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Studie IT-Trends 2021: Neuausrichtung und Pläne für das New Normal

Capgemini
20. Apr. 2021

Deutschland und Österreich im Vergleich: dieselbe Pandemie, unterschiedliche Auswirkungen

Thomas Heimann, Capgemini

In Bezug auf die Corona-Pandemie waren Deutschland und Österreich zum Umfragezeitpunkt der IT-Trends-Studie im Oktober 2020 in einer ähnlichen Situation, dennoch wirkte sie sich unterschiedlich auf die Ziele der CIOs, die IT-Budgets und den Umgang mit IT-Projekten aus.

Pandemie-Auswirkungen beschleunigen digitale Transformation in Deutschland

Bei den Teilnehmenden beider Länder steht der Ausbau der Digitalisierung jetzt wieder ganz oben auf der Agenda. Im Jahr zuvor war das Interesse etwas abgeflaut. In Deutschland hatten die Auswirkungen der Corona Pandemie allerdings deutlich größeren Einfluss darauf, die Digitalisierungsbemühungen wieder zu verstärken. Außerdem sollen die durch die Transformation entstehenden Daten in diesem Jahr besser ausgewertet und genutzt und ihre Sicherheit erhöht werden.

Aufgrund der Auswirkungen der Pandemie rückt auch der Endkunde stärker in den Fokus als im Vorjahr. Die IT-Einheit soll neue innovative IT-Produkte und Services entwickeln und sie inklusive der vorhandenen besser an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten. Denn aufgrund der Kontaktbeschränkungen müssen in erster Linie die digitalen Angebote ausgebaut werden, damit das Geschäft nicht zum Erliegen kommt.

Österreich steckt mehr Geld in den Erhalt der IT-Landschaft

Auch das Nachbarland ist von der Pandemie betroffen, dennoch setzen seine Führungskräfte etwas andere Schwerpunkte. Die IT soll zwar auch neue innovative IT-Produkte und -Services entwickeln und stärker auf die Bedürfnisse der Endkunden eingehen als zuvor, allerdings spielen Effizienz und Kosten der IT in Österreich eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland. Starke Kürzungen der IT-Budgets sind aber nicht der Grund dafür, denn unterm Strich stehen die Führungskräfte aus Österreich in dieser Hinsicht besser da als ihre Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. Vielmehr zwingen wohl die Investitionen in die Digitalisierung zum Sparen an anderer Stelle.

Darüber hinaus wird in Österreich anteilig mehr IT-Budget in den Betrieb und Erhalt der IT-Landschaft gesteckt. Dieser Anteil liegt bei rund 53 Prozent. Für die Modernisierung und Neuentwicklung beziehungsweise -implementierung bleiben jeweils nur gut 23 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland fließen knapp 44 Prozent in den Erhalt von Systemen, knapp 29 Prozent in Modernisierungen und knapp 28 Prozent in Neuentwicklungen.

Die relativ hohen Ausgaben österreichischer Unternehmen für den System-Erhalt sind also eventuell der Grund, warum die Entwicklung neuer innovativer IT-Produkte und Services zugunsten der Digitalisierung zurückgefahren wurde. Alles gleichzeitig umzusetzen würde wohl die vorhandenen Ressourcen zu stark strapazieren. Aus ähnlichen Gründen wurde offenbar in vielen Organisationen auch das Ziel verworfen, die Time-to-Market zu verkürzen. Anscheinend konzentrieren sich Führungskräfte aus Österreich derzeit darauf, einen möglichst digitalen Geschäftsbetrieb zu ermöglichen.

In Deutschland ändern Viele ihre Pläne, aber in geringerem Umfang als im Nachbarland

Im Spannungsfeld wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Druck die Digitalisierung auszubauen, stoppten 27 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland IT-Projekte. Diejenigen, die diese Maßnahme umsetzten, gaben an, dass es sich um 14,4 Prozent aller IT-Vorhaben handele. Fast die Hälfte der Antwortenden verschob Vorhaben, von denen allerdings drei Viertel in diesem Jahr wieder anlaufen sollten.

