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Die Corona-Krise – eine Chance für Architekten und die Digitalisierung?

Wolfgang Gillich
11. Dez. 2020

„Ich habe immer versucht, jede Katastrophe in eine Chance zu verwandeln.“ Mit dieser Maxime ist John D. Rockefeller immerhin zum reichsten Menschen seiner Zeit geworden.

Die Verwandlung der aktuellen Katastrophe – die COVID-19-Pandemie –  in eine Chance zur beschleunigten Digitalisierung steht auch bei den IT-Architekten oben auf der Agenda: Denn Digitalisierung ist längst nicht mehr für das Überleben der eigenen Firma relevant, sondern für das der Gesellschaft insgesamt. Die Pandemie wurde unvermittelt zum Prüfstein der bisherigen Digitalisierung, sie offenbart die Schwachstellen und Stärken.

Aber welche Lösungen haben die „Pandemie-Prüfung“ bestanden, welche nicht? Wie hat sich die Digitalisierung in unseren Organisationen beschleunigt? Wie verändert sich die Softwareentwicklung?

Diese und weitere Fragen haben die Architektinnen und Architekten bei unserem 13. Kundenforum Architektur diskutiert und mit eigenen Erfahrungsberichten aus ihrem Umfeld angereichert.

Agile Methoden unterstützen Veränderungen

Auf Unternehmen und öffentliche Verwaltungen sind mit Corona, dem Lockdown und den globalen Auswirkungen quasi über Nacht massive Veränderungen und neue Anforderungen zugekommen. Die wenigsten waren darauf vorbereitet. Deutlich wurde dennoch, dass diejenigen Organisationen sich besser angepasst haben, die frühzeitig moderne, agile Ansätze und cross-funktionale Teams eingesetzt haben. Speziell wenn Systeme kurzfristig stark hochskaliert werden müssen, zeigt sich der Wert sinnvoller Investitionen in IT-Architektur, Technologie und Prozesse deutlich. So konnte beispielsweise die Bundesagentur für Arbeit innerhalb weniger Wochen ihre IT-Anwendung für Kurzarbeit von wenigen zehntausend angezeigten Beschäftigten auf über acht Millionen skalieren. Gleichzeitig konnten auch die Anzahl der Systemnutzer, die Telefonie-Plattform und die Service-Verfügbarkeit massiv nach oben gefahren werden. Ein Beleg, dass Behörden schnell und technisch innovativ sein können.

Veränderungen als Risiko managen

Solche schnellen (technischen) Veränderungen bleiben natürlich nicht ohne Auswirkungen auf organisatorische Aspekte. Wenn Home-Office von der Ausnahme zum Standard wird, dann hat das Auswirkungen auf das private Umfeld der Mitarbeitenden. Ebenfalls betroffen sind die Sicherstellung des IT-Betriebs und der Produktion sowie die Weiterentwicklung von Produkten. Hinzu kommen eine weitestgehend Remote erfolgende Kommunikation.

Veränderung sind aber auch eine Chance zur positiven Vermittlung von Risikomanagement, wenn es gilt, Beharrungskräften entgegenzuwirken. Um den häufig unbeliebten und negativ besetzten Prozess zu verbessern, sollten die entsprechenden Typen in ihrem Team identifiziert und die individuellen Stärken der Mitarbeitenden aktiv gefördert werden, um die positiven Aspekte von Veränderungen hervorzuheben. Schließlich sollte das Risikomanagement aktiv gemanagt und nicht „nur“ verwaltet werden.

Budgetplanung mit Pay-as-you-use in der Cloud

Nicht zuletzt zeigt sich, dass der Einsatz von Cloud-Technologien die Unternehmen flexibler für Veränderungen macht. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Cloud als essentieller Teil der IT-Strategie wahrgenommen und umgesetzt wird. Das schließt nicht nur IT-Security-Frameworks, Governance-Konzepte und Rahmenverträge mit Cloud-Anbietern ein. Man sollte die Cloud nicht nur für neue Produkte und Geschäftsfelder nutzen, sondern auch für den Betrieb von Legacy-Anwendungen in Betracht ziehen.

Eine wichtige Erkenntnis aus den Erfahrungen mit Cloud-basierten Ansätzen ist, dass planbare wie auch überraschende Peaks hinsichtlich der Rechenleistung problemlos erbracht werden können. Allerdings folgen die Kosten dann nicht mehr einem starren Budgetplan, sondern es müssen Sondereffekte (pay-as-you-use) eingeplant werden. Die dynamische on-demand Skalierung in der Cloud erzeugt nicht exakt planbare Kosten.

Die Arbeitswelt nach Corona: Digitaler und mitarbeiterorientiert, auch für Architekten

Beim Kundenforum Architektur wurden natürlich die Potentiale und Herausforderungen der Pandemie und ihrer Folgen praxisnah diskutiert. Geteilt wird die Erkenntnis, dass die Pandemie auch langfristig zu einem Umbruch der Arbeitswelt führen wird. Zudem ergeben sich für Architekten eine Reihe von Vorteilen und Nachteilen. So sind besonders das Networking, der schnelle Austausch zwischen Kollegen und Kolleginnen und kollaborative Arbeitsformen am Telefon oder im Videochat teilweise schwieriger zu realisieren.

Auf der positiven Seite stehen eine bessere Wertschätzung des Nutzens von Architektur durch eine höhere Sichtbarkeit und nicht zuletzt profitieren auch Architekten von der verstärkten Digitalisierung durch neue Formen der Zusammenarbeit, einer höheren Effizienz in Workshops und damit einhergehenden schnelleren Entscheidungsprozessen.

Die Diskussionen und Vorträge auf dem Kundenforum Architektur haben gezeigt, wie durch die Pandemie Veränderungen notwendig wurden, aber auch rasant umgesetzt werden können. Es macht einmal mehr deutlich, wie die sinnvolle Transformation zu einer agilen Organisation im Zusammenspiel mit der Modernisierung der Technologien die essentiellen Bausteine für die Digitalisierung sind.

Autor

Wolfgang Gillich

Managing Enterprise Architect

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