Zum Inhalt gehen

Wie das Internet der Dinge den zukünftigen digitalen Arbeitsplatz verändert

Benjamin Nickel
12. Apr. 2021
capgemini-invent

In der Tat haben viele Unternehmen bereits Software (z.B. über die Microsoft-Suite) installiert, die die Arbeitsgewohnheiten der Mitarbeiter*innen analysieren kann.

Dadurch können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, um die Arbeit produktiver und sicherer zu gestalten. Unternehmen werden diese Informationen zukünftig auch mit Daten von IoT-Geräten, Sensoren und Wearables anreichern können und ihre Einblicke somit vertiefen.

Mitarbeitende über Sensoren mit dem Internet verbinden zu können klingt für viele zunächst wie die brutale Beschreibung einer futuristischen Arbeitsdystopie. Zu Recht wird dann auch der Ruf nach Regulierung und Rechtssicherheit immer lauter. Allerdings: Von den gesammelten Daten profitieren nicht nur Unternehmen, sondern auch Mitarbeitende, die die gesammelten IoT-Informationen zu ihrem Arbeitsverhalten lohnend nutzen können.

Im Folgenden möchten wir einige IoT-Innovationen für den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft vorstellen, von denen hauptsächlich die Mitarbeiter*innen profitieren. Die Vorteile dieser Anwendungsbeispiele lassen sich vor allem in drei Kategorien einteilen.

  • Produktivität und Automatisierung: IoT-Technologien ermöglichen eine direkte Steigerung der Produktivität z.B. durch die Automatisierung von lästigen, unproduktiven oder administrativen Aufgaben wie der Buchung und Verwaltung von Meeting-Räumen.
  • Sicherheit und Risikovermeidung: Gerade in sensiblen oder gefährlichen Arbeitsumgebungen können z.B. Positionstracker eine Zugangskontrolle in Echtzeit gewährleisten oder eine schnelle Lokalisierung während eines Notfalls sicherstellen.
  • Gesundheit und Wohlbefinden: Sowohl für Büroangestellte als auch für körperlich arbeitende Kolleg*innen spielt Ergonomie und Gesundheit eine immer größere Rolle. Auch hier können IoT-Wearables helfen, gesundes Sitz- oder Hebeverhalten zu internalisieren.

IoT-Innovationen für digitale Arbeiter*innen

Wie das Internet der Dinge den zukünftigen digitalen Arbeitsplatz verändert_Capgemini Invent
Abbildung 1: Wie der digitale Arbeitsplatz der Zukunft aussehen könnte

Raumbuchungen und -Management:

Meetingräume nehmen im Arbeitsleben aller (Büro-)Angestellten einen großen Platz ein. Eine Harvard Studie belegt beispielsweise, dass Führungskräfte fast 50 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit in Besprechungen verbringen [1]. IoT-Anwendungen können Mitarbeiter*innen dabei unterstützen, administrative Aufgaben wie das Buchen und Verwalten von Besprechungsräumen effizienter zu gestalten. Auch ergibt sich bspw. die Möglichkeit einer Echtzeit-Ansicht der aktuellen Belegung durch Infrarot-Bewegungsmelder in den Meetingräumen. So kann die Auslastung der unterschiedlichen Räume erfasst, analysiert und optimal gesteuert werden – gebuchte Meetingräume, die nicht verwendet werden, gehören damit der Vergangenheit an. Die zusätzliche Transparenz zur Arbeitsplatzbelegung bietet auch weitere Vorteile. Reinigungskräfte können davon profitieren, nur effektiv genutzte Arbeitsplätze reinigen zu müssen, da über Sensortechnik genau erfasst werden kann, welche Schreibtische verwendet wurden. Ergänzend dazu können Sensoren auch die Luftqualität in Büroräumen überwachen und ggfs. über die Lüftung steuern.

Positionstracking und Kontaktnachverfolgung:

Über IoT-Kommunikationstechnologien lassen sich nicht nur Sensordaten kommunizieren, sondern bspw. über die Signalstärke auch Geräte lokalisieren.  Auf diese Weise ist es möglich, Personen oder Gegenstände in Büroumgebungen digital zu identifizieren oder in Echtzeit zu verfolgen. Auch hier gibt es Anwendungsfälle, von denen vor allem die Mitarbeiter*innen profitieren können. Durch smarte Indoor-Navigationssysteme können Angestellte oder Gäste sich mühelos per App in jedem Gebäude zurechtfinden und sich bei Bedarf zum gewünschten Ziel navigieren lassen. Dies spart wertvolle Zeit, und optimiert das Büroerlebnis für Gäste oder Kunden. Auch in großen Konferenzzentren haben solche Anwendungen viele Vorteile für die Besucher*innen.

