s time for a Green Revolution for your organization’s IT, 2021) zeigt allerdings, dass die IT in den Nachhaltigkeitsstrategien der meisten Unternehmen noch keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zwar verfügt die Hälfte der Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie, doch nur bei jedem fünften Unternehmen berücksichtigt diese auch die IT.

Die Unternehmens-IT kann einen wertvollen Beitrag zu CO2-Einsparungen leisten, verursacht aber auch selbst einen CO2-Fußabdruck. Wie groß dieser in ihrem Unternehmen ist, wissen nur 43 Prozent der befragten Manager, und erst 18 Prozent haben zu seiner Minimierung eine umfassende Strategie mit klar definierten Zielen und Zeitvorgaben definiert.

Die Verringerung des CO2-Fußabdrucks der IT kann in erster Linie durch die Optimierung und Verschlankung von IT-Landschaften und -Architekturen erreicht werden. Dies erfordert eine unternehmensweite Strategie, die Möglichkeiten zur Verringerung der Umweltauswirkungen aus allen Geschäftsbereichen einbezieht.

Ein Framework unterstützt die Implementierung nachhaltiger IT

Eine solche Strategie für nachhaltige IT sollte klare, messbare Ziele und Meilensteine definieren sowie notwendige Veränderungen in der Organisation, den Prozessen und der Unternehmenskultur aufzeigen. Wir empfehlen ein Vorgehen mit den folgenden 8 Schritten:

1. Sensibilisierung der IT-Teams für Nachhaltigkeit
Fördern Sie bei Mitarbeitenden in der IT eine Nachhaltigkeitskultur, die die Zusammenarbeit mit Cloud-Hyperscalern wie AWS, Microsoft oder Google einschließt. Stimmen Sie die Team- und Unternehmenskultur darauf ein, Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen und schneller zu erreichen: Jede*r muss Verantwortung für die Auswirkungen der Cloud-Nutzung auf die Umwelt übernehmen.

2. Strategie für nachhaltige IT
Führen Sie zur Dokumentation der Ausgangslage eine grundlegende Bewertung des ökologischen Fußabdrucks Ihrer gesamten IT und des Reifegrads bestehender Nachhaltigkeitsmaßnahmen durch. Entwickeln Sie für Ihr Unternehmen eine umfassende Nachhaltigkeits-Strategie, die Ihre Vision von nachhaltiger IT beinhaltet und selbst Teil eines größeren ESG-Ansatzes ist. Zur Umsetzung ist es sinnvoll, eine leitende Position für nachhaltige IT zu besetzen, die den Erfolg der Maßnahmen anhand von KPIs kontrolliert und die notwendige Governance etabliert.

3. Digitalisierung für ein nachhaltiges Business
Analysieren Sie die Wertschöpfungskette und die Kernbereiche des aktuellen Geschäftsmodells, um Ansatzpunkte für Verbesserungen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu identifizieren und sie umzusetzen, z. B. durch Disintermediation. Eine weitere Möglichkeit für mehr Effizienz im Geschäft besteht in einer grundlegenden Konsolidierung umfangreicher Anwendungslandschaften bis hin zur Abschaltung von Anwendungen.

4. Evaluieren und modellieren
Ein digitaler Zwilling der IT- und Anwendungslandschaft kann durch datengestützte Geschäfts- und IT-Evaluierungen helfen, die jeweils aktuellen CO2-Emissionen zu ermitteln und das CO2-Reduktionspotenzial zu modellieren. Im Rahmen gemeinsam definierter Entscheidungskriterien lassen sich Optimierungspotenziale innerhalb der IT-Landschaften und -Architekturen identifizieren. Die Wirksamkeit von Maßnahmen kann simuliert werden. Neben der Nachhaltigkeitsprüfung von On-Premise-Einrichtungen (DC) lohnt es sich, durch Cloud Transformation die höhere Stromverbrauchseffektivität (Power Usage Effectiveness PUE) von Cloud-Rechenzentren zu nutzen.

