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Wie eine gesamtheitliche MBSE Einführung mit Hilfe eines holistischen Vorgehensmodells gelingt

Udo Lange
29. Juli 2020
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Wie können Sie MBSE strukturiert einführen und gleichzeitig eine individualisierte Lösung für Ihr Unternehmen gestalten?

Model-Based Systems Engineering Ansätze versprechen enorme Optimierungspotenziale in der Produktentwicklung, da sie helfen, die steigende Komplexität zu beherrschen und gleichzeitig agile Systementwicklung befähigen. Diese Aspekte haben wir im ersten Blog unserer MBSE Reihe bereits vorgestellt. Nun stellt sich die Frage, wie Unternehmen die Herausforderungen der Transformation hin zu einem modellbasierten Ansatz konkret meistern können. Hierfür empfehlen wir ein mehrstufiges Vorgehensmodell und zeigen auf, worauf bei dessen Implementierung zu achten ist.

Jede MBSE-Einführung muss individuell an das Unternehmen angepasst werden

Unternehmen im Engineering entwickeln unterschiedlichste Produkte mit variierender Komplexität. Einige nutzen bereits (MB)SE-Ansätze, während andere gerade erst beginnen. Deshalb ist es nur bedingt möglich, ein Standardvorgehen für die Einführung einer modellbasierten Arbeitsweise zu definieren, welches auf jedes Unternehmen universell anwendbar ist. Das ideale Vorgehen hängt von vielen Faktoren ab: Welche MBSE-Ziele verfolgt das Unternehmen? Welche Probleme soll der Einsatz von Modellen lösen? Welche SE-Kompetenzen sind bereits vorhanden? Welche Prozesse und Organisationsstrukturen bestehen bereits, die Model-Based Systems Engineering unterstützen? Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Unternehmen empfehlen wir auf Basis unserer Erfahrungen deshalb, ein strukturiertes Vorgehensmodell zur Einführung einer modellbasierten Arbeitsweise anzuwenden, die einzelnen Schritte jedoch individuell anzupassen. Die Kombination aus strukturiertem Vorgehen und maßgeschneiderten Maßnahmen stellt einen lösungsorientierten Ansatz sicher und gibt Ihrer Organisation zusätzlich die Flexibilität, Erkenntnisgewinne aus der Umsetzung bei laufender Einführung zu berücksichtigen (agiles Vorgehen).

Ein strukturiertes Vorgehen ist der Grundstein für eine erfolgreiche Einführung

Um Unternehmen bei der Transformation hin zu einem modellbasierten Systems Engineering zu unterstützen, nutzen wir unser Vorgehensmodell, dessen vier Phasen die Struktur für eine erfolgreiche Umsetzung vorgeben:

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Abbildung 1: Vorgehensmodell einer gesamtheitlichen MBSE Einführung

MBSE Maturity Assessment:

Um eine modellbasierte Arbeitsweise erfolgreich zu implementieren, ist es essenziell den aktuellen MBSE-Reifegrad des eigenen Unternehmens zu verstehen. Deshalb erarbeiten wir innerhalb unseres MBSE Maturity Assessments zusammen mit Ihnen eine holistische Sicht der Model-Based Systems Engineering Maturity Ihrer Organisation. Dafür analysieren und bewerten wir die verschiedenen Phasen des Systems Engineering V-Modells in den drei Dimensionen unseres Capgemini Frameworks (Processes & Governance, Tools & Data und Competencies & Culture). Auf Grundlage dieser gewonnenen Erkenntnisse wird das MBSE Maturity Level Ihres Unternehmens ermittelt, welches als gemeinsame Absprungbasis (Ist-Stand) und zur Zielbilderstellung für die Designphase dient. Aus dem Zielbild heraus werden dann die konkreten Handlungspotentiale identifiziert, deren Umsetzung das Unternehmen in einer modellbasierten Arbeitsweise befähigen.

MBSE Strategie und Roadmap:

In dieser Phase unseres Vorgehensmodells erarbeiten wir MBSE Vision, Strategie und Roadmap zusammen mit Key Stakeholder aus Ihrer Organisation. Im Rahmen unseres 2-tägigen MBSE Vision Workshops schaffen wir zu Beginn ein umfassendes Verständnis von MBSE und dessen Benefits für Ihr Unternehmen. Unsere Capgemini-Experten erläutern dabei Use Cases und Best Practices für die Anwendung von Model-Based Systems Engineering. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird die MBSE Vision und die Roadmap für die Transformation sowie die Strategie erarbeitet. Innerhalb der MBSE Strategie definiert unser Capgemini Framework drei Handlungsfelder, um einen maßgeschneiderten Ansatz sicherzustellen.

