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Die Entwicklung des digitalen Geldes – Können sich digitale Zentralbankwährungen gegenüber den Kryptowährungen durchsetzen?

Ulrich Windheuser
28. Okt. 2021
capgemini-invent

European Central Bank Building in Frankfurt

Weshalb entstehen digitale Zentralbankwährungen und welche Vorteile bieten sie?

CBDC, oder auch Central Bank Digital Currencies (digitale Zentralbankwährungen) waren in den letzten Jahren in den Medien sehr präsent. Der Grund: Zentralbanken fürchten, ihren Einfluss auf die Geldpolitik zu verlieren, da sich private und dezentrale Initiativen am Markt etablieren. Die mobilisierten Zentralbanken sind aktuell intensiv mit der Planung und der Forschung an potenziellen CBDCs und möglichen Anwendungsbereichen beschäftigt. Die Besonderheit der staatlichen, digitalen Währungen liegt darin, dass die Steuerungsmechanismen durch die Zentralbanken zentralisiert sind und somit sämtliche Instrumente der klassischen Geldpolitik erhalten bleiben. Verglichen zum herkömmlichen Transaction Banking ist es daher möglich, real-time Transaktionen durchzuführen, da manuelle Tätigkeiten entfallen und Abwicklungsschritte verkürzt werden, was zu geringeren Kosten führt. Zusätzlich könnte die offizielle Adaption ermöglichen, dass illegale Transaktionen einfacher identifiziert und verhindert werden.

Durch CBDC wäre es erstmalig möglich, den Nutzern von digitalen Währungen einen Sicherheitsstandard zu bieten, der im gesamten Kryptomarkt noch nicht existiert. Dies wird digitale Währungen für mehr Anwendungsgebiete nutzbar machen, die heute auf Grund der hohen Volatilität und dem Mangel an Regulierungen bzw. Anlegerschutz nicht erschlossen sind.

The Money Flower
Abbildung: The Money Flower

Auswirkungen und Ausgestaltungsspielräume einer digitalen Zentralbankwährung

Doch wie genau könnte eine CBDC aussehen und welche Aspekte gilt es zu beachten? Es sind zwei Arten von CBDCs denkbar. Einerseits die Möglichkeit, direkte Einlagen bei der Zentralbank durch das Anbieten von Einlagekonten zu tätigen. Andererseits, ist die Verbreitung des digitalen Zentralbankgeldes über die Geschäftsbanken möglich. Für die Geldpolitik würde die erste Alternative einen deutlichen Vorteil darstellen, da die Zinssteuerung und die geldpolitischen Maßnahmen direkt an die Bürger weitergegeben werden könnten. Allerdings könnte sich dabei die Anzahl der EZB-Konten von bisher 10.000 Konten auf 300 bis 500 Mio. Konten erhöhen[1]. Die für das Onboarding der Konten notwendigen Anforderungen hinsichtlich Infrastruktur, Ressourceneinsatz und Sicherheit wären immens. Die zweite Alternative würde es erlauben, dass Banken ihre Position als Intermediäre beibehalten, da ihnen die Rolle der Distribution der CBDC zugeschrieben wäre. Dennoch müssten die Banken ihre Dienstleistungen (z.B. Zahlungsverkehr, FX, Kredite) und interne Prozesse (z.B. KYC, AML/CFT) an die neue Währungsart anpassen.

Prominente CBDC Projekte finden wir in den USA mit dem digitalen Dollar, in China mit dem digitalen Renminbi und in Europa mit dem digitalen Euro.[2] Diese Initiativen sind jedoch unterschiedlich weit voran geschritten. In diesem Rennen geht es um internationales Prestige, aber auch darum, eine internationale Payment-Vorherrschaft zu etablieren. Sollten die CBDCs grenzübergreifend Anklang finden, wäre eine Verschiebung bestehender Machtbereiche möglich. Die People’s Bank of China (PBOC) ist die Zentralbank, die am nächsten an einer marktfähigen Lösung ist. Der Vorsprung der PBOC lässt sich unter anderem damit erklären, dass innerhalb des chinesischen Marktes große Konkurrenz durch digitale Payment-Dienstleister, wie z.B. WeChat Pay und AliPay, existiert, deren Einfluss aufgrund der hohen Anzahl von Online-Transaktionen steigt. Banken sollen dabei als Intermediäre agieren, die den Bürger*Innnen den Zugang zu der CBDC ermöglichen. Die PBOC hat in einem Pilotprojekt zufällig ausgewählten Bürger*Innen bereits digitale Renminbi zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur zu prüfen. Das Verbot sämtlicher Transaktionen mit anderen Kryptowährungen unterstreicht dabei die Priorität des digitalen Renminbis für die Regierung der Volksrepublik China.[3]  Ein öffentliches Debut des digitalen Renminbis ist dabei für die Winter Olympiade 2022 vorgesehen. Dies ist strategisch ein wichtiger Meilenstein für Chinas Ambitionen zur wirtschaftlichen Dominanz.