Ländervergleich ITTrends
Grafik 1: Anteil der Befragten, die aufgrund von Corona neue Maßnahmen für Digitalisierunsprojekte treffen mussten

In Österreich änderten aufgrund der Pandemie weniger Führungskräfte ihre Pläne als in Deutschland. Nur ein Viertel verschob Vorhaben und nur gut jeder Fünfte stoppte IT-Projekte. Diese Maßnahmen betrafen dann allerdings mehr Projekte als bei deutschen Organisationen: Die entsprechenden Befragten gaben an, dass sie knapp 30 Prozent der IT-Vorhaben verschoben und fast jedes Dritte Projekt gestoppt haben.

Weitere spannende Ergebnisse finden Sie in der IT-Trends-Studie. Ausgewählte Daten können Sie auch selbst analysieren. Die Studie untersucht regelmäßig den Status quo der IT in Unternehmen und Behörden. An der Umfrage 2021 nahmen 144 Fach- und Führungskräfte teil. Knapp 71 Prozent davon kommen aus Deutschland und 25 Prozent aus Österreich.


Intelligente Technologien: Zustimmung zu Regulierung und externer Kontrolle steigt in einzelnen Bereichen

Fabian Schladitz - Head of Big Data & Analytics Germany
Fabian Schladitz, Capgemini

Im vergangenen Jahr lehnten Teilnehmende der IT-Trends-Studie staatliche oder externe Kontrolle im Zusammenhang mit intelligenten Technologien (künstliche Intelligenz / KI) überwiegend ab und bevorzugten Selbstverpflichtungen. Diese Einstellung hat sich inzwischen in einigen Bereichen geändert, wie die Ergebnisse der IT-Trends-Studie 2021 zeigen.

Je intensiver intelligente Technologien genutzt werden, desto dringlicher wird auch die Auseinandersetzung mit ihrer Regulierung und Kontrolle. Einige spektakuläre Cyberangriffe, Befürchtungen im Hinblick auf Wettbewerbsnachteile und mangelnde Akzeptanz der Öffentlichkeit haben in den letzten 12 Monaten die Einstellung einiger Führungskräfte verändert: So hat die unternehmensinterne Erarbeitung ethischer Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI an Zustimmung verloren. Die staatliche Regulierung der Einsatzbereiche von KI lehnen die meisten zwar immer noch ab, die Zustimmung ist aber etwas höher als im Vorjahr. Auch die externe Überprüfung der Maßnahmen, die lernende Systeme vor Manipulation schützen sollen, sowie die Begrenzung des Betriebs von KI-Systemen auf europäische oder unternehmenseigene Clouds werden jetzt positiver bewertet.

Es gibt allerdings auch Regulierungs- und Kontrollmaßnahmen, die weniger Zustimmung als im Vorjahr finden. Dazu gehören die Dokumentation der Entscheidungen der KI, die Aufbewahrung der Algorithmen, die Offenlegungspflicht für Algorithmen sowie die Überprüfung der Trainingsdaten im Hinblick auf Diskriminierung. Gegen die Offenlegung der Trainingsdaten sprechen sich zudem mehr Unternehmen aus als im Vorjahr. Der Grund ist, dass sie Rückschlüsse auf das Geschäftsmodell zulassen, was die Teilnehmenden verständlicherweise ablehnen.

ITTrends 2021
Grafik 1: Zustimmung zu Maßnahmen im Zusammenhang mit intelligenten Technologien

Konzerne beschäftigen sich intensiv mit intelligenten Technologien

Insgesamt gesehen ist die Nutzung intelligenter Technologien in den letzten 12 Monaten nur leicht gestiegen und liegt bei großen Unternehmen sogar etwas unter dem Vorjahresniveau. Es sind hauptsächlich Anwender aus mittelgroßen Unternehmen mit bis zu einer Milliarde Euro Umsatz, die ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ausgebaut haben. Gut 8 Prozent von ihnen nutzen intelligente Technologien jetzt intensiv oder sehr intensiv. Diese Quote ist im Vergleich zu der bei Top-50- und Top-100-Unternehmen mit rund 24 Prozent jedoch immer noch gering.

2020 wurden offenbar aufgrund der Corona-Pandemie die Budgets für KI-Projekte in einigen Organisationen nicht freigeben, weil sie an anderer Stelle benötigt wurden. Da sich die Datenlage in vielen Organisationen aufgrund der zunehmenden Digitalisierung aber weiter verbessern wird und immer mehr KI-Services als Komplettpaket zugekauft werden können, ist es wahrscheinlich, dass sich intelligente Technologien mit dem Ende der Pandemie wieder weiter verbreiten werden. Dafür spricht auch, dass etablierte Services, wie Microsoft Teams mit immer mehr KI ausgestattet werden und die Akzeptanz erhöhen dürften.

Business schätzt den Mehrwert höher ein als die IT-Abteilung

CIOs priorisieren die Einsatzbereiche für intelligente Technologien ähnlich wie im Vorjahr. An der Spitze steht die Automatisierung von manuellen Arbeiten, die auch von Fachanwendern am besten bewertet wird. Am wenigsten eingesetzt und am schlechtesten bewertet werden Empfehlungssysteme für Kunden und Mitarbeiter, obwohl es derartige Lösungen schon lange gibt und sie relativ einfach umgesetzt werden können. Den Mehrwert der einzelnen KI-Use Cases für die Anwender schätzen CIOs – wie im Vorjahr – ausnahmslos kritischer ein als ihre Kollegen aus dem Business.

Deren anfängliche Euphorie ist inzwischen etwas verflogen und die Einschätzung des Erfolges mit intelligenten Technologien hat sich der immer noch positiven, aber kritischeren Bewertung der CIOs angenähert. Das ist eine gute Grundlage, um mit einer ähnlichen Erwartungshaltung zusammen erfolgreich Projekte umzusetzen. Zurzeit scheinen Fachabteilungen KI-Vorhaben aber häufig in Eigenregie durchzuführen, was eventuell dazu beiträgt, dass die Ergebnisse nicht ihren Vorstellungen entsprechen.

ITTrends 2021
Grafik 2: Einschätzungen zum Erfolg des Einsatzes intelligenter Technologien

Wie man das eigene Unternehmen für KI nachhaltig gut aufstellt, haben wir in unserer Studie „The AI-powered enterprise“ untersucht. Weitere spannende Ergebnisse zu den Trends in der IT 2021 finden Sie in unserer IT-Trends-Studie. Auch in diesem Jahr haben Sie die Möglichkeit, ausgewählte Daten selbst zu analysieren.


IT-Budget: Digitalisierungsdruck steigt durch die Pandemie

Dr. Sven L. Roth, Capgemini

Trotz unsicherer Konjunkturaussichten beabsichtigen viele Organisationen die IT-Ausgaben zu erhöhen. Circa ein Viertel davon werden sie in die Entwicklung und Implementierung neuer Systeme und Anwendungen investieren.

In diesem Jahr hatte ich aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie damit gerechnet, dass viele Unternehmen und Behörden die IT-Budgets für das kommende Jahr kürzen werden. Die Umfrage zur IT-Trends-Studie im September und Oktober mit 144 Teilnehmern ergab allerdings, dass nur knapp 15 Prozent der Befragten die Ausgaben reduzieren; das entspricht in etwa dem Vorjahr. Ein größerer Teil der Befragten (rund 27 Prozent) hält das Niveau von 2020. Und der Anteil derjenigen, die erhöhen, liegt immerhin noch bei 48,4 Prozent; im Vorjahr waren es 63,1 Prozent.

Download der IT-Trends-Studie 2021

Kontaktbeschränkungen verleihen Digitalisierung neuen Schub

Damit wirkt sich die Corona-Pandemie nur bedingt negativ auf die Technologieausgaben aus. 87 Prozent der Unternehmen und Behörden nehmen sie vielmehr zum Anlass, die Digitalisierung auszubauen. Nach dem abgeflauten Interesse im Vorjahr steht sie damit erneut auf Platz eins der Prioritätenliste für 2021.

Die Gründe dafür sind offensichtlich. Es hat sich gezeigt, dass während der Pandemie vor allem solche Unternehmen ihren Umsatz halten oder sogar steigern konnten, deren Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, die Services kontaktlos erbringen beziehungsweise online verkaufen können. Dementsprechend sollen sich jetzt auch mehr CIOs als im Vorjahr darauf konzentrieren, die IT an den Bedürfnissen der Endkunden auszurichten. Datensicherheit, bessere Informationsauswertung und -nutzung, kürzere Release-Zyklen und der Aufbau von Partnernetzwerken gewinnen ebenfalls an Bedeutung, während Flexibilität und Effizienz in den Hintergrund treten. Auf Kostensenkungen sollen sich vor allem jene CIOs konzentrieren, die einen großen Budgetanteil in den Erhalt ihrer Systeme stecken müssen und damit im Vergleich zu anderen Studienteilnehmern weniger Spielraum für die Modernisierung ihrer Anwendungen oder Neuentwicklungen haben.

Große Unternehmen haben mehr Spielraum für die Erneuerung ihrer IT

Im Durchschnitt fließen knapp 47 Prozent aller IT-Ausgaben in den Erhalt von Systemen. Dieser Wert ist im Vergleich zu seiner letzten Erhebung in der Studie 2018 leicht gestiegen und bewegt sich ungefähr wieder auf dem Niveau von 2017. Großkonzerne haben in diesem Bereich die niedrigsten Kosten und der Mittelstand die höchsten. Er bezieht anteilig weniger Services aus Anbieter-Clouds und hat dadurch vermutlich höhere Fixkosten und weniger die Möglichkeit, Services nach Bedarf zu nutzen. Außerdem hat er es schwerer, Skaleneffekte auszuschöpfen und niedrige Lizenzpreise auszuhandeln. Ein weiterer Kostenfaktor dürfte der, im Vergleich zu Konzernen, geringere Umfang an Automatisierungen in den letzten 12 Monaten sein. Aufgrund all dieser Faktoren kann der Mittelstand derzeit weniger Geld in Modernisierungen und Neuentwicklungen stecken als Konzerne.

Insgesamt gesehen fließen in diesem Jahr etwa 27 Prozent der IT-Budgets in Modernisierungen und rund 26 Prozent in die Entwicklung und Implementierung neuer Systeme und Anwendungen. Diese Werte bewegen sich ebenfalls ungefähr auf dem Niveau von vor drei Jahren. Das Verhältnis von Ausgaben für Vorhandenes und Neues hat sich im Durchschnitt also kaum verändert, obwohl die IT-Budgets fast permanent gestiegen sind. Das Ziel sollte sein, durch Innovationen auch die Betriebskosten zu senken und damit Freiraum für weitere Innovationen zu schaffen. Die Umsetzung dieses Prinzips gelingt derzeit aber nur einzelnen Organisationen oder Branchen, wie beispielsweise der Automobilindustrie. Sie investiert nur knapp 44 Prozent des IT-Budgets in den Erhalt der Systemlandschaft, während dieser Anteil beim übrigen produzierenden Gewerbe bei gut 54 Prozent liegt.

Die Gesamtergebnisse der IT-Trends-Studie veröffentlichen wir im ersten Quartal 2021. Lesen Sie dann, welche Fortschritte beim Einsatz intelligenter Technologien gemacht wurden, wie sich die Corona-Pandemie auf andere Bereiche der IT ausgewirkt hat und welche Technologien CIOs im kommenden Jahr am meisten Bedeutung zumessen.

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