5. Design und Planung
Die Architektur bestimmt maßgeblich das Setup der Rechenzentren, Landing Zones, Netzwerke und der Kommunikationswege. Der Aufbau einer Plattform für nachhaltige IT erschließt erhebliche Effizienzgewinne, denn in der Cloud verbrauchen Workloads und Speicherplatz weniger Energie bzw. stoßen weniger CO2 aus. Cloud-Nutzung und automatisierte Skalierungen der erforderlichen Hardwareressourcen sparen erfahrungsgemäß viel Energie ein, da Cloud-basierte Anwendungslandschaften Rechenressourcen üblicherweise zu mehr als 60 Prozent auslasten, während klassische Rechenzentren vor Ort in der Regel nur eine Auslastung von weniger als 20 Prozent verzeichnen.

So kann Cloud Computing grundsätzlich einen großen Beitrag zur Energieeffizienz leisten, doch gegenüber herkömmlichen Rechenzentren gibt es durch die notwendige Vernetzung und Kommunikation auch zusätzliche Energieverbraucher. Eine nachhaltige Architektur wird daher Übertragung von Daten möglichst reduzieren und effiziente Datenübertragungsmechanismen sowie Edge Computing nutzen. Dies und eine Analyse des Unternehmensportfolios auf nachhaltige Modernisierungspfade hin ist die Grundlage für ein umfassendes Architekturkonzept.

6. Green Coding – Entwicklung nachhaltiger Software
Der Energieverbrauch von Infrastruktur bzw. Rechenzentren lässt sich auch durch eine Verbesserung der Software-Architektur wesentlich senken, denn ihr Design bestimmt die erforderliche Hardware-Dimensionierung und den Stromverbrauch. Green Coding in der Anwendungsentwicklung und ‑transformation ist daher ein weiteres wichtiges Element nachhaltiger IT. Einige Unternehmen sparen durch optimierte Software-Architekturen und Anwendungen bereits 50 Prozent des Energiebedarfs ein und reduzieren die CO2-Emissionen entsprechend.

7. Betrieb
DevOps kann zu einem besseren Energiemanagement beitragen, wenn DevOps-Prozesse und -Automatisierung zur kontinuierlichen Optimierung eingesetzt werden. Site Reliability Engineering kann durch Automatisierung sowie Continuous Integration and Delivery (CI/CD) effiziente, skalierbare und hochgradig zuverlässige Software-Systeme aufbauen. Mit modernen DevOps-Tools und ‑Technologien, automatisierten CI-/CD-Pipelines und Tests lassen sich Fehler frühzeitig erkennen, bevor sie in Produktion gehen. Wer Monitoring-Systeme nutzt, kann auf Warnhinweise reagieren, bevor sie zu Vorfällen werden und Ressourcen schonen, um sie für andere Aufgaben effektiver einzusetzen.

8. Monitoring mit FinOps
Kalkulatoren für lokale und Cloud-basierte Infrastrukturen sowie Monitoringtools können den CO2-Fußabdruck der Unternehmens-IT ermitteln und Dashboards für Treibhausgas-Emissionen erstellen. Indem Sie Nachhaltigkeit in FinOps integrieren und den Ressourcen-Verbrauch optimieren, erzielen Sie im Rahmen des Finanz- und Umweltmanagements von IT- und Cloud-Systemen den größtmöglichen geschäftlichen Nutzen.

Eine Transformation, die diese acht Punkte berücksichtigt, reduziert mit dem Energieverbrauch negative Umweltauswirkungen der Unternehmens-IT und erschließt durch steigende Effizienz darüber hinaus geschäftliche und finanzielle Vorteile.

Kennen Sie bereits den CO2-Fußabdruck Ihrer Unternehmens-IT und arbeiten effektiv daran, ihn zu minimieren oder stehen Sie vor Herausforderungen bei der genauen Strategie und Umsetzung? Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen – sehr gern auch auf LinkedIn:

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Autor

Marius Vöhringer

Expertise: Cloud, Sustainable IT

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