Zum Inhalt gehen

Fördert Regulierung die Massentauglichkeit der Krypto-Assets? – Chancen und Risiken beim Eingreifen von Regulatoren

Ulrich Windheuser
16. Dez. 2021
capgemini-invent

Eine stärkere Regulierung der Krypto-Assets wird kommen

Die Akzeptanz von Krypto-Assets steigt rasant. Von einem Nischenprodukt noch zu Beginn des Jahrtausends, haben sie sich zu einem immer populäreren Produkt entwickelt. Dieses Jahr erreichte die Krypto-Marktkapitalisierung ca. 1,7 Billionen €. Diese Entwicklung ist auch den Regulatoren nicht entgangen. Mit der steigenden Marktkapitalisierung hat sich 2019 auch die Finanzkriminalität, insbesondere im Bereich Geldwäsche, durch die Nutzung von Kryptowährungen auf 21,4 Milliarden $ im Jahr 2019 erhöht, wobei diese Zahl konservativ geschätzt ist.[1] Die internationalen, europäischen und deutschen Regulatoren reagieren mit unterschiedlichen Mitteln auf das Risiko und den unregulierten Markt.

Die Möglichkeiten zur Regulierung und die wesentlichen Regulatoren

Es sind mehrere CBDCs (Central Bank Digital Currencies) in Planung, die die Steuerungsmöglichkeiten für digitale Währungen wieder an die Zentralbanken zurückgeben sollen. Einige prominente Krypto-Assets, allen voran Bitcoin, sind für ihre unkontrollierten Strukturen bekannt. Volatile Kurse und fehlender Anlegerschutz sind traditionell kontraproduktiv hinsichtlich der Ziele der Zentralbanken. Wichtigste Akteure sind China, Europa und die USA, die jeweils an eigenen CBDCs arbeiten. Durch die Kontrolle über die Währung lassen sich die Kurse mit expansiver oder restriktiver Geld- und Zinspolitik zentral steuern.[2]

Die durch die Zentralbanken gesteuerten CBDCs können den Nutzern digitale Sicherheitsstandards ermöglichen, die bei unregulierten Krypto-Assets aktuell noch fehlen. Höhere Sicherheitsstandards fördern wiederum das Vertrauen der Bevölkerung in Krypto-Assets. Vertrauen ist für eine Währung, ob digital oder herkömmlich, essentiell. Ein erhöhtes Vertrauen, bzw. eine universelle Akzeptanz für digitale Währung, ermöglicht vollkommen neue Dimensionen der Marktkapitalisierung und Dienstleistungsmöglichkeiten z.B. in Form von Payments. Anlegerschutz und Transparenz sind dabei maßgebliche Treiber, die eine stärkere Integration von Krypto-Assets in unserem Alltag vorantreiben. Daher sollten auch Stakeholder von Krypto-Assets für eine stärkere Regulierung plädieren.

Während CBDCs in ihrer finalen Marktreife noch auf sich warten lassen, schreitet die Regulierung der vorhandenen Krypto-Assets weiter voran. Die internationale FATF (Financial Action Task Force) hat erst im Oktober dieses Jahres ihre Guidance für „Virtual Assets and Virtual Asset Service Providers“ verschärft. Seit 2018 fordert die FATF eine Regulierung zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Die neue Version der FATF Guidance beschreibt u.a. Risikoindikatoren und Handlungshinweise für Banken, die in den Krypto-Assetmarkt einsteigen wollen.[3]

Auf europäischer Ebene wurde Mitte 2021 die Gründung der „AMLA“ („Anti-Money Laundering Authority“) vorgeschlagen. Die AMLA soll das Bindeglied zwischen den nationalen Behörden werden und bei internationalen Verdachtsmeldungen eigenständig handeln können. Der Kryptomarkt muss jedoch potenziell noch bis zum Jahr 2024 auf diese Behörde warten, erst zu diesem Zeitpunkt ist die Behörde geplant.[4]

