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Financial services

Große Erwartungen: Klimabedingte Risiken und Umweltrisiken

Klima- und Umweltrisiken (CR-E) gelten als die größten Risiken in der aktuellen globalen Risikolandschaft. Die Auswirkungen des Klimawandels sind katastrophal für den Planeten und folglich auch für unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften (Global Risk Landscape 2020 des Weltwirtschaftsforums). Das Management von CR-E-Risiken in der Finanzindustrie mit ihrer Doppelrolle als Beschleuniger und Multiplikator in der Wirtschaft spielt eine wesentliche Rolle für das übergeordnete Ziel der Nachhaltigkeit.

Ziel dieser Studie ist es, eine Momentaufnahme des aktuellen Reifegrads von Finanzinstituten im Hinblick auf die dreizehn Erwartungen zu erstellen, die im “Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken” (CR-E-Risiken) der EZB beschrieben sind. Zu diesem Zweck wurde ein Fragebogen mit mehr als 30 Fragen, einschließlich qualitativer Aussagen, entwickelt, die in drei Hauptkategorien unterteilt sind: (1) Strategie, (2) Governance & Risiko und (3) Daten & Berichterstattung. Die Teilnehmer sind als Universalbanken, Direktbanken und Genossenschaftsbanken sowie als spezielle Finanzdienstleister tätig. Die Teilnehmer sind in Österreich, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz ansässig.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Finanzdienstleistungssektor als Multiplikator in der Wirtschaft fungiert und die Bilanzsumme der teilnehmenden Finanzinstitute zusammen mehr als 5 Billionen EUR beträgt, werden die Auswirkungen der Teilnehmer auf die Wirtschaft als weitreichend angesehen.

Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie sind:

  • Der Reifegrad des Ansatzes zur Einbeziehung der Nachhaltigkeit ist in den vier Ländern unterschiedlich. Die Niederlande sind in dieser Hinsicht führend. ESG-bezogene Themen sind bereits tief in der Strategie, der Unternehmensführung und in der Folge in der gesamten Organisationsstruktur verankert. Globale oder zumindest EU-weite Standards und Vorschriften könnten die Bemühungen auch in anderen Ländern fördern.
  • Mehr als die Hälfte der Institute sehen ihr Geschäftsmodell zumindest mäßig und 38% sogar extrem von CR-E-Risiken betroffen. Gleichzeitig erkennen die Institute, dass sie, wenn sie sich intern und extern als Vorreiter positionieren, ein starkes Signal an die Marktteilnehmer senden und eine wirtschaftsweite Neuausrichtung nicht nur auf Kernbranchen vorantreiben können.
  • Die allgemeinen Governance-Strukturen für CR-E-Risiken sind heterogen und nicht gut entwickelt. Nur 50 % der Teilnehmer setzen Maßnahmen zum Management von CR-E-Risiken um, aber die Durchführung dieser Maßnahmen wird von verschiedenen Gremien in verschiedenen Instituten geregelt und kaum verfolgt. Die einzige Ausnahme ist die Einbeziehung von CR-E-Risiken in die Risikokultur bei 78 % der Teilnehmer. Außerdem fällt es den Instituten schwer, CR-E-Risiken einer bestimmten Risikokategorie zuzuordnen. Sie werden als eine Facette aller Risiken – Kredit-, Markt-, Betriebs- und Liquiditätsrisiken – gesehen.
  • Daten und Ratings sind ein wesentlicher Bestandteil des Verständnisses und des Managements von CR-E-Risiken, und die mangelnde Verfügbarkeit und Qualität dieser Daten ist einer der Hauptkritikpunkte der Teilnehmer. Die Bemühungen, beides zu erhalten, sind mit hohen Kosten und geringer Vergleichbarkeit behaftet. Insbesondere global agierende Institute sehen verlässliche und vergleichbare Datenquellen als notwendig an, um Produkte, Finanzierungen und andere angebotene Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette von Finanzinstituten konstant und transparent zu bewerten.

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Joachim von Puttkamer

Head of Financial Services Germany, Capgemini
Seit mehr als 16 Jahren unterstütze ich Kunden bei der Anpassung ihrer Organisation und IT-Systeme durch Post-Merger-Integration, Kostensenkungsprogramme, Digitalisierungsinitiativen und die Umsetzung von regulatorischen Änderungen. Ich habe an strategischen, Design- und Datenideen bis hin zu großen und nachhaltigen Implementierungen gearbeitet.