MBSE Transformation:

Zu Beginn erfolgt die Ausgestaltung der drei Dimensionen unseres MBSE Frameworks:

  1. Processes & Governance: Entwicklung von an das Unternehmen und die Industrie angepasster Sollprozesse auf Grundlage eines agilen und iterativen Ansatzes. Hier gilt es, verwendete Praktiken und Prozesse so abzustimmen und einzusetzen, dass sie die jeweiligen Ziele des Unternehmens stützen.
  2. Tools & Data: Unterstützung bei der Toolauswahl auf Grundlage der definierten Prozesse und Anforderungen des Unternehmens unter Einbeziehung unserer MBSE-Referenzarchitektur.
  3. Competencies & Culture: Befähigung der Organisation in disziplinenübergreifender Zusammenarbeit, Systemmodellierung und SE-Methoden, um MBSE Kompetenzen in Ihrem Unternehmen fest zu verankern.

Anschließend werden diese in „Pilotprojekten“ im Unternehmen eingeführt und unter realen Bedingungen angewendet. Durch die schnelle Umsetzung lassen sich bis dahin unbekannte Hindernisse sowie Abhängigkeiten zu Schnittstellen früh erkennen. Wichtig hierbei ist, die Piloten zuerst im kleinen Maßstab zu realisieren. Gleichzeitig ist das Team und die Ressourcenzuweisung innerhalb des Piloten entscheidend: Ein hoch motiviertes und qualifiziertes Team mit ausreichender Erfahrung in Modellierungsmethoden, -tools und -sprachen bildet die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Pilotphase ist das Change Management. Wir empfehlen, zuerst die Führungskräfte zu schulen, da ein tiefgreifender Wandel von der dokumentenbasierten hin zur modellbasierten Arbeitsweise in einem Unternehmen immer vom Management unterstützt werden muss. Dennoch gilt es, auch der Basis ausreichende Möglichkeiten bereitzustellen, um sich mit der neuen Arbeitsweise vertraut zu machen. Hierfür kann den Mitarbeitern Trainings oder eine digitale Change & Communication Plattform angeboten werden. Nach der Pilotphase schließt sich der Kreis und wir gleichen die Ergebnisse des Piloten mit dem Zielbild ab und ermitteln so Gaps und Impediments. Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse werden neue Maßnahmen definiert oder die bestehenden Maßnahmen optimiert. Anschließend erfolgt deren Operationalisierung. Über diese kontinuierliche Prozessverbesserung werden Optimierungspotentiale identifiziert und zurückgespielt und damit eine laufende Verbesserung der modellbasierten Arbeitsweise erreicht. Die MBSE-Transformation ist somit in sich ein Projekt, das agil gemanagt werden sollte.

MBSE Coaching:

Eine entsprechende Begleitung der Transformation hin zu einem modellbasierten Ansatz sollte durch ein geeignetes Coaching erfolgen. Unser Schulungskonzept stellt die nachhaltige, praxisorientierte Befähigung der Mitarbeiter innerhalb Ihrer Organisation in den Fokus​. Mitarbeiter werden durch erfahrene Coaches im 1:1 oder in Gruppen-Coachings begleitet​, ergänzend werden interne Coaches durch einen Coach-the-Coach Ansatz befähigt. Der kollaborative Ansatz und enge Austausch erzeugt Akzeptanz und einen kontinuierlichen Wissenstransfer.

Um mehr darüber zu erfahren, welchen MBSE Reifegrad ihre Organisation hat und welche Next Steps hieraus resultieren, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. In unserem nächsten Blog-Artikel erfahren Sie mehr zur Einführung von MBSE in Ihrem Unternehmen. In diesem beantworten wir die Frage, wie eine „holistische Implementierung eines Model-Based Systems Engineering Ansatzes mit Hilfe unseres MBSE Frameworks“ gelingt.

Vielen Dank an die Co-Autoren Verena Gertz, Sebastian Stieber und Yannick Scheler.


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Autor

Udo Lange

Expertise: Digital Engineering and Asset Management, High Tech Solutions, Industrie 4.0, Intelligent Industry, Product Lifecycle Management
Mit 5 Jahren Industrie- und 20 Jahren Beratungserfahrung berate ich Kunden in der Automobilindustrie, Aerospace, Transportation sowie dem Maschinen- und Anlagenbau bei der Entwicklung und Umsetzung erfolgreicher Strategien zur Nutzung Digitaler Technologien und Prozesse im Bereich Engineering und Product Lifecycle Management.