In Deutschland sind Krypto-Assets seit 2020 als Finanzinstrumente in dem KWG verankert. Dabei sind Kryptoverwahrgeschäfte als Finanzdienstleistung definiert.[5] Zusätzlich hat das Bundesfinanzministerium die sogenannte Kryptowertetransferverordnung (KryptoWTransferV) beschlossen. Sie komplementiert die bestehenden Sorgfaltspflichten aus dem GwG für Krypto-Assets. So sind Handelsplätze von Kryptowerten dazu verpflichtet, Sorgfaltspflichten für ihre Kunden zu erheben.[6] Da Krypto-Assets in Deutschland noch kein weit verbreitetes Zahlungsmittel sind, lässt sich die Umwandlung von Krypto-Assets aus illegalen Aktivitäten in Fiatwährung an dieser Schnittstelle zumindest in der Theorie gut überwachen. Derartige Plattformen müssen die Source of Funds (SoF) überwachen. Sofern die Wallets digital bei einer Verwahrstelle hinterlegt sind, ist eine Überprüfung bei einer beidseitigen Kooperation leicht möglich. Sogenannte Tumbler oder Mixer verschleiern zum Zwecke von illegalen Aktivitäten die Herkunft der Krypto-Assets und sind bereits in Deutschland verboten. Anonymisierte Wallets sind weiterhin erlaubt – zumindest bis jetzt. Eine entsprechende Gesetzesänderung ist allerdings sehr wahrscheinlich.

Damit hat Deutschland noch viel Potential hinsichtlich der Regulierung des Krypto-Assetmarktes. Ein stärkeres Durchgreifen der staatlichen Institutionen gegenüber illegalen Aktivitäten liegt im allgemeinen Interesse. Gleichzeitig können die Finanzdienstleister mit einer starken Überwachung ihrerseits dabei helfen, zum einen Finanzkriminalität einzudämmen und zum anderen die öffentliche Akzeptanz der virtuellen Währungen voranzutreiben.

Fazit

Führende Finanzinstitute können schon heute die regulatorischen Weichen für morgen stellen. Finanzinstitute, die sich im Krypto-Assetmarkt etablieren wollen, müssen die regulatorischen Anforderungen erfüllen. Dabei gilt es, ein Gleichgewicht zwischen Innovation/Automatisierung und Kontrollstellen zu schaffen. Denn mit einer stärkeren Regulierung, wird auch das Vertrauen und somit die Nutzung der Krypto-Assets steigen. Gleichzeitig sollte die Regulatorik bestehende Geschäftsmodelle erlauben und sich daran anpassen, ohne deren Funktionen zu erschweren.

Als Experte für Krypto-Assets, Compliance und Geldwäsche berät der Tech Berater und Senior Manager von Capgemini Invent Gebhard Wengenroth sowie Manfred Miedl bereits heute führende europäische Banken und Krypto-Plattformen bei der Einführung und Ausgestaltung ihrer AML Prozesse sowie der technologischen Transformation.

„Die Akzeptanz für Krypto Assets steigt. Der Zug ist nicht mehr aufzuhalten. Nach langem Zögern starten nun auch globale Allianzen zur einheitlichen Regulierung des Krypto-Marktes. Der Markt für Krypto-Geldwäsche ist technologisch getrieben und den Regulatoren immer noch weit voraus. Dies muss und darf nicht so bleiben. Die geplanten Maßnahmen zur globalen Regulierung müssen schnell umgesetzt und implementiert werden, hierfür ist eine hohe fachliche und technologische Krypto-Kompetenz innerhalb des Unternehmens erforderlich, welche bereits heute aufgebaut werden kann.“ – Gebhard Wengenroth

Vielen Dank an den Co-Author Gero Kullak.

[1] Quelle: Chainalysis (2021); The 2021 Crypto Crime Report – Everything you need to know about ransomware, darknet markets, and more

[2] Quelle: https://www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/html/index.en.html

[3] Quelle: https://www.fatf-gafi.org/media/fatf/documents/recommendations/Updated-Guidance-VA-VASP.pdf

[4] Quelle: https://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:ce0c29bb-ead1-11eb-93a8-01aa75ed71a1.0014.02/DOC_1&format=PDF

[5] Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/kredwg/

[6] Quelle: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Gesetzestexte/Gesetze_Gesetzesvorhaben/Abteilungen/Abteilung_VII/19_Legislaturperiode/2021-09-29-KryptoWTransferV/3-Verkuendete-Verordnung.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Blog-Updates per Mail?

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle zwei Monate eine Auswahl der besten Blogartikel.

Autor

Ulrich Windheuser

Vice President | Head of Enterprise, Data & Analytics, Capgemini Invent
Ulrich Windheuser hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in Banking. Funktional haben ihn stets die Herausforderungen der Finance/Risk-Integration getrieben, insbesondere forderten ihn das Schaffen einer einheitlichen Datenplattform mit hoher Datenqualität heraus. Auf dieser Basis freut er sich auf die neuen, darüber hinausgehenden Herausforderungen, um Banken zu mehr datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verhelfen. Aktuell leitet er in Deutschland die Capability Unit Enterprise, Data & Analytics. Er hat an der Mercator Universität Duisburg Mathematik studiert und an der Universität Kaiserslautern in Technomathematik promoviert.