Auch in Europa sind vermehrt Bestrebungen hinsichtlich CBDCs zu beobachten. Die EZB arbeitet an dem digitalen Euro. Dabei handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt um ein potenzielles Vorhaben. Wichtig ist zu betonen, dass der digitale Euro Bargeld in Europa ausschließlich ergänzen und nicht gänzlich ersetzen soll. Ab Oktober 2021 startet die Untersuchungsphase zum digitalen Euro. Ziel der Untersuchungsphase ist es, eine finale Entscheidung zu treffen, ob eine CBDC eingeführt werden soll. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird die Nutzbarkeit, die Abwehrfähigkeit von illegalen Aktivitäten und die Beibehaltung von Privatsphäre-Attributen untersucht. Ob eine zentralisierte oder dezentrale Abwicklung für den digitalen Euro vorgesehen ist, wurde noch nicht entschieden. Bis zur Einführung eines digitalen Euros könnten noch etwa fünf Jahre vergehen,[4] zur Enttäuschung vieler Marktteilnehmer*Innen, die sich eine schnellere Einführung wünschen.

Fazit: Welche Auswirkung hat die mögliche Einführung von CBDCs auf bestehende Kryptowährungen?

Entwicklungen von Kryptowährungen durch die Einführung von CBDCs

Als Experten für Krypto-Assets, Compliance und Geldwäsche beraten die Tech Berater von Capgemini Invent Ulrich Windheuser und Manfred Miedl bereits heute führende europäische Banken und Crypto-Plattformen in ihrem strategischen und operativen Krypto-Markteintritt sowie der technologischen Transformation.

„Ob der digitale Euro als CBCD kommt oder nicht macht mittelfristig keinen Unterschied mehr, denn wegweisende Entscheidungen zur digitalen Zentralbankwährung wurden bereits getroffen. Die PBOC plant bereits Ende 2022 den breiten Markteintritt. Weitere globale, digitale Zentralbankwährungen werden in den nächsten Jahren marktreif sein. Die EZB mit dem „digitalen Euro“ braucht zeitnah eine belastbare und abgestimmte Zahlungslösung sowie eine gute Integration, wenn sie regulatorisch und strategisch in der Geldpolitik für Europa weiterhin eine dominierende Rolle spielen möchte.“

Auch eine Zentralbank steht im internationalen Wettbewerb. Doch die Initiative der EZB für einen erfolgreichen Markteintritt des digitalen Euros ist sehr komplex. Dabei bieten die Technologieauswahl, die Integrationslösung und die Markteintrittsstrategie sowohl enorme Chancen als auch Risiken, die es zu schwächen gilt.

Supranationale regulatorische Initiativen haben sich bereits gebildet und werden die Adaption der CBDCs weiter vorantreiben. Bereits heute bauen führende deutsche und europäische Schlüsselbanken neue Krypto-Dienstleistungen auf, etablieren strategische Allianzen und führen Akquisitionen durch, um den Zukunftsmarkt bedienen zu können. Die europäische Hoffnung bleibt in der technologischen und strategischen Ausgestaltung des digitalen Euros. Diese Informationen sind voraussichtlich in ein bis zwei Jahren zu erwarten. Die frühe Einführung und Adaption des digitalen Renminbis könnten als Katalysator der europäischen CBDC-Entwicklung dienen.

Die Einführung eines digitalen Euros wird zur logischen Folge haben, dass konkurrierende Kryptowährungen, welche nicht von einer Zentralbank emittiert und reguliert werden, lediglich als Commodities mit Zahlungsmittelcharakter betrachtet werden. Sie werden weiterhin u.a. als Spekulationsobjekte und als Inflationsschutz dienen. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Anwendungsgebiete der Kryptowährungen weiter zunehmen werden und somit der „regulatorische Druck“ zur Wahrung der geldpolitischen Souveränität der Europäischen Zetralbank nicht verloren geht.  Dies ist grundsätzlich eine positive Entwicklung, um mehr Sicherheit in einen intransparenten Markt zu erhalten. It’s time for action now.

Vielen Dank an den Co-Author Manfred Miedl.

[1] https://www.ecb.europa.eu/stats/html/index.de.html

[2] https://www.atlanticcouncil.org/cbdctracker/

[3] https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-09-24/china-deems-all-crypto-related-transactions-illegal-in-crackdown?srnd=premium-europe

[4] https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/geldpolitik-weidmann-bremst-erwartungen-digitaler-euro-wird-wohl-kein-alleskoenner/27610266.html?ticket=ST-3805147-InWZKToPOgY9C1Cu53aa-cas01.example.org

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Autor

Ulrich Windheuser

Vice President | Head of Enterprise, Data & Analytics, Capgemini Invent
Ulrich Windheuser hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in Banking. Funktional haben ihn stets die Herausforderungen der Finance/Risk-Integration getrieben, insbesondere forderten ihn das Schaffen einer einheitlichen Datenplattform mit hoher Datenqualität heraus. Auf dieser Basis freut er sich auf die neuen, darüber hinausgehenden Herausforderungen, um Banken zu mehr datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verhelfen. Aktuell leitet er in Deutschland die Capability Unit Enterprise, Data & Analytics. Er hat an der Mercator Universität Duisburg Mathematik studiert und an der Universität Kaiserslautern in Technomathematik promoviert.

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