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SAP S/4HANA: Automobilzulieferer haben nun die Cloud-Option

Joachim Skarpil
05. Juni 2020

Corona hat der Planung von Autozulieferern einen Strich durch die Rechnung gemacht: Werke standen still, Lieferketten sind unterbrochen und Autohäuser geschlossen.

Über 30 Prozent weniger Autos wurden in den ersten vier Monaten des Jahres neu zugelassen, im April registrierten Autohersteller sogar 70 weniger Bestellungen aus dem Inland und 94 Prozent weniger Exporte, so der Autoverband VDA. Ende April 2020 lag in NRW die Auslastung der Werke bei nur 50 Prozent, auch wenn die Produktion mittlerweile in einigen Werken wieder angelaufen ist. Zudem zeigt unsere aktuelle Studie, dass junge Menschen ohne Auto aufgrund der Pandemie sogar verstärkt über eine Anschaffung nachdenken. Von einem „Zurück zur Normalität“ kann also momentan noch keine Rede sein. Ein gewisser Druck zur Transformation ist Zulieferern nicht neu. Schon die Elektromobilität bringt besonders solche Unternehmen in Zugzwang, die auf Komponenten für den Verbrennungsmotor spezialisiert sind. Für einige Automobilzulieferer ist die Suche nach neuen Geschäftsfeldern überlebensnotwendig. Und das war sie auch schon vor Corona. Die Herausforderung besteht nun mehr denn je darin, sich so aufzustellen, dass Prozesse, Systeme und die gesamte Unternehmensphilosophie ständige Veränderungen mitmachen können.

„Renewable Enterprise“ als Grundgedanke

Dieses „Renewable Enterprise“ bedeutet für die Autozuliefererindustrie vor allem: Mit Automotive-spezifischen Standardprozessen auskommen, ohne jedoch die Flexibilität für zukünftige Anforderungen und damit die Fähigkeit zur Innovation zu verlieren. Eine Cloud-basierte Lösung, die SAP und Capgemini gemeinsam entwickelt haben, schafft dafür die Grundlage: SAP S/4HANA Cloud for automotive suppliers. Schon seit zwei Jahren entwickeln wir diese Lösung, die die gängigen Standardprozesse der Zulieferindustrie abdeckt. Dazu gehören der elektronische Geschäftsdatenaustausch, Finanz-, aber auch Fertigungsprozesse wie die Produktionsplanung und -steuerung, Just-in-Time, das Handling Unit Management, die Integration ins Manufacturing Execution System (MES), sowie die gängigen Beschaffungs-, Service- und Lieferprozesse.

Ständige Weiterentwicklungen über Joint Development und Co-Innovation

Dabei wird es nicht bleiben: Zusammen mit SAP entwickelt Capgemini in agilen Projekten ständig neue Funktionalitäten und erweitern damit den Funktionsumfang kontinuierlich. So werden die neusten Releases beispielsweise die Bereiche Handling Units und Gutschriftverfahren weiter verbessern. Über diese Lösungen aus dem „Joint-Development“ hinaus entstehen eigene Capgemini-Anwendungen in Co-Innovation mit SAP. Hier kommt die SAP Cloud Platform zum Einsatz, SAPs Entwicklungsplattform, die besonders für Innovationen genutzt wird. Generell ist der SAPApp Center für SAP-Nutzer eine Anlaufstellte, um solche Lösungen für verschiedene Szenarios zu beziehen. Unsere App Capgemini Intelligent Assistant for Automotive (CIA4AUTO) warnt beispielsweise mithilfe von Machine-Learning-Funktionalität rechtzeitig vor möglichen Lieferengpässen. Dafür zieht CIA4Auto Daten aus SAP-Systemen zusammen – wie beispielsweise EDI-Messages und Benutzerdaten. Gerade in den aktuellen Zeiten, in denen die weltweiten Lieferketten weniger zuverlässig sind, sollte ein System schließlich in der Lage sein, Engpässe im Vorfeld zu erkennen und zu verhindern.

Standard und Individualität wird vereinbar

Ein besonders hoher Bedarf für die SAP S/HANA Cloud liegt derzeit noch eher in den USA als in Europa. Die Vorteile der Cloud sind bekannt: Keine Lizenzkosten mehr, dafür Abo-Gebühren, kein gebundenes Kapital (etwa durch den Betrieb von Rechenzentren und Hardware) und ein kostengünstiger und schneller Start der Software durch eine reduzierte Implementierungszeit. Unternehmen nutzen Automotive-Standardprozesse, die ständig weiterentwickelt und mit neuen Releases zur Verfügung gestellt werden. Im SAP-Kosmos kommt allerdings noch ein wichtiges Argument hinzu. Standard auf der einen und Individualität auf der anderen Seite: Diese beiden Pole waren in der Vergangenheit für viele IT-Verantwortliche nur schwer vereinbar. Dieser Spagat gelingt nun mit SAP S/4HANA Cloud for automotive supplier als Standardkern und den von Capgemini entwickelten Erweiterungen („Extensions“) zukünftig um ein Vielfaches leichter.

Immer auf neue Anforderungen gefasst sein

Momentan werden viele der angesichts des Corona-Virus getroffenen Maßnahmen gelockert: Der Verkauf in Läden und Einkaufsstraßen ist wieder angelaufen, die Schulen öffnen wieder vorsichtig. Das öffentliche Leben kehrt zurück. Was das für die Entwicklung in der Autoindustrie heißt, ist allerdings noch unklar. Sicher ist nur: Produktions- und Logistikprozesse müssen zukünftig schnell und flexibel angepasst werden können. Nicht nur um beispielsweise Teile für Gesichtsschilde oder Beatmungsgeräte zu produzieren, sondern in erster Linie, um auf die in immer kürzeren Abständen erfolgenden Änderungen der OEMs reagieren zu können. Die S/4HANA Cloud for Autmotive Suppliers ist hierfür auch für viele kleinere Unternehmen ein sehr interessanter Ansatz.

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Autor

Joachim Skarpil

Head of Automotive Suppliers
Joachim Skarpil hat über 20 Jahre Erfahrung im IT- und Beratungsgeschäft mit Automobilzulieferern. Seine Schwerpunkte sind Digitale Transformation, Nachhaltigkeit, Disruption, Cloudlösungen sowie neue Betriebs- und Geschäftsmodelle. Bei Capgemini verantwortet er als Head of Automotive Suppliers das gesamte Automobilzuliefergeschäft in Deutschland.

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