Arbeitsplatzsicherheit:

In Deutschland ereigneten sich im Jahr 2019 über 870.000 gemeldete Arbeitsunfälle [2]. In der Zukunft lassen sich diese Unfälle und Personenschäden mit der Hilfe von IoT-Geräten reduzieren. Durch die Lokalisierung von Mitarbeitern im Falle eines Unfalles, können diese schneller gefunden und versorgt werden. Auch eine Überwachung der Umgebungswerte kann in gefährlichen Situationen Leben retten. Erhöht sich beispielsweise die Konzentration von gefährlichen Gasen in einem Raum, kann den Arbeitenden ein Hinweis gegeben werden.

Arbeitsplatzergonomie und Gesundheit:

In den Industrieländern verbringen viele Erwachsene am Tag zwischen 10 und 14 Stunden sitzend. Dies erhöht auch das Risiko für einige „Zivilisationserkrankungen“. Übergewicht oder Rückenschmerzen sind nur einige davon und können in schweren Fällen sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen. Das zieht nicht nur einen erheblichen Produktivitätsverlust für Unternehmen nach sich, sondern stellt ebenso ein großes gesundheitliches Risiko für Arbeitnehmer*innen dar. Auch hier gibt es bereits einige Anwendungsfälle für IoT-Geräte. Sensoren können bspw. an der Kleidung angebracht werden und die Haltung einer Person am Arbeitsplatz erfassen und analysieren. Mitarbeitende erhalten sowohl direktes Feedback vom Gerät als auch eine ganzheitliche Auswertung der Daten und können so die Haltung verbessern und eventuellen Haltungsschäden entgegenwirken. Ähnliche Lösungen und IoT-Geräte existieren ebenfalls für Mitarbeitende, die täglich physische Arbeit verrichten und damit ebenfalls sehr anfällig für langfristige körperliche Beschwerden sind.

Handheld text scanners / Voice control:

Unnötige und redundante Arbeit durch das Abtippen von gedruckten Unterlagen in digitale Formate kostet Nerven, Zeit und Geld. IoT-Geräte können auch hierbei die Mitarbeiter*innen unterstützen und frustrierende Arbeitsaufgaben ab- und übernehmen. Über einen digitalen Handscanner lässt sich bspw. der Text mittels einer OCR-Software („optical character recognition“) in ein für den Computer lesbares Format umwandeln. Auch durch Spracherkennungssoftware für das Steuern von Arbeitsgeräten über die eigene Stimme oder das Diktieren von Texten oder Emails kann den Mitarbeiter*innen wertvolle Zeit sparen und zu einer besseren, digitalen und angenehmen Arbeitsplatzerfahrung beitragen.

IoT-Anwendungen zur weiteren Personalisierung des Arbeitsplatz-Erlebnisses sind in vollem Gange, denn nicht nur Unternehmen profitieren von zusätzlichen Informationen, Erkenntnissen und Daten, auch für Mitarbeiter*innen bieten die kleinen, intelligenten Sensoren große Vorteile!

Capgemini Invent unterstützt Kund*innen bei allen Fragen zum digitalen Arbeitsplatz und bietet Strategie, Vision sowie Umsetzung aus einer Hand. Wenn Sie mehr über IoT-Anwendungen am Arbeitsplatz der Zukunft erfahren möchten, freuen wir uns über ein offenes Gespräch.

Vielen Dank an Gianmarco Steinhauer, Philipp Schullerus und Dominik Weickert für die Unterstützung bei der Erstellung des Blogartikels.

[1] Harvard Business Review (2017), Stop the Meeting Madness

[2] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2019), Arbeits- und Wegeunfallgeschehen

Alle Blogposts der Reihe “Digital Workplace”

Blog-Updates per Mail?

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle zwei Monate eine Auswahl der besten Blogartikel.

Autor

Benjamin Nickel

Senior Manager | Head of Digital Workplace Strategy & Transformation DACH, Capgemini Invent
Als Head of Digital Workplace Strategy bei Capgemini Invent entwickle ich die digitale Arbeitsplatzstrategie in den Bereichen People, Space, Technologie und Organisation meiner Kunden. Ich bin der Meinung, dass sich der Arbeitsplatz von morgen um den Menschen drehen sollte. Meine Vision ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, von überall, von jedem Gerät und zu jeder Zeit zu arbeiten – so wie es für sie am